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Alle, die die die Bevölkerung ängstigen wollen, hüten sich
vor Humor. Für Machhaber, Autoritäten, Diktatoren ist Humor
gefährlich. Spott und Satire zählen zu den schärfsten
Waffen gegen jene, die Angst als Instrument nutzen. Deshalb
verbieten Diktatoren Satire, Karikaturen usw. Sie wissen: Wer lacht,
hat keine Angst. Komik befreit uns vom Fanatismus. Humor ist eine
wichtige Voraussetzung zur freien Meinungsäusserung. Vor allem in
der Faschingzeit zeigt sich, wie Tabubruch als Grenzüberschreitung
wirkt. Man erkennt sofort, wie auch politisch unkorrekte oder sexistische
Sprüche das Publikum zum Lachen animieren. Infantile, auch
fremdenfeindliche Sprüche werden toleriert, sogar gewollt wohl.
Satire lebt von Zuspitzung, Verzerrung, Provokation und Übertreibung.
Der Karneval ist eine verkehrte Welt ohne Hierarchien. Jedes Lachen
geht mit einem kurzzeitigen Kontrollverlust einher. Ein Tabubruch setzt
Energie frei. Witze leben davon, dass sie grenzüberschreitende
Inhalte thematisieren, die mit Moral wenig am Hut haben. Menschen
lachen gerne zusammen mit anderen und auch gerne über andere.
Um spontan lachen zu können, braucht es jedoch Distanz. Wir
müssen über den Dingen stehen. Es stellt sich die Frage:
Darf Satire alles? Es gibt krasse Witze, bei denen das Lachen im Hals
stecken bleibt. Unter dem Deckmantel der Satire darf aber nicht zu Gewalt
aufgerufen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit verleugnet werden. Wer
die rechtliche Grenzen überschreitet, wird hierzulande mit Geld-
oder Freiheitsstrafe belegt. Anderseits sollten wir Tabubrüchen an
Faschingsveranstaltungen nicht mit einer Sprachpolizei begegnen. Viele
Witze haben eine Ventilfunktion, weil die Gender - und Wokemissionare,
mit ihrer Maulkorbpolitik zu viel Druck ausüben. Narren müssen
geschützt werden. Narrenfreiheit darf nicht zu einer Hohlformel
verkommen. Weshalb sollten wir das Gesicht nicht schwärzen
dürfen oder ein Indianerkostüm anziehen? Lassen wir uns die
Fasnacht nicht durch Sprachpolizisten vermiesen. Schwarzer Humor kann auch
zulässig sein, wenn er rechtliche Grenzen nicht überschreitet.
Folgende fragwürdige Witze dürften heute noch möglich
sein: "Was ist das für ein Tier mit vier Beinen und einem Arm? Das
ist ein Pitbull im Kindergarten." Oder: "Ist es ethisch vertretbar im
Altenheim "Last Christmas" zu spielen?" Bei Grenzbereichen hängt
es davon ab, wer den Witz erzählt. Die Haltung und Absicht des
Erzählers ist mitentscheidend. Es spielt auch eine Rolle, wem der
Witz erzählt wird. Er darf nur nicht gegen das Recht verstossen.
Wir sind offensichtlich in den letzten Jahren in der Wahrnehmung sensibler
geworden. Humor lässt immer Raum für eine unterschiedliche
Bewertung, ohne dass eine die richtige ist. Echter Humor lässt
gegensätzliche oder verschiedene Ansichten zu. Schlimm wird es,
wenn wir keinen Spass mehr ertragen. "Wer sich selbst zu ernst nimmt, den
muss man nicht ernst nehmen", fand der niederländische Sänger
Bruce Low sehr treffend.
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