Der frühere Ego- Politiker Friedrich Merz stellt sich heute als
Teamplayer dar.
Schon 2018 wollte er die Ära Angela Merkel
beenden. Machtpolitikerin Merkel erkannte rasch, dass der ambitiöse,
wirtschaftskompetente Rivale gefährlich werden könnte. Sie
stellte ihn kalt, wie sie stets alle Konkurrenten geschickt zu
entmachten verstand.
Im Gegensatz zum Chamäleonverhalten Merkels, politisiert Merz
kantiger und direkter. Er ist intelligent und hat festgestellt, dass
seine Partei die soziale Frage nicht vernachlässigen darf. Die
CDU unter Merz würde zwar konservativer, wirtschaftspolitisch aber
merkbar sozialer.
Er hat erkannt, dass der Wirtschaftsliberalismus der 90er Jahre ausgedient
hat - und Merz war stets einer der prominenten Politiker, die ihn
verkörpert hatten. Auffallend ist, dass er sich jüngst immer
wieder als Teamplayer bezeichnet. Ganz gezielt, um das Image des Ego-
Politikers abzulegen. Weil er jedoch immer wieder polarisierte , werden
ihm viele seine proklamierte Teamfähigkeit nicht abnehmen. Nach
einer Phase der Zurückgezogenheit ist Merz während der letzten
drei Jahre in den Medien wieder viel präsenter. Er ist in Talkshows
zu sehen und gibt regelmässig Interviews. Wenn es ihm gelingt, den
Bonus der Popularität aufrecht zu halten, hat er bei der Stichwahl
eine valable Chance, zu gewinnen. Bis jetzt ist er der Favorit.
|
Norbert Röttgen schaut vorwärts.
Für Norbert Röttgen muss die CDU mit der Zeit gehen, nach dem Bonmot:
Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.
Röttgen könnte als ehemaliger Bundesumweltminister dieses
zentrale Thema für die CDU glaubwürdiger besetzen als seine
Mitbewerber. Früher galt er als enger Vertrauter von Angela
Merkel. Er wurde damals als "Muttis Klügster" bezeichnet.
Röttgen gilt als Reformer. Ich sah bei ihm einige brillante
Auftritte. Oft wirkt er aber etwas eingebildet. Als Vorsitzender
des auswärtigen Ausschusses ist er bei internationalen Themen
sattelfest und fürchtet weder Scheinwerfer, noch Journalisten,
die auf Englisch etwas von ihm wissen wollen. Nachdem Röttgen
von Merkel aus dem Kabinett geworfen wurde, war festzustellen, dass
er sich nicht mehr strikt der Loyalität verpflichtet fühlte,
weder zu Merkel noch zu Armin Laschet.
Deshalb wird er sicherlich von Merkelianern wenig Unterstützung
erhalten, obwohl er gesinnungsmässig von dieser Gruppe kaum
abweicht.
Die Vorstellungsrunden werden in den kommenden Tagen entscheidend sein.
Sie werden zeigen, wer von den beiden Favoriten Merz und Röttgen
mehr Überzeugungskraft hat.
|
Merkel-Mann Helge Braun bleibt in seinem Rundschreiben an die
Parteimitglieder so vage, wie Angela Merkel.
Braun arbeitete lange als Strippenzieher bei der Kanzlerin. Vor allem im
Hintergrund. Jedenfalls hatte er sich einen grossen Einfluss erarbeitet.
Programmatisch ist von ihm nicht viel zu erfahren. Aufmerksamkeit erregte
er mit Aussagen wie:
Der Muezzin-Ruf gehört zur freien Religionsausübung, und
deshalb ist das etwas, was es selbstverständlich auch in Deutschland
gibt." Auf die Frage, wie viele Geschlechter es gebe, antwortete Braun:
Das könne er nicht abschliessend zählen.
Dass er nach dieser Irritation nachträglich halbherzig
zurückruderte, schadete ihm. Kandidat Braun hat immer noch wenig
Support. Höchstens von den Merz Gegnern und allen, die für
die CDU in der Regierungsverantwortung sassen.
In Umfragen lag Braun bislang zurück.
Intellektuell hätte er gewiss die notwendige Beweglichkeit, die
CDU zu erneuern. Sein Profil wird jedoch nicht erkannt. Selbst bei der
CDU Basis war von Braun noch nicht viel zu hören.
|