Aus dem Persoenlich Blog:
|
Ein Arzt zeigte mir jüngst ein Büchlein, aus dem er bei
heiklen Fällen dem Patienten eine passende Geschichte vorzulesen
pflegte. (Jorge Bugay "Komm ich erzähl dir eine Geschichte.") Er
sagte, dass er oft mit einer Geschichte mehr bewirken könne, als
mit langen Überzeugungsgesprächen.
Nach Bugay lässt sich mit einer Geschichte Kompliziertes
vereinfachen. Sie hilft dem Zuhörer Probleme besser zu
verstehen. Erwachsenen erzählt man nicht Geschichten zum Einschlafen,
wie Kindern, sondern damit sie aufwachen und den Weg zur Lösung
eines Problems finden.
Geschichten können somit helfen, sich selbst zu helfen. Dank
passender Geschichte betrachten wir einen komplexen Sachverhalte von einer
anderen Seite. Geschichten beschleunigen Verhaltensänderungen. Sie
sind ein wichtiger Teil unseres Lebens und können die
Vorstellungskraft der Menschen stärken. Geschichten veranschaulichen
abstrakte Sachverhalte. Sie erzeugen einen "Film im Kopf". Worte werden,
mit Bildern verknüpft und so im Gehirn verankert.
Ein Beispiel aus dem Buch:
Demian hat Probleme mit seiner Lebensgefährtin Gabriela. Es komme
mit ihr seit Wochen zu Streitereien über die Ferienplanung. Seine
Frau raube ihm den letzten Nerv. Sie höre ihm nie zu. Der Berater
erzählt nun Demian eine passende Kurzgeschichten. Ich zitiere:
|
Ein Mann ruft den Hausarzt der Familie an.
"Hallo Ricardo, hier ist Julian."
"Hallo, was gibts Neues, Julian?"
"Du, ich mach mir Sorgen um Maria"
"Wieso, was ist mit ihr?"
"Ich glaube, sie wird taub. Du musst sie dir mal ansehen."
"Taubheit ist keine lebensbedrohliche Krankheit. Woran ist dir dann
aufgefallen, dass sie nichts hört?"
"Sie antwortet nicht, wenn ich sie ruf."
"Verstehe. Das könnte ein Pfropfen im Ohr sein. Lass uns doch mal
ausprobieren, wie schwerhörig Maria tatsächlich ist. Wo bist
du gerade?"
"Im Schlafzimmer."
"Und wo ist sie?"
"In der Küche"
"Gut. ruf sie doch einfach her."
"Mariaaaa! Sie hört mich nicht."
"Geh mal zur Schlafzimmertür und ruf auf den Flur hinaus."
"Mariaaa! Keine Chance."
"In Ordnung. Nimm das Handy und geh dann durch den Flur auf sie zu,
damit wir sehen, wann sie Dich hört."
"Mariaaa! Mariaaaa..! Mariaaa!- Nichts zu machen. Ich steh nun vor der
Küchentür und sehe sie. Sie dreht mir den Rücken zu und
spült ab. Aber sie hört mich nicht. Mariaaa#..! Aussichtslos."
"Geh näher ran."
Der Mann betritt die Küche und nähert sich Maria. Er legt
ihr die Hand auf die Schulter und schreit ihr ins Ohr: "Mariaaaaa!
Die Frau dreht sich wütend um und sagt: Was willst du? Was willst
du, was willst du, was wiiiillst du! Du hast mich schon zehnmal gerufen
und zehnmal habe ich geantwortet und gefragt, was du willst. Jeden Tag
wirst du tauber. Wann gehst du endlich mal zum Arzt?"
|
Die Quintessenz der Geschichte wird Demina auch noch nachgereicht :
"So etwas nennt man Projektion. Jedesmal wenn ich etwas sehe, was mich
an anderen stört, sollte ich mich daran erinnern, dass auch immer
ein kleines, ein klitzekleines Stück von mir selbst ist. Zurück
zu dir. Wie war das mit Gabrielas Taubheit?"
Damit sind wir bei der Wirkung von Geschichten. Heute hat auch in
der Werbung und im Marketing Storytelling, narrative Rhetorik einen
besonderen Stellenwert. Überall spricht man vom Narrativ. Es ist
zum Modewort geworden. Die Kraft von Geschichten ist jedoch keine neue
Erkenntnis. Schon in der Bibel hat es viele Geschichten und Gleichnisse,
die veranschaulichen, was wichtig ist.
Die positive Wirkung von Geschichten mag zwar unwahrscheinlich klingen.
In meiner Tätigkeit habe ich aber immer wieder die Kraft von
Geschichten selbst erfahren.
Übrigens verzichtet der besagte Arzt, der nur in gewissen
Fällen dem Patienten eine Geschichte vorliest, nicht auf Diagnose
und Therapie. Er versicherte mir aber, dass sich in erstaunlich vielen
Fällen der angebliche Zeitaufwand für das Erzählen
auszahle.
