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www.rhetorik.ch aktuell: (04. Jul, 2022)

Olaf Scholz und sein Zickzackkurs

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Ich analysierte Olaf Scholz schon vor der Kanzlerwahl. Als SPD -Generalsekretär konnten wir bei seinen Auftritten erleben, dass er wie eine Maschine sprach: Hölzern und technokratisch. Er war für die Medien der ``Scholzomat"und blieb bis Sommer 21 seinem Spitznamen treu. Als dann Laschet Punkte einbüsste, wandelte er sich. Er sprach klarer. Auch dank seiner verbindlichen Auftritte wurde er überraschenderweise Kanzler.

Leider fiel er nach der Wahl wieder in den alten Trott. Er lavierte bei der Impfpflichtauseinandersetzung. Auch nach dem Angriff der Russen im Ukrainekrieg beantwortete er klare Fragen der Journalisten unklar und vage. Bei der Entsendung von schweren Waffen widersprach er sich auch noch. Dann folgte erneut ein Wandel bei seiner ``Zeitenwende"- Rede vom 27. Februar. Auch bei seiner Wutattacke vom 1. Mai erlebten wir erfreulicherweise einen Scholz wie früher, aus der Zeit des Wahlkampfes. Er konterte Friedrich Merz überzeugend und engagiert. Auch der Auftritt am G7 Gipfel war nicht peinlich. Kanzler Scholz hätte es in der Hand, sein Image als Wendehals endgültig abzulegen. Doch müsste er dazu über seinen Schatten springen.
Falls es ihm aber nicht gelingt, den Erfolgsweg der klaren, eindeutigen Kommunikation konsequent zu beschreiten, ist seine Wiederwahl wohl gefährdet.

Es ist unverständlich, dass das Beraterteam des Kanzlers seine Reden nicht durchkämmt. Neben dem Zickzackkurs tappt er leider auch immer wieder in's Fettnäpfchen. So hätte es nicht vorkommen dürfen, dass er sich für seine Rede am Katholikentag nachträglich rechtfertigen musste. Scholz verglich Klimaaktivisten, die ein Podiumsgespräch störten, mit ``schwarz gekleideten Inszenierungen", die ihn an eine Zeit erinnerten ``die lange zurückliegt". In einem Protestbrief verlangten die Aktivisten eine Entschuldigung für diesen Nazivergleich.

Auftritte vor Mikrofon und Kamera waren noch nie sein Ding

Scholz gilt als ein Schaffer und belastbar und lässt sich kaum aus der Ruhe bringen. Aus dem Abendblatt 10/12/2021. Angriffe nimmt er gelassen entgegen. Seine Gelassenheit strahlt Ueberlegenheit aus. Das ist jedoch nur eine Seite von ihm.
Wahrscheinlich ist Olaf Scholz gewählt worden, weil er sich so gegeben hat, wie er ist, wie man ihn kennt.
Die Wähler wünschten sich einen Kanzler, auf den man sich verlassen kann. Leider geriet Scholz im Alltag immer wieder ins alte Fahrwasser, mit schwammigen, fragwürdigen Aussagen, wie: ``Niemandem geht es richtig gut in diesen Zeiten".

Ein anderer Gedanke wurde von Scholz ebenfalls wiederholt. Er wollte unterstreichen, dass der Staat jede Pandemie mit aller Kraft bekämpft. Er behauptete ständig, dass es beim Seuchenschutz für die Bundesregierung ``keine rote Linien" gebe. Dieser Satz löste Kopfschütteln aus, weil es in jedem Rechtsstaat rote Linien geben muss. Sonst wäre es kein Rechtsstaat.

Obwohl Corona die gesellschaftlichen Gräben vertiefte, konnte man von Scholz immer wieder hören, dies sei eine Mär.

Ich befürchte, dass Scholz als Kanzler unfähig ist, seinen Zickzackkurs zu verlassen. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Befürchtung nicht eintreffen.

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