Rhetorik.ch


Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com

www.rhetorik.ch aktuell: (6. August, 2004)

Eine überzeugende 1. August Rede



Der Redner

Bundesgerichtspräsident Heinz Aemisegger war Referent am traditionellen Bundeszmorge in Schaffhausen. Mit den ersten Worten verstand es der ehemalige Schaffhauser, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen. Selbstkritisch sagte er:

"Ich fühle mich hier wohl und möchte am liebsten ohne Manuskript reden. Doch wer mich kennt, weiss, dass ich dann zu lang werden würde."




Mit der kurzen Überleitung

"Schuster bleib bei Deiner Rede!"


kam er zur offiziellen Version und sagte:

"Für einmal spricht kein Politiker zu Ihnen, sondern ein Richter. Sie werden daher keine Wahlversprechen hören."


Soundbitefähige Sätze

Heinz Aemisegger verstand es, soundbitefähige Sätze einzubauen. Damit war für uns sicher, dass die Medien den folgenden Satz zitieren werden:

"Böse Zungen behaupten, die Schwäche der heutigen Demokratie liege darin, dass die Politiker mehr auf das achten, was ankommt, als auf das, worauf es ankommt."


Wie wir vermutet hatten, nahm anderntags die Presse diesen Satz im Bericht über die Augustrede wortwörtlich auf.

Die Analogie "Baum" als "roter Faden"

Aemisegger verstand es, mit dem Zitat Stefan Zweigs:

"Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt."


seine Betrachtungsweise zur heutigen Schweiz immer wieder auf dieses "Baumbild" zurückzuführen. Die Wurzel veranschaulicht die Heimat. Wurzeln müssen gedüngt, gepflegt werden. Es kann aber auch faule Stellen geben.

Trilogie als Verständlichkeitshelfer

Die drei Verben: "Luege-Lose-Laufe" nutzte der Redner als hilfreiche Verständlichkeitshelfer für seine Kernaussagen,

"Luege" (schauen)


Sachverhalte sollten immer zuerst geklärt werden. Sie sind von verschiedensten Seiten zu betrachten. Einseitige Sichtweisen bringen uns nicht weiter.

"Lose" (hören)


Bevor wir entscheiden, müssen wir wissen, was andere zu aktuellen Fragen sagen: (die Alten, die Jungen, die Parteien usw. Wir sollten zuerst gut zuhören und uns informieren!

"Laufe" (handeln)


Erst nach dem Sehen und Hören dürfen wir handeln, ordnen und müssen dann Schwerpunkte setzen. Handeln heisst aber: Überlegt handeln.

Ohne Veränderung - keine Verbesserung

Es ist unbestritten:

"Nur am rollenden Stein wächst kein Moos".


Veränderungen sind notwendig. Ohne Veränderungen kommt es zu keinen Verbesserungen. Doch gab der Bundesgerichtspräsident zu bedenken: Was gut ist, gilt es zu bewahren. Veränderungen dürfen nicht Selbstzweck sein. Nicht alle Veränderungen garantieren Verbesserungen.

Was uns aufgefallen ist:

Der Bundesgerichtspräsident verhielt sich in verschiedenen Situationen flexibel, humorvoll und professionell: So ging er auf die Situation auf dem Fronwagplatz ein. Die Sonne brannte recht heiss auf einige Köpfe. Während der Rede sprach der Richter diese intensive Sonnenbestrahlung an und und verwies auf ein persönliches Erlebnis anlässlich des diesjährigen Papstbesuchs in der Schweiz:

"Die Sonne brannte unerbittlich auf der Berner Allmend auf die linke Gesichtshälfte der Zuhörerinnen und Zuhörer. Am folgenden Tag sah man die entsprechenden roten Spuren auf den Gesichtern. Im Parlament waren die Parlamentarierinnen und Parlamentarier, welche die Papstmesse besucht hatten, deshalb mit Leichtigkeit sofort zu erkennen."


Diese Auflockerung wurde vom Publikum mit einem Lachen quittiert. Während der Rede wollte plötzlich ein Windstoss das Manuskript aufwirbeln. Auch diese unvorhergesehene Situation sprach der Redner direkt an:

"Jetzt muss ich die Blätter halten, sonst werden sie noch weggeblasen."


