Was nicht wahr sein darf, wurde schon früher verschwiegen, zum
Beispiel im Krieg oder bei Unweltkatastrophen.
Südkorea gab bekannt, dass in Nordkorea an der chinesischen
Grenze am 22. April eine grosse Katastrophe passiert ist. Doch die nordkoreanische
Presse schwieg zuerst. Es gab lange keine Bestätigung geschweige denn
Bilder. Erst langsam wurde klar, dass ein schreckliches Zugsunglück
in Nordkorea hunderte von Todesopfer gefordert hat.
Am Tag des Unglücks verlief in der Nordkoreanischen Hauptstadt
der Abend wie immer. Das Fernsehen brachte Musik und
Militärmärsche.
Die Regierung, obwohl sie offenbar den Notstand ausgerufen hat, will
nicht, dass irgendwelche Details in den Westen herausgetragen werden. Die
Telefonleitungen in der betroffenen Region wurden gekappt.
Informationen gab es anfangs nur spärlich.
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Am Mittag vom 22. April krachten im Bahnhof von Ryongchon,
50 Kilometer von der chinesischen Grenze, zwei Züge
ineinander. Der eine war mit Ammoniumnitrat, einem explosiven
Düngemittel beladen, der andere mit Öl. Eine Berührung
mit einer Fahrleitung züdete das Öl im einen Zug und dann das
explosive Ammoniumnitrat im Anderen. Die schwere Explosion produzierte
einen riesigen Feuerball. Die Häuser in der Umgebung wurden
zerstört. Satellitenbilder, die später erhältlich waren,
zeigen das ausgebrannte Bahnhofsgelände einen Tag nach der Explosion.
Der Bahnhof wurde vollständig zerstört. Hunderte von Menschen starben sofort,
insgesamt soll es 3000 Tote und Verletzte gegeben haben. Unter den Opfern
gab es offenbar auch zahlreiche Chinesen, die in der Grenzregion lebten.
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Es war eines der schlimmsten Zugsunglücke, die jemals
passiert ist (siehe Liste). Nordkorea war ausreichend auf eine solche
Katastrophe vorbereitet. Die Krankenstationen sind nicht gut
ausgerüstet. Strom gibt es meist nur wenige Stunden am Tag.
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BBC Liste von grossen Zugsunglücken
- April 2004: Ryongchon, Nord Korea - 3'000 (?) Tote nach Explosion
- February 2004: Neyshabur, Iran - mindestens 300 Tote nach Explosion
- June 2002: Dodoma region, Tansania - mindestens 200 Tote nach Kollision
- Feb 2002: Ägypten - 300 Tote nach Feuer in Zug nach Kairo
- June 1989: Ufa, Russland - 400 Tote nach Gas Explosion
- Aug 1995: Uttar Pradesh, Indien - 300 Tote nach Kollision
- June 1981: Bihar, Indien - 800 Tote, Sturm wirft Zug in einen Fluss
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Neun Stunden vor dem schrecklichen Unglück fuhr ausserdem der
nordkoreanische Staatspräsident Kim Jong-Il auf dieser Zugstrecke
in einem gepanzerten Wagen vorbei. Er war auf der Rückreise von
einem Staatsbesuch in China. Der grosse Zeitunterschied macht aber ein
Anschlag unwahrscheinlich.
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Zwei Tage nach dem Unfall hat die nordkoreanische Regierung die Explosion
bestätigt. Der Grund sei menschliches Versagen.
In einem bislang beispiellosen Aufruf hatte die kommunistische
Regierung dann offiziell um Hilfe gebeten.
Nur wenig ausländische Hilfe wird aber ins Land gelassen. Die
Bevökerung wird über die Ausmasse der Katastrophe im
Dunkeln gelassen. Der Spiegel berichtet, dass
die nordkoreanischen Machthaber den USA heute erneut vorgeworfen haben
einen Angriff auf das Land zu planen. Anlass ist die Entscheidung der USA,
sich aus Panmunjom an der Waffenstillstandszone zwischen Nord- und
Südkorea zurückzuziehen. Dies zeige, dass "die US-Vorbereitungen
für einen Schlag gegen die Volksrepublik Korea in einer Schlussphase"
seien.
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