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www.rhetorik.ch aktuell: (25. Sep, 2019)

Das Eigenoessische Schwingerfest

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Beim Schwingerfest hat Christian Stucki gewonnen. 20 Min
Zum vierten Mal in Serie wird ein Berner König: Christian Stucki holt den Titel und gewinnt als erst zweiter Schwinger alle drei bedeutenden Eidgenössischen Feste.
Warum ist Schwingen so beliebt? Dieses Jahr sahen sich 57000 Zuschauer beim Eidgenössischen in einer Arena die Wettkäpfe an. Wie ist so ein Riesen-Event möglich, wo es ausser der Einlasskontrolle keinen Sicherheitscheck gibt? Man konnte von einem Gegenentwurf des Zeitgeistes lesen. Wenn Hunderttausende ein Festareal zwei Tage friedlich bevölkern und sich keine besonderen Vorfälle erreignen, darf von einem Phänomen gesprochen werden. Wie kann man sich diese Beliebtheit erklären? Es sind vor allem die Aushängeschilder- die Schwinger. Sie wirken bescheiden. Sie leben die Fainess und Bodenständigkeit im Ring. Sie haben keine Starallüren. Sicher gibt es auch Neid und Streit. Aber das wird weniger nach aussen getragen. Viele Schwinger meiden die Medien. Sie wirken authentisch. Die Aktuere wollen den guten Ruf der Sportart bewahren. Das Eidgenössische bewahrt die Tradition seit 1895. Zwar hat sich das Rahmenprogramm geändert: Früher standen Kugelstösser, Wettheuer und Hornusser im Rampenlicht.
Nachtrag vom 26. August: 20 Min:
Nach 42 Sekunden liegt Joel Wicki im Schlussgang am "Eidgenössischen" auf dem Rücken. Christian Stucki jubelt. Der Berner wird mit 34 Jahren zum ältesten Schwingerkönig. Wicki gratuliert: "Chrigu hat den Titel mehr als verdient." Allein: Als der Innerschweizer aufsteht und dem neuen König die Hand reicht, ist das Hemd des Unterlegenen nur zur Hälfte mit Sägemehl bedeckt. Dennoch wird das Verdikt von den direkt und indirekt Beteiligten nicht angezweifelt. Auch an der Pressekonferenz gut zwei Stunden später am Sonntagabend ist es kein Thema; nicht beim Verlierer, nicht beim Gewinner. Am Montagmorgen entfacht das Onlineportal "watson" eine Polemik: "Verrückt, aber wahr - Stuckis Sieg, der keiner war." Klar ist: Wickis Hemd kann und darf als "Beweismittel" nicht ins Feld geführt werden. Es ist immer möglich, dass das Sägemehl nicht gleich stark haftet, vor allem nicht, wenn der Schwinger nur für den Bruchteil einer Sekunde am Boden war. Im technischen Regulativ des Eidgenössischen Schwingerverbands steht: "Ein Gang gilt als entschieden, wenn ein Schwinger mit dem Rücken ganz oder bis Mitte beider Schulterblätter gleichzeitig den Boden berührt. Das Resultat ist nur gültig, wenn beide Schulterblätter innerhalb des Sägemehlrings zu liegen kommen." Es gilt die Faustregel: Zwei Drittel des Rückens müssen im Sägemehl sein. Wer die Zeitlupe des entscheidenden Zugs analysiert, der kommt zum Schluss: Es war ein enger Entscheid, aber Wicki dürfte für einen Moment mit beiden Schulterblättern unten gewesen sein. Zur Erinnerung: Schulterblatt ist nicht gleich Schulter. Am Wochenende in Zug gab es einige Resultate, die weniger klar waren als jenes im Schlussgang. Sowohl der Platzrichter als auch die beiden Kampfrichter am Tisch hatten keine Zweifel. Am Tag danach sagt Schwingerkönig Stucki, er habe sich die Aufzeichnung des Schlussgangs angesehen, aber nicht die Zeitlupe. "Aber wenn sich die Kampfrichter im Schlussgang eines Eidgenössischen nicht zu hundert Prozent sicher sind, dann geben sie das Resultat nicht." Der Berner wird am Montagabend im Seeland in Lengnau geehrt, dort befindet sich sein Schwingclub. Am Dienstag folgt die Feier an Stuckis Wohnort Lyss. So richtig abschalten kann der König im September: Er verreist mit seiner Familie in die Ferien.

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