Ein paar zusätzliche Verlinkungen:
- Zur Kraft des Erzählens:
Heute hat auch in der Werbung und im Marketing Storytelling, narrative Rhetorik einen
besonderen Stellenwert. Überall spricht man vom Narrativ. Es ist
zum Modewort geworden. Die Kraft von Geschichten ist jedoch keine neue
Erkenntnis. Schon in der Bibel hat es viele Geschichten und Gleichnisse,
die veranschaulichen, was wichtig ist.
Als Dozent eines Masterlehrganges an der Hochschule Graubünden
(Ueberzeugen beim Verkaufen) machte ich den Studenten in meinem Modul
die wichtigsten Beeinflussungsfaktoren bewusst. Das Erzählen von
Geschichten und Gleichnissen hatte dabei Priorität. Folgende
Beeinflussungsfaktoren hatte ich eingehend behandelt:
- Die Kraft der Worte:
Wenn ich "Kernkraftwerk" oder "Atomkraftwerk" sage, beeinflusst es die
Adressaten, je nach Wortwahl. Kernenergie ist positiv besetzt. Atomkraft
assozieren wir hingegen mit einer gefährlichen Atombombe.
Die Kraft der Worte.
- Die Kraft der einfachen Sprache
Trotz abgehackter Sätze und stetiger Gedankensprünge wurde
Trump zur Überraschung der gesamten Medienwelt zum Präsidenten
der Vereinigten Staaten gewählt. Er konnte es sich leisten, sich
zu verhaspeln.. Trumps einfache Sprache war nachvollziehbar und wurde
von der breiten Masse verstanden.
- Die Macht der Emotionen
Es ist hinlänglich bekannt, dass die emotionale Argumentation der
sachlichen Argumentation überlegen ist. Gefühle und Emotionen
sind wichtige Verbündete von Manipulatoren.
Die Macht der Emotionen.
- Die Kraft des Bildes
Im Kantonsspital Winterthur werden bei der Radio-Onkologie während
der Bestrahlung an der Decke beruhigende Bilder am Strand mit Blick
in die Kronen von Pinienbäumen mit den Wolken am blauen Himmel
eingeblendet. Diese Ferien - Bilder sollen die Patienten entspannen. Sie
wirken beruhigend. "Worte haben keine Energie, solange sie nicht ein
Bild auslösen. Wir müssen uns immer der Kraft des Bildes oder
des Beispiels bewusst bleiben.
Siee Kraft der Einbildung.
Leider ist vielen Ausbildern zu wenig bewusst, dass sie den Lernenden
das passende Lernbild gleichsam "einbilden" müssten.
- Die Wirkung von Farben:
In Operationssälen dominiert die hellblaue Farbe. Sie beruhigt.
Farben beeinflussen auch unser Temperaturempfinden: Rot-, Orange- und
Pinktöne wirken warm.
- Musik beeinflusst ebenfalls
Für mich war es ein Schlüsselerlebnis als unserm
Enkelkind Tränen kamen, als es mit vier Jahren das erste Mal
das Lied #Guter Mond du gehst so stille#" hörte. Musik hat
einen grossen Einfluss auf die körperliche Befindlichkeit und
wirkt auf die Körperrhythmen, also auf die Herzfrequenz aus.
Musik kann auf unterschiedlichen Ebenen auf uns einwirken. Wenn wir
sie hören, dann reagiert unser ganzer Körper - und nicht
nur das Gehör. Herzschlag, Gehirnströme und Hormonhaushalt
verändern sich.
Emotionen statt Reflexion
- Gerüche prägen:
Wer nur schon das Buch "Parfüm" gelesen hat, der weiss, dass der
Duft das Verhalten, die Stimmung und Handlungen nachhaltig beeinflussen
kann - im positiven wie auch im negativen Sinn.
Geruch der Konsumenten verfuehrt
- Narrative Elemente
Die positive Wirkung von Geschichten mag zwar unwahrscheinlich klingen.
In meiner Tätigkeit habe ich aber immer wieder die Kraft von
Geschichten selbst erlebt. Zum Beispiel :
Ein reformierter Pfarrer bat mich, seinen Gottesdienst zu besuchen. Er
hatte immer weniger Kirchgänger und fragte sich, woran das
liegen konnte. Ich stellte schon beim ersten Besuch fest, dass seine
Predigt ermüdete. Es fehlten persönlichen Erlebnisse,
Geschichten. Darauf angesprochen, sagte der Theologe, er verzichte
bewusst auf Geschichten. Das würden vor allem Freikirchen pflegen,
erklärte er mir und das sei nicht sein Ding. Er liess sich dann
doch dazu bewegen, narrative Elemente in die Predigt einzubauen. Die
Gleichnisse der Bibel hatten ihn überzeugt. Mich freute es, zu
sehen, wie sich die Kirche nach und nach wieder füllte. Die Kraft
der Geschichten wirkte offensichtlich. Uebrigens verzichtet der besagte
Arzt, der nur in gewissen Fällen dem Patienten eine Geschichte
vorliest, nicht auf Diagnose und Therapie. Er versicherte mir aber,
dass sich in erstaunlich vielen Fällen der angebliche Zeitaufwand
für das Erzählen auszahle. Sie haben es gewiss erkannt: Auch
ich habe soeben eine Geschichte wiedergegeben, um den Kerngedanken des
Beitrages zu festigen.