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www.rhetorik.ch aktuell: (28. April, 2002)


Vorbereitungen zu einem TV Duell im Herbst


Die Fernsehduelle zwischen den Spitzenkandidaten Schröder und Stoiber finden definitiv am 25. August und am 8. September statt. Noch vor zwei Wochen hatte es ausgesehen, als ob das TV Duell scheitern könnte, da sich die Kandidaten nicht auf einen Termin einigen konnten.
Stoiber möchte beim TV Auftritt das Image "kantig, echt erfolgreich" übermitteln. Schröder will eher das Bild eines "gut gelaunten" Kanzlers hinterlassen.
Links zum Thema:

Diskussionen um Rededuell-Form

  • Auf Werbepausen soll während der Sendung verzichtet werden.
  • Es wird immer noch diskutiert, ob Schröder als "Herr Bundeskanzler" oder als "Herr Schröder" angesprochen werden soll.
  • Unklar ist ferner, wer die erste Antwort geben darf
  • Noch nicht festgelegt, wann die Kamera auf welche Ehegattin gerichtet werden darf.
  • Bereits jetzt sind Drehbuchautoren an der Arbeit, Formulierungen und Gesten zu besprechen.
  • Schröder und Stoiber werden stehen und ohne Zuschauer diskutieren.
  • Die reine Redezeit wird 75 Minuten betragen.

Stehend oder Sitzend?

Schroeder und Stoiber stehend,
Bildquelle: www.spiegel.de Der 12 cm längere Stoiber möchte beim TV Duell lieber stehen und Schröder möchte verständlicherweise lieber sitzen.

Die CSU föppelte:
"Wir könnten Schröder schon ein Fussbänklein hinstellen."


Die SP konterte:
"Wir sind gerne bereit, Stoiber einen Sprachprozessor zu beschaffen."


Debattiermodelle

Der ZDF Chefredakteur Niklaus Brender sucht noch nach einem Konzept. Er hätte zur Auswahl:
  • Das spanische Modell: Beide Kontrahenten sitzen sich gegenüber und können ungebremst ihre Position vertragen. Gefahr: Das Duell wird zu geschwätzig!
  • Das französische Modell ist in Frankreich seit 1974 üblich: Es heisst dort "Les débats televisés". Alles wird vorgeschrieben. Selbst die Marke des Puders und der Schminke.
  • Das US Modell hat eine klare Dramaturgie. Kandidat A antwortet 90 Sekunden auf die Frage des Moderators. Dann gibt es 60 Sekunden für die Reaktion des Kandidaten B. Hierauf bekommt wieder Kandidat A das Wort für 30 Sekunden. Dieses Sytem 90-60-30 lautet: Answer-Rebuttal-Response. Die Teilnehmer dürfen sich dabei weder unterbrechen noch gegenseitig Fragen stellen.
  • Eine weitere US Variante ist ein "Town-Hall" Gespräch. Bei diesem Modell stehen beide Kandidaten vor einer Zuschauerarena. Die Kandidaten antworten auf Fragen, die dem Moderator zuvor schriftlich eingereicht worden sind. Spricht jemand zu lang, geht der Moderator mit einem "Time out" dazwischen.


Stoiber beobachtet Schroeder Schroeder beobachtet Stoiber

Moderation

Stoiber interviewed von 
Christiansen


Wer das Duell moderiert ist noch offen. Folgende Namen sind im Gespräch als mögliche Moderatoren:
  • Fritz Pleitgen: Ist ein SPD Freund, gilt aber als parteilos.
  • Maybrit Illner: Ebenfalls eher der SPD nahestehend.
  • Wolf von Lojewski: Obwohl SPD Mitglied ist er auch für Stoiber verhandelbar
  • Petra Gerster: Kennt sich in Konfliktgesprächen aus
  • Ulrich Wickert: Hat Erfahrung in TV Duellen
  • Sabine Christiansen: Wäre Unionsnah. Doch wurde Stoiber in einem Interview so stark verunsichert, dass er die Journalistin einmal als Frau Merkel angesprochen hatte.

Personenfrage oder Inhalte?



Schroeder im Wahlkampf Stoiber im Wahlkampf

Publikumsbefragungen bestätigen, dass die Personenfrage weniger gewichtet wird als die Inhalte, die übermittelt werden.
Es wird damit gerechnet, dass Schröder und Stoiber künftig recht vorsichtig sind hinsichtlich konkreter Versprechungen. Sie wissen, dass sie an dem gemessen zu werden, was sie tatsächlich halten. Schröder ist bereits ein gebranntes Kind. Er nannte vor der Wahl Arbeitslosenzahlen, an denen er heute noch zu beissen hat. Fachleute sind deshalb der Meinung, dass es eher ein Gerangel um die Mitte geben wird und sich beide inhaltlich angleichen. (Vergleiche Bush und Gore ).
Jedenfalls wird man künftig viele vage, allgemeingültige Phrasen zu Ohren bekommen. Vor allem die Parteiprogramme werden bei der Wahl eine massgebende Rolle spielen.
Im Bundestag bieten sich Schröder und Stoiber unterdessen nur Schlagabtausche, die keine sind. Die Thematik "Nahostproblem" eignete sich zum Beispiel nicht für eine persönliche Profilierung. Thematisch waren sich die beiden in der Nahostfrage zu ähnlich. Richtige Duelle werden erst im Herbst erwartet.


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