Mit dem Manuskript in der Hand sprach er hernach locker und entspannt weiter. Dieses "Beschreiben der Situation" (das sich auf die Metaebene begeben) war professionell. Mancher Laie wäre in bei dieser Überraschung irritiert worden und hätte sich aus dem Konzept bringen lassen. Ich bin überzeugt, Heinz Aemissegger wäre auch ohne Manuskript über die Runden gekommen.


Fazit: Die Rede des Bundesgerichtspräsidenten überzeugte uns, weil die Aussagen - obwohl schriftlich vorbereitet - vor dem Publikum neu entwickelt und mit Engagement übermittelt wurden. Die Aussagen überzeugen uns, weil sie beim Adressaten neue Gedanken erzeugten. (daher der Begriff über- zeugen). Der Bundesgerichtpräsident beachtete Grundsätze, wie:
  • Der Redner muss er selbst sein.
  • Er muss die Rede dem Publikum anpassen d.h. zuhörerorientiert sprechen.
  • Das Konzept muss einfach strukturiert sein.
Viele Redner sagen nach wirkungslosen Augustreden, sie hätten den roten Faden verloren. Doch bei manchen war dies gar nicht möglich, denn sie hatten noch nie einen roten Faden!



Wir haben die Rede von Heinz Aemisegger angefordert und für diese Webseite auch bekommen:

