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www.rhetorik.ch aktuell: (12. Feb, 2022)

Freedom Convoy in Kanada

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Update vom 17. Februar: die SRG berichtete schon länger von diesem ziemlich relevanten politischen Geschehen. Man muss hier aber der SRG gutschreiben, dass sie schon früh und regelmässig über Kanada berichtet haben. Allerdings wie auch an anderen Orten, werden die Proteste in die Rechtsextreme Ecke geschoben. Es ist eine verkehrte Welt, Proteste um Arbeitsbedingungen werden vor allem auf der liberalen Seite kaum verstanden. Trump hatte besser um die Arbeiter gebuhlt und sich so erfolgreich ins Weisse Haus gebracht. Die Mechanismen wird in den USA wahrscheinlich auch diesen Sommer die Republikaner wieder ans Ruder bringen. Die Pandemie hat Polarisierungen noch weitergetrieben. Die Geldsorgen sind durch Inflation noch grösser geworden. Preise für Lebensmittel, Benzin, Strom und Miete sind stark in die Höhe geschossen, weit über den offiziell angegebenen Inflationswerten. Zum Glück sind das alles ja keine wesentliche Dinge!
Es ist interessant, dass über eine Demonstrationen gegen Corona Einschränkungen wie Impfpflicht für Lastwagenfahrer in Kanda bisher nicht gross berichtet wurde. Es kommt der Verdacht auf, dass die Vorkommnisse politisch inkorrekt sind und somit nicht gezeigt werden sollen. In den New York Times sieht man nichts auf der Frontseite. Die Zeitung hat heute wieder eine Geschichte über Trump auf dem Titelbild. Die Washington Post hat einen kurzen update.

Worum geht es? In Kanada blockieren Lastwagenfahrer seit länger die Ambassador Brücke. Sie rebellieren dabei gegen Zwangsimpfungen für Lastwagenfahrer. Medien haben die Proteste zum grossen Teil ignoriert. Lastwagenfahrer haben keine Lobby. Sie gehören kaum zur ``Elite". Es bleibt ihnen somit nichts anders übrig, als so effektiv wie möglich zu demonstrieren. Der Protest heisst heute Konvoy der Freiheit oder Freedom Convoy 2022 in English. Nach Wikipedia sollen die Kanadier wenig Sympathie für die Lastwagenfahrer haben und vor allem in den USA konservative Kreise begeistern.

Ässerungen vom Kanadischen Premier Justin Trudeau, der meinte, dass Leute die sich nicht impfen lassen, oft sexistisch und rassistisch sind, giessen dabei auch Öl ins Feuer. Seine Argumentation, dass die Proteste schaden tönen hohl, denn auch Lockdown Massnahmen der Regierung haben geschadet. Trudeau braucht dabei Strategie, die während der Pandemie weltweit erfolgreich verfolgt worden ist: Massnahmenkritiker wurden in die extreme Ecke geworfen, um ihre Anliegen zu diskreditieren. Trudeau ist seit 6 Jahren im Amt und muss sich wenig Sorgen machen. Die nächsten Wahlen kommen erst im Jahre 2025.

Es war nicht nur bei Omikron, wo Weltuntergangsstimmung generiert worden ist und heute Fehlprognosen eingestanden werden müssen. In diesem Fall ist vor allem peinlich, weil die Daten, die zuerst aus Südafrika und dann in anderen Ländern wie England gemessen worden sind, sich auch in der Schweiz reproduziert haben. Es schürt den Verdacht, dass nicht etwa Wissenschaft, sondern Verbindungen zur Industrie oder Regierung die Rhetorik beeinflusst haben. Auch wenn das nicht der Fall ist, das Vertrauen in ``Task forces" die grobe Fehler macht, wird nicht grösser.
Demonstrationen mobilisieren auch immer extreme Seiten, sowohl ganz links als auch ganz rechts. Heute berichtet 20 Min über Ausschreitungen von heute Samstag in der Schweiz: Es sind wüste Szenen, die sich am Samstag in der Zürcher Innenstadt abspielten. Bei den unbewilligten Demos des linken wie auch des rechten Lagers kam es zu massiven Ausschreitungen und Sachbeschädigungen. Dass Demonstrationen Extremisten anzieht, wird immer wieder gerne betont: Ein Beispiel.

QuelleDaily mail.

Nicht dass die Blockade in Kandada irrelevant wäre; die Blockade hat zu Versorgungsproblemen geführt. So fehlt es schon an Autoteilen bei Firmen wie General Motors, Ford, Toyoto oder Honda. Die Truckers wurden immer stärker unter Druck gesetzt: Kanadische Banken auch Konten für den "Freiheits Convoy" geschlossen.

Unabhängig wie man über Impfstoffe oder Corona denkt. Man sollte von Medien (in diesem Fall vor allem in den USA) erwarten, dass sie berichten, ob es ins Narrativ passt oder nicht. Wenn man sein Auto nicht mehr reparieren kann, weil die Versorgung stockt, muss man wissen dürfen, warum das der Fall ist. Auch andere Proteste in Kandada wie hier in der BBC beschrieben wurde kaum gemeldet.

(BBC)
Weil man nichts hört, dann kommen Fragen hoch. Zum Beispiel: wieviel Lobbying denn bei den Medien passiert. Gibt es Beeinflussungen durch Regierungsbeamte, die Besitzer der Medienhäuser oder Beeinflussungen durch Werbesponsoren oder werden die Vorkommnisse journalistisch einfach als irrelevant klassifiziert? Wir werden morgen sehen, ob in der Schweiz das Medienpaket ankommt. Im Prinzip hilft eine staatliche Hilfe, dass Medien unabhängiger von Werbung und somit Lobbying zu werden. Doch will kaum jemand Medien staatlich unterstützen, die Information unterdrücken, wenn sie nicht passen.

Im Falle der Brückenblockierung ist die Diskussion erlaubt, ob man Berufsgruppen oder ob man gar wie in Österreich, die ganze Bevölkerung zur Impfung zwingen darf. Es gibt legitime Gründe dafür, es gibt aber auch grundsätliche Bedenken. Wo auch immer man steht, man sollte die Möglichkeit haben, sich über aktuelle Vorkommnisse zu informieren und die Frage zu diskutieren.

Tagesschau. Update vom 15. Februar: Kanada hat eine Nationalen Ausnahmezustand ausgerufen. In den USA wird immer noch sehr verhalten darüber berichtet:

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