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www.rhetorik.ch aktuell: (16. Jul, 2023)

Abspalten von der Mutterpartei

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Seit Monaten spekulieren die Medien, ob sich Sahra Wagenknecht von ihrer Partei DIE LINKE abspalten will und die Gründung einer Konkurrenzpartei wagt. Sie hatte zum Beispiel in der Flüchtlingspolitik oder beim Thema Ukraine-Krieg ihren eigenen Weg verfolgt - und ist nach Meinung von Kritikern nach rechts gerückt. Die Linke verharrt heute im Umfragetief. Politberater gehen davon aus, dass der Spaltpilz einer politischen Partei meist schadet als nützt. Nach dem Motto: Zusammenhalten statt spalten. Neu geschaffene Parteien waren selten erfolgreich. In Oesterreich gelang es bislang keiner Splitterpartei, die Rumpfpartei dauerhaft zu verdrängen. Für einige Splitterparteien gab es aber dennoch kurzfristige Erfolge. Diesen Parteien gelang zwar der Einzug in den Nationalrat, sie schafften es allerdings nicht, sich dauerhaft zu etablieren. Den restlichen Spaltungsparteien blieben Erfolge verwehrt - sie scheiterten bereits am Einzug in den Nationalrat und traten in der Folge auch nicht mehr bei bundesweiten Wahlen an. Das österreichische Parteiensystem scheint kein günstiger Boden für erfolgreiche Parteispaltungen zu sein. Sie waren die einflussreichen Parteien Österreichs über lange Zeit ideologisch sehr geschlossen, und über die grundlegenden Ziele - Regierungsbeteiligung oder Oppositionskurs - herrschte in den Parteien meist Einigkeit. Die erfolgreichsten Splitterparteien finden wir in den neuen Demokratien Osteuropas und sind in den 1990er Jahren zu finden.



Bild ist KI generiert.

Nicht jeder Spaltpilz ist giftig

In der Regel schadet sich eine Partei, wenn sie sich aufsplittet. Als sich unter Verena Diener von der grünen Mutterpartei trennte und die GLP (Grünliberale Partei) gründete, dachte niemand, dass die neue Partei erfolgreich Fuss fassen würde. Die Spaltung brachte keine Schwächung. Im Gegenteil. Sie war am Anfang eines Erfolgskurses. Die Abspaltung hatte hier Erfolg. Die GLP trumpfte dank der liberalen Haltung und ihrer Wirtschaftsfreundlichkeit. Die Grünen verloren trotz Klimawandel an Zuspruch. Klimakleber und Verbotskultur schadeten der Partei enorm. Die SVP erlebte nach der Abwahl von Christoph Blocher und dem Ausschluss der Sprengkandidatin Eveline Widmer-Schlumpf (SVP) aus der Partei ebenfalls eine Spaltung der Partei mit der Gründung der BDP (bürgerlich-demokratische Partei). Doch diese Partei serbelte nach dem Rücktritt der Bunderätin Widmer-Schlumpf und musste später sogar die Segel streichen. Die BDP fand zuletzt Unterschlupf bei der MITTE. Hier führte die Spaltung nicht zum Erfolg. Der Spaltpilz wirkte toxisch.

Gerüchte über Abspaltungen bei der SP machten lange die Runde. Ständerat Daniel Jositsch und Regierungsrat Mario Fehr wagten jedoch den Schritt nicht. Diese Zurückhaltung war nach meinem Dafürhalten richtig. Abspaltungen müssen sehr gut bedacht werden. Es hat sich gezeigt: Die Erfolgschancen sind meist gering. Wer vom Fundament der Einheit abrückt, hat in der Regel bereits verloren.

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