1. August Rede 2004
Neue Helvetische Gesellschaft des Kantons Schaffhausen

von Bundesgerichtspräsident Heinz Aemisegger

Liebe Schaffhauserinnen und Schaffhauser, Liebe Gäste von nah und fern, Die Schweiz hat heute Geburtstag. Sie feiert ihren Nationalfeiertag. Seit über 700 Jahren behauptet sie sich erfolgreich. Seit über 150 Jahren ist sie ein Bundesstaat. Dass ich heute aus diesem Anlass zu Ihnen sprechen darf, bedeutet für mich Freude und Ehre. Für einmal spricht kein Politiker zu Ihnen, sondern ein Richter. Sie werden daher keine Wahlversprechen hören. Meine persönliche und berufliche Erlebniswelt wird dagegen in meine Ausführungen einfliessen. Sie haben mit meiner Person einen quasi "Aussenstehenden" gewählt. Sie haben aber doch jemanden gewählt, der die Schaffhauser Verhältisse als "Heimweh-Schaffhauser" gut kennt. Ich will die Chancen und Vorteile meiner Position nutzen. Trotz meinem derzeitigen Wohnort Lausanne liegen meine Wurzeln in Schaffhausen. Hier habe ich meine Jugend und Schulzeit verbracht. Hier lebte ich mit meiner Familie als Kind und als Vater von Kindern. Hier war ich viele Jahre als Richter tätig. Stefan Zweig sagte einmal: "Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt." Ich verspüre diesen Halt. Ich verdanke ihn meiner Heimat. Mit diesen Bildern Wurzel - Heimat - Halt - Verankerung sind wir mitten im Thema: 1. August - Nationalfeiertag der Schweiz. Es ist ein starkes Bild - lassen wir es auf uns wirken. Es ist das Bild eines schönen, alten, gross gewachsenen, stark verwurzelten Baums. Ein chinesisches Sprichwort sagt: "Das Volk ist die Wurzel eines Landes. Ist die Wurzel fest, lebt das Land in Frieden." Ich möchte beifügen: Ist die Wurzel fest, lebt das Land in Prosperität, sozialem Frieden, Eintracht und Rechtssicherheit. Wurzeln muss man pflegen. Man muss sie düngen, man muss ihnen Wasser geben. Sonst wachsen keine Früchte, keine Blumen. Sonst haben sie keine Kraft für Halt, Festigkeit und Stabilität. Kurz: Ist die Wurzel fest, so lebt das Land gut; so hat es seine Probleme im Griff. Aber - so ist heute zu fragen - wie fest ist die Wurzel der Schweiz? Wie geht es uns, dem Volk, heute? Wie ist die Lage? Was ist gut, was ist schlecht an unserem Land, an unserer Gesellschaft? Gibt es Schwachstellen, faule Bereiche an der Wurzel? Wenn ich so frage, knüpfe ich an, an den bekannten mahnenden Ausspruch beim Betreten eines Fussgängerstreifens: Luege, lose, laufe. Bevor man läuft, und läuft und läuft, wie der legendäre VW-Käfer, muss man sich genau umsehen: Man muss nach links schauen, nach rechts schauen und man muss auch in die Mitte schauen. Das gilt in jeder Hinsicht; das gilt nicht zuletzt auch mit Blick auf unsere politischen Parteien, Volksgruppen, Randgruppen und Sprachgruppen. Wir müssen dabei alle Elemente erfassen, die unsere vielfältige schweizerische Gesellschaft ausmachen. Wir müssen - wie es die Richter tun - den Sachverhalt erfassen und schauen, wo die Differenzen in einem Streit liegen. Wir müssen abklären, was die Fakten sind. Hernach müssen wir gut zuhören und erst dann soll zur Tat geschritten werden, erst dann soll gehandelt werden. Luege (Auge, klären) Betrachten wir die Schweiz von heute, so müssen wir sie von allen Seiten her anschauen. Wir dürfen nicht nur die guten Seiten ins Blickfeld setzen. Überheblichkeit, Selbstzufriedenheit, Realitätsferne, Übermut, Selbstüberschätzung wären die Folgen einer solchen einseitig positiven Betrachtungsweise. Aber auch das Gegenteil ist falsch. Selbstzerfleischung, gestörtes Selbstbewusstsein, Pessimismus usw. wären bei bloss negativer Betrachtungsweise die Folgeerscheinungen. Im internationalen Vergleich geht es der Schweiz sehr gut. Wir haben zwar wenig Rohstoffe, ein ziemlich raues Klima, keinen direkten Zugang zu den Weltmeeren und der Flugverkehr kannte auch schon bessere Zeiten. Dennoch ist die Schweiz ein wirtschaftliches Schwergewicht mit intensiven Beziehungen zum Ausland. Sie weist weltweit eines der höchsten Bruttoeinkommen pro Kopf aus. Es besteht ein vergleichsweise vernüftiges Steuerklima. Zu den Stärken unseres Landes gehört die Stabilität. Als Bundesgerichtspräsident durfte ich in letzter Zeit ab und zu ins Ausland reisen. An Kongressen, Tagungen und feierlichen Anlässen brachten meine ausländischen Kollegen regelmässig grösste Bewunderung für unser Land