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www.rhetorik.ch aktuell: (17. Dez, 2021)

CDU Vorsitz Kandidaten im Check

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Man wusste es: Einer der drei Bewerber und Oppositionsführer, Helge Braun, Friedrich Merz oder Norbert Röttgen wird das Rennen als CDU Chef machen. Für Braun ist es der erste Anlauf, für Röttgen die zweite Kandidatur und Merz versucht es zum dritten Mal. Am 4. Dezember beginnt der erste Wahlgang. Ende Januar wird ein Parteitag das Ergebnis zu bestätigen haben. Die Ueberzeugungskraft der Kandidaten ist ein wichtiger Faktor, um das Rennen zu gewinnen. Hier die drei Bewerber im Check:


Der frühere Ego- Politiker Friedrich Merz stellt sich heute als Teamplayer dar.
Schon 2018 wollte er die Ära Angela Merkel beenden. Machtpolitikerin Merkel erkannte rasch, dass der ambitiöse, wirtschaftskompetente Rivale gefährlich werden könnte. Sie stellte ihn kalt, wie sie stets alle Konkurrenten geschickt zu entmachten verstand. Im Gegensatz zum Chamäleonverhalten Merkels, politisiert Merz kantiger und direkter. Er ist intelligent und hat festgestellt, dass seine Partei die soziale Frage nicht vernachlässigen darf. Die CDU unter Merz würde zwar konservativer, wirtschaftspolitisch aber merkbar sozialer. Er hat erkannt, dass der Wirtschaftsliberalismus der 90er Jahre ausgedient hat - und Merz war stets einer der prominenten Politiker, die ihn verkörpert hatten. Auffallend ist, dass er sich jüngst immer wieder als Teamplayer bezeichnet. Ganz gezielt, um das Image des Ego- Politikers abzulegen. Weil er jedoch immer wieder polarisierte , werden ihm viele seine proklamierte Teamfähigkeit nicht abnehmen. Nach einer Phase der Zurückgezogenheit ist Merz während der letzten drei Jahre in den Medien wieder viel präsenter. Er ist in Talkshows zu sehen und gibt regelmässig Interviews. Wenn es ihm gelingt, den Bonus der Popularität aufrecht zu halten, hat er bei der Stichwahl eine valable Chance, zu gewinnen. Bis jetzt ist er der Favorit.
Norbert Röttgen schaut vorwärts.
Für Norbert Röttgen muss die CDU mit der Zeit gehen, nach dem Bonmot: Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen. Röttgen könnte als ehemaliger Bundesumweltminister dieses zentrale Thema für die CDU glaubwürdiger besetzen als seine Mitbewerber. Früher galt er als enger Vertrauter von Angela Merkel. Er wurde damals als "Muttis Klügster" bezeichnet. Röttgen gilt als Reformer. Ich sah bei ihm einige brillante Auftritte. Oft wirkt er aber etwas eingebildet. Als Vorsitzender des auswärtigen Ausschusses ist er bei internationalen Themen sattelfest und fürchtet weder Scheinwerfer, noch Journalisten, die auf Englisch etwas von ihm wissen wollen. Nachdem Röttgen von Merkel aus dem Kabinett geworfen wurde, war festzustellen, dass er sich nicht mehr strikt der Loyalität verpflichtet fühlte, weder zu Merkel noch zu Armin Laschet. Deshalb wird er sicherlich von Merkelianern wenig Unterstützung erhalten, obwohl er gesinnungsmässig von dieser Gruppe kaum abweicht. Die Vorstellungsrunden werden in den kommenden Tagen entscheidend sein. Sie werden zeigen, wer von den beiden Favoriten Merz und Röttgen mehr Überzeugungskraft hat.
Merkel-Mann Helge Braun bleibt in seinem Rundschreiben an die Parteimitglieder so vage, wie Angela Merkel.
Braun arbeitete lange als Strippenzieher bei der Kanzlerin. Vor allem im Hintergrund. Jedenfalls hatte er sich einen grossen Einfluss erarbeitet. Programmatisch ist von ihm nicht viel zu erfahren. Aufmerksamkeit erregte er mit Aussagen wie: Der Muezzin-Ruf gehört zur freien Religionsausübung, und deshalb ist das etwas, was es selbstverständlich auch in Deutschland gibt." Auf die Frage, wie viele Geschlechter es gebe, antwortete Braun: Das könne er nicht abschliessend zählen. Dass er nach dieser Irritation nachträglich halbherzig zurückruderte, schadete ihm. Kandidat Braun hat immer noch wenig Support. Höchstens von den Merz Gegnern und allen, die für die CDU in der Regierungsverantwortung sassen. In Umfragen lag Braun bislang zurück. Intellektuell hätte er gewiss die notwendige Beweglichkeit, die CDU zu erneuern. Sein Profil wird jedoch nicht erkannt. Selbst bei der CDU Basis war von Braun noch nicht viel zu hören.


Prognose vor der Publikumsbefragung:
Die CDU Basis muss eine Richtungsentscheidung treffen. Wenn es einer sein muss, der zu den Mitgliedern passt - dann ist dies Merz. Will sie einen, der sich progressiven Wählern öffnet, wäre es eher Röttgen. Mit Jens Spahn und Helge Braun müssen wir nicht mehr rechnen. Bei der Pattsituation Merz / Röttgen hat der populäre Politiker Merz die grösseren Chancen, das Rennen zu gewinnen.

Diese Prophezeiung hat sich nun bewahrheitet.

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