Vor Jahren schrieb ich im Buch über "Teamkommunikation", dass
sich ein gutes Team durch Diversität auszeichnet d.h., dass es
dank vielfältiger Zusammensetzung der Mitglieder bessere Resultate
erzielt. Damals ging es mir vor allem um die Teams in der Bildung.
Ich empfahl eine Technik von Eduard de Bono, die zeigt, wie Teams dank
unterschiedlicher Sichten bei Projekten weiterkommen. Bei dieser Uebung
bedarf es sechs farbiger Hüte. Sechs Teammitglieder setzen diese
Hüte auf, um ein Problem aus unterschiedlichen Ecken zu beleuchten.
Zum Beispiel: Ein Lehrerteam plant eine Standortbestimmung an einem
Wochenende in einer Alphütte. Diese Idee wird von sechs Lehrpersonen
diskutiert. Jeder erhält einen farbigen Hut Die anderen sind
Beobachter. Die Diskussion wird mit Video aufgezeichnet.
- Wer den weissen Hut trägt, hält sich nur an Fakten. "Wir
haben von der Schulbehörde nur einen Beitrag von 100.-Franken pro
Person. Wie können wir die Kosten reduzieren?"
- Die Person mit dem roten Hut argumentiert nur mit Emotionen. " Ich
freue mich, dass wir Gelegenheit haben, ungestört, ohne Zeitdruck
miteinander offen zu diskutieren."
- Der Träger des schwarzen Hutes spielt ständig den Kritiker. "Das
ist gar nicht lustig, im Heu zu schlafen. Ich musste im Militär zu
oft in Scheunen übernachten."
- Die Lehrperson mit dem grünen Hut ist die Kreative. Sie sucht neue
Ideen. (Neue Ideen sind wie grüne Knospen, die aufgehen.) "Wir
könnten ja mit dem Auto hinfahren, selbst kochen und am Abend wieder
zurückfahren. Das kostet weniger und niemand muss im Heu schlafen."
- Die Trägerin des blauen Hutes moderiert die Diskussion. Sie
überblickt die Situation von oben (blauer Himmel). Als Moderatorin
fasst sie zusammen, stellt Fragen und bringt alle zum Reden. " Wir haben
bisher festgelegt, dass"In der letzten Stunde müssen wir unbedingt
noch folgende Frage besprechen:
- Der Träger mit dem gelben Hut ist der Optimist.
(Gelb wie Sonne). "Ihr werdet sehen. Dieses Erlebnis auf 1200 m Höhe in
einer Alphütte ohne Komfort wird unvergesslich sein. Waschen am
Brunnen. Holzspalten und kochen am Feuer."
Weiss - Fakten Rot - Gefühl Schwarz - Kritik Grün - Neue Ideen Blau-
Überblick Gelb- Optimismus
Nach der Diskussion wird allen der Film allen und entschieden: Wie? Wo?
Wie lange dieses Projekt durchgeführt wird.
Diese Erfahrung mit den sechs Hüten gilt eigentlich auch für
Journalistenteams.
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Wenn wir die Forderung nach Ausgewogenheit ernst nehmen, lässt ein
gutes Team unterschiedlichste Meinungen zu. Der Gesinnungseinheitsbrei
nimmt der Praxis die erwünschte Vielfalt.
Leider gibt es immer noch Journalistenteams aus Gleichgesinnten. Das
führt dazu, dass bei den Medienprodukten diese Gesinnung
durchschlägt. Unliebsame Kommentare werden ausgeklammert und
Teammitglieder, die nicht in den Chor der Gleichgesinnten mit einstimmen,
an den Pranger gestellt werden.
An Beispielen von Abschottung anderer Meinungen mangelt es nicht.
- Ich erwähne die Isolierung der demokratisch gewählten
AfD in Deutschland. Obwohl mehr als ein Fünftel der Bevölkerung
die missliebige Partei wählt, wird es kein Medienteam wagen, ein
AfD Mitglied an eine Diskussionsrunde einzuladen.
- Ein Universitätsprofessor Zürich hat mir sein
Entlassungsschreiben gezeigt, das er erhalten hatte, weil er nicht bereit
war, ständig zu gendern. Seine Sicht wurde nicht akzeptiert.
- Wenn die Uni Basel im Bewerbungsgespräch für das
Doktorat einen Gesinnungstest macht über die Einstellung zur
kulturellen Vielfalt, zur Inklusion, so ist dies kontrovers. Anstatt
Diversität zu leben wird nur damit eine Sicht toleriert. Ueber
Inklusion in der Bildung kann man unterschiedlicher Meinung sein. Die
Kritik in den Medien über diese Indoktrination wird nun der Leitfaden
überarbeitet. Die Gesinnung über die Inklusion schein wichtiger
zu sein als wissenschaftliche Qualifikation.
Bei Auseinandersetzungen müssen nicht alle gleicher Meinung sein.
Es ist aber wichtig, dass die Vielfalt der Meinungen zugelassen wird.
Grenzen bei der Meinungsfreiheit sind juristisch eindeutig festgelegt.
Eine Journalistin sagte mir, bei der Medienarbeit sei eine echte
Meinungsfreiheit gar nicht möglich. So traurig dies sein mag. Denn
Journalisten wären auch "nur" Menschen und möchten beruflich
und finanziell erfolgreich sein. Leider stimme es: "Wess Brot ich ess`,
dess` Lied ich sing. Ich sehe es nicht so pessimistisch.
Ich schätze beispielsweise, dass bei der Redaktion von 20 Minuten,
Kommentare offen und grosszügig zugelassen werden, ohne Hürden
zur Eindämmung missliebiger Meinungen einzubauen.
Es ist unbestritten: Die Demokratie lebt von der Auseinandersetzung
verschiedener Meinungen. Vielfalt statt Einheitsbrei!