zum Ausdruck. Es wurde mir immer wieder gesagt, bei uns herrschten ideale Verhältnisse. Als hervorstechende Errungenschaften werden regelmässig die folgenden Elemente angeführt: Frieden Rechtssicherheit Gerechtigkeit Verantwortung Direkte Demokratie Wohlstand Vollbeschäftigung Gelebte Solidarität, Loyalität Respekt gegenüber Minderheiten Gegenseitiges Verständnis unter verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in sprachlicher, sozialer, konfessioneller und politischer Hinsicht. Ich bin manchmal fast etwas in Verlegenheit geraten ob diesem Lob, dieser Idealisierung unserer Verhältnisse. Aber ich gebe es zu, ich war immer auch stolz darauf, dass man unser Land überwiegend so positiv beurteilt. Natürlich gab es manchmal auch kritischere Stimmen, die in Richtung Egoismus, Rosinenpickerei usw. gingen. Im Grossen und Ganzen blieben diese relativierenden Stimmen aber in der Minderzahl. Betrachten wir Landsleute unsere Schweiz selbst und unvoreingenommen, so sehen wir neben viel Positivem auch einiges, das nicht zum Besten steht. Verbesserungen, Veränderungen, Umbaumassnahmen, Anpassungen sind in verschiedensten Bereichen nötig. Denken wir an die Überalterung unserer Gesellschaft, an die damit verbundenen Probleme der Altersvorsorge, überhaupt an die gesamte Sozialfürsorge. Sie droht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Auch unser Bildungssystem weist Mängel auf. Die Arbeitslosigkeit, namentlich die Jugendarbeitslosigkeit ist nicht zu übersehen. Die Staatsfinanzen stehen nicht zum Besten. Die Umwelt ist in mancherlei Hinsicht in Bedrängnis geraten. Noch vieles andere ist nicht im Lot, ist verbesserungsbedürftig. Böse Zungen behaupten, die Schwäche der heutigen Demokratie liege darin, dass die Politiker mehr auf das achten, was ankommt als auf das, worauf es ankommt. Als Richter muss ich diese Frage offen lassen. Lose (Ohr, hören) Machen wir quasi als Richter Einvernahmen von Zeitzeugen. Hören wir, was die Menschen in diesem Land, unsere Bevölkerung, zur Schweiz von heute sagen. Wo liegen die Nöte, die Wünsche, die Hoffnungen, die Verbesserungsvorschläge, die Zukunftsvorstellungen, die Ziele? Was sagen die armen Leute, die es bei uns auch gibt? Was sagen die Reichen, die Älteren, die Kranken, die Jugendlichen, die Familien, die Vereine, die politischen Parteien? Was sagen die Frauen, die Männer, die Kinder? Was sagen die Wirtschaftsführer, die Gemeinderäte, die Regierungsmitglieder, die Parlamentarier? Was sagen die Arbeitnehmer, die Arbeitgeber? Was sagen alle weiteren Stimmen, die es in unserem Land noch gibt? Wenn wir den Kanon all dieser Stimmen hören, werden wir informiert sein. Wir werden Spannendes, Interessantes, Aktuelles, Wichtiges, Dramatisches, Ermutigendes, Entmutigendes, Schlimmes, Hoffnungsvolles und Verzweifeltes hören. Laufe (Bewegen) Wir werden das Bedürfnis verspüren, zu handeln, zu helfen, zu motivieren; wir werden das Bedürfnis haben zu lindern, zu verbessern, zu bewahren. Zuvor müssen wir aber ordnen, Prioritäten setzen, Schwerpunkte bilden. Wir dürfen nicht einfach in den Tag hineinlaufen. Wir müssen überlegt handeln. Als Handlungsanweisungen, Direktiven, als Geländer für dieses Vorgehen, als Handlauf wird uns die Erfolgsgeschichte unserer Schweiz dienen: wir wollen weiterhin sicher sein (Sicherheit) wir gehören weiterhin zusammen (Solidarität) wir wollen weiterhin nur delegieren, was wir nicht selber tun können (Prinzip der Subsidiarität) wir wollen weiterhin unsere Minderheiten schützen wir wollen weiterhin unsere vier Kulturen, unsere vier Sprachen achten unsere Wirtschaft soll weiterhin wachsen Diese Elemente und weitere dazu werden uns als Eckpfeiler dienen. Im globalen Konkurrenzkampf werden wir wie bisher unserer Konkurrenz durch Leistung begegnen. Wir müssen besser sein, als unsere Konkurrenten. Alle, Jung und Alt, Gross und Klein, Reich und Arm, Krank und Gesund, alle werden wir weiterhin gefordert sein. Wir werden unser Bestes geben. Wir werden am gleichen Strick ziehen. Dabei werden wir nicht an den beiden Enden ziehen bis er reisst. Nein, wir werden alle am gleichen Ende des Stricks ziehen. Nehmen wir als Beispiel die Justiz. Sie ist eine Art Seismograph für neue Probleme im Staat. Sie ist hauptverantwortlich für die Rechtssicherheit und für den Rechtsfrieden in unserem Land. Sie schafft Gerechtigkeit und