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www.rhetorik.ch aktuell: (12. Jan, 2024)

Nachhaltig Freispielen

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Es lohnt sich auf die Wortwahl von Politikern und Verkäfern zu schauen. Manche Worte tönen gut, sagen aber wenig aus oder beschönigen. Wenn man von "Nachhaltig" spricht, dann meint man umweltfreundlich, vernebelt aber mögliche Nebenwirkungen wie "teuer", "unbequem" oder "kompliziert". Das Wort "Freispielen" ist eine geniale Umschreibung von Umverteilen. Geld freispielen tönt, als ob man Kapital aus dem Nichts einfach frei machen kann. Es ist im Zusammenhang mit AHV ins Spiel gebracht worden.

Nachhaltig

Wir haben auf das Wort schon früher hingewiesen. In Phrasen erkennen und benennen sahen wir die schammige Phrase ``Nachhaltige Politik". Wir gaben dort das Beispiel eines Pitch:
Wenn Krankenhäuser das Thema Nachhaltigkeit als Teil ihres Employer Brandings sehen, werden sie für Bewerberinnen und Bewerber zum bevorzugten Arbeitgeber. Wichtig ist dabei auch die Visibilität. Sofern eine Gesundheitsorganisation ein Green Hospital-Konzept umgesetzt hat, kann es eine entsprechende Zertifizierung anstreben, die sie als besonders nachhaltiges Krankenhaus auszeichnet.

Auch in der Werbung spielen Worte eine wichige Rolle: Werbung und Langzeitgedächtnis: Historische slogans und Claims:
Slogans von Oetinger: Steht für Nachhaltigkeit. (2011)
Aluminium in Perfektion. (2015)
Slogans von KHS Spitzentechnologie und Nachhaltigkeit. (2015)
Mit Erfahrung in die Zukunft. (2015)
Slogans von Wasserschmidt Nachhaltig reinigen. (2010)
Slogans von Praher Valves (AT) Qualität zeigt sich in der Nachhaltigkeit. (2012) Slogans von Utz (AT) Clever - kreativ - nachhaltig - passend. (2015) Slogans von BeLaser Wir setzen Zeichen! (2011) Hochwertig, professionell und nachhaltig. (2015)

Bild AI generiert

Freispielen

Es ist nichts Neues, wenn mit Worten Negatives beschönigt wird. Es gibt im Internet bereits eine Fülle von euphemistischen Formulierungen. Auch Politiker lieben Worte die einschneidende Änderungen mit positiven Worten beschreiben. Ein Beispiel aus der NZZ vom 7. Januar: Pierre-Yves Maillard, hat im Interview vom 7. Januar in der NZZ gar zweimal das Wort "Freispielen" verwendet. Er versteht damit "Umverteilen". Er lobt die Ausbaupläne des Sozialstaates unter Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider. Sie soll zur neuen "Mutter der AHV" gekürt werden.
Es gibt auch andere Möglichkeiten. Man könnte die Armeeausgaben nur um 4 statt 5 Milliarden erhöhen, und so 1 Milliarde für die 13. AHV-Rente freispielen. Ich vermisse bei Bundesrat und Parlament den kreativen Ehrgeiz, wenn es um soziale Verbesserungen geht. Wenn nötig, gibt es Spielraum bei der direkten Bundessteuer. Dort ist die Progression am grössten, so dass die reichsten 20 Prozent am meisten zur Finanzierung beitragen würden. Noch einfacher wäre eine leichte Erhöhung der Lohnbeiträge. Mit 0.4 Prozent mehr für Arbeitgeber und Arbeitnehmer könnte man 4 Milliarden freispielen.

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