Es lohnt sich auf die Wortwahl von Politikern und Verkäfern zu
schauen. Manche Worte tönen gut, sagen aber wenig aus
oder beschönigen. Wenn man von "Nachhaltig" spricht, dann
meint man umweltfreundlich, vernebelt aber mögliche Nebenwirkungen
wie "teuer", "unbequem" oder "kompliziert".
Das Wort "Freispielen" ist eine geniale Umschreibung von Umverteilen.
Geld freispielen tönt, als ob man Kapital aus dem Nichts einfach
frei machen kann. Es ist im Zusammenhang mit AHV ins Spiel gebracht worden.
Nachhaltig
Wir haben auf das Wort schon früher hingewiesen.
In
Phrasen erkennen und benennen
sahen wir die schammige Phrase ``Nachhaltige Politik".
Wir gaben dort das Beispiel eines Pitch:
Wenn Krankenhäuser das Thema Nachhaltigkeit
als Teil ihres Employer Brandings sehen, werden sie für Bewerberinnen
und Bewerber zum bevorzugten Arbeitgeber. Wichtig ist dabei auch die
Visibilität. Sofern eine Gesundheitsorganisation ein
Green Hospital-Konzept umgesetzt hat, kann es eine entsprechende
Zertifizierung anstreben, die sie als besonders
nachhaltiges Krankenhaus auszeichnet.
Auch in der Werbung spielen Worte eine wichige Rolle:
Werbung und Langzeitgedächtnis:
Historische slogans und Claims:
Slogans von Oetinger:
Steht für Nachhaltigkeit. (2011)
Aluminium in Perfektion. (2015)
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Slogans von KHS
Spitzentechnologie und Nachhaltigkeit. (2015)
Mit Erfahrung in die Zukunft. (2015)
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Slogans von Wasserschmidt
Nachhaltig reinigen. (2010)
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Slogans von Praher Valves (AT)
Qualität zeigt sich in der Nachhaltigkeit. (2012)
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Slogans von Utz (AT)
Clever - kreativ - nachhaltig - passend. (2015)
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Slogans von BeLaser
Wir setzen Zeichen! (2011)
Hochwertig, professionell und nachhaltig. (2015)
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Bild AI generiert
Freispielen
Es ist nichts Neues, wenn mit Worten Negatives beschönigt
wird. Es gibt im Internet bereits eine Fülle von euphemistischen
Formulierungen. Auch Politiker lieben Worte die einschneidende Änderungen
mit positiven Worten beschreiben. Ein Beispiel aus der
NZZ vom 7. Januar: Pierre-Yves Maillard, hat im Interview vom 7. Januar in der NZZ
gar zweimal das Wort "Freispielen" verwendet. Er versteht damit "Umverteilen".
Er lobt die Ausbaupläne des Sozialstaates unter Bundesrätin
Elisabeth Baume-Schneider. Sie soll zur neuen "Mutter der AHV" gekürt
werden.
Es gibt auch andere Möglichkeiten. Man könnte die Armeeausgaben
nur um 4 statt 5 Milliarden erhöhen, und so 1 Milliarde für
die 13. AHV-Rente freispielen. Ich vermisse bei Bundesrat und Parlament
den kreativen Ehrgeiz, wenn es um soziale Verbesserungen geht.
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Wenn nötig, gibt es Spielraum bei der direkten Bundessteuer. Dort
ist die Progression am grössten, so dass die reichsten 20 Prozent
am meisten zur Finanzierung beitragen würden. Noch einfacher
wäre eine leichte Erhöhung der Lohnbeiträge. Mit 0.4
Prozent mehr für Arbeitgeber und Arbeitnehmer könnte man 4
Milliarden freispielen.
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