Vertrauen. Das sind wichtige Werte für die Menschen in diesem Land. Das sind aber auch wichtige Faktoren für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Das alles war schon den alten Eidgenossen auf dem Rütli bestens bewusst. Sie, liebe Anwesende, Sie können es dieses Jahr auf dem Rütli und in Altdorf live hören. An beiden Orten wird das Theaterstück "Willhelm Tell" von Friedrich Schiller aufgeführt und zwar aus Anlass des 200-Jahre-Jubiläums der Uraufführung. "Frauhaft" angefacht durch die Stauffacherin sagt Stauffacher Folgendes: "Denn herrenlos ist auch der Freiste nicht. Ein Oberhaupt muss sein, ein höchster Richter, wo man das Recht mag schöpfen in dem Streit." Einen Richter wollten die Eidgenossen vom Kaiser, keinen Vogt. Das ehrt uns Richter natürlich sehr. Immerhin: Richter sind auch Menschen mit Schwächen wie sie alle Menschen aufweisen. Auch Richter sind keine Übermenschen. Die Rechtssuchenden dürfen aber darunter nicht leiden. Wir Richter setzen uns mit all unseren Kräften ein, unsere vorgegebenen Ziele zu erreichen und Fehler zu vermeiden. Der Bürger soll unsere Urteile verstehen. Er soll spüren, dass er angehört wurde, dass seine Sorgen ernst genommen werden. Er soll die Urteile rechtzeitig erhalten. Zu spätes Recht ist oft kein Recht mehr. Beim Bundesgericht liegt heute die durchschnittliche Prozessdauer bei etwa drei Monaten. Wir bemühen uns laufend, das Erreichte zu bewahren und weitere Verbesserungen zu erzielen. Dass das Bundesgericht im Sorgenbarometer der Crédit Suisse seit vielen Jahren die Beliebtheitsskala anführt, dass wir mit anderen zusammen den Vertrauenspol bilden, das freut uns. Es verpflichtet uns, in unseren Bemühungen nicht nachzulassen. Wir werden beobachtet, kritisiert, gewertet und gefordert. Das ist richtig so. "Ich gehe bis vor Bundesgericht." Das ist ein geflügeltes Wort in der Schweiz, das uns ehrt: Der Bürger hat Hoffnung, er erwartet Gerechtigkeit vom Bundesgericht. Er versinkt nicht in Resignation. Er weiss, dass regelmässig eine von zwei Parteien unterliegt. Er akzeptiert meist auch den Urteilsspruch des Bundesgerichts. Er anerkennt es als höchstes Gericht unseres Landes. Die Schweiz hat es in ihrer Geschichte immer wieder verstanden, aus Rückschlägen und Krisen zu lernen. Dem Druck von Aussen hat sie jeweils in geeigneter, für sie nutzbringender Weise widerstanden. Solche Vorkommnisse bildeten meist den Anfang neuer positiver Entwicklungen. Wir liessen uns nie entmutigen. Wird uns etwas aufgezwungen, so verstehen wir Schweizer es, das Positive aufzugreifen und anzunehmen. Denken wir an die Neuerungen, welche uns Napoleon in der Zeit der Mediation in den Jahren 1803 bis 1815 aufgezwungen hat. Neue Kantone sind entstanden. Sie bestehen heute noch. Unsere Demokratie, unser Föderalismus, beide sind sie durch diese Mediation von Napoleon nachhaltig beeinflusst worden. Viele Elemente fanden in der Folge bei der Gründung unseres Bundesstaates im Jahre 1848 Eingang in unsere Bundesverfassung. Erfolg ist nichts Dauerhaftes. Er muss immer wieder neu erarbeitet, erkämpft werden. Staat, Wirtschaft und Gesellschaft werden weiterhin ihre Strukturen gezielt ändern müssen. Wir müssen uns bewegen: Nur am rollenden Stein wächst kein Moos. Änderungen sollen aber nur erfolgen, wenn dadurch echte Verbesserungen erzielt werden. Es dürfen keine Änderungen um ihrer selbst willen vorgenommen werden. Manchmal werden unsere Gesetze schon wieder geändert, bevor sie der Bundesrat in Kraft setzen konnte. Das ist nicht gut. Änderungen dürfen ferner nicht unüberlegt und vorschnell erfolgen. Diese Strategie ist seit über 700 Jahren unsere Erfolgsstrategie. Sie gibt uns weiterhin Frieden und Unabhängigkeit, Kraft und Vertrauen, Sicherheit und Stabilität. Sie erlaubt es, Reserven für schwierigere Zeiten zu schaffen. Diese Strategie garantiert unserem Land, unserer Schweiz weiterhin ein erfolgreiches Dasein. Wir, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir haben es dank unserer direkten Demokratie selbst in unserer Hand, dafür zu sorgen, dass das so bleibt.

Nun wünsche ich der ganzen Schweiz und speziell Ihnen allen hier auf dem Fronwagplatz ein wunderschönes Geburtstagsfest.


Fotos: Jason Andresen, Bonsai Bäume vom United States National Arboretum.




Rhetorik.ch 1998-2012 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com