Es war ein Vortrag, der in den Medien viel zu reden gegeben hat: Elon Musk's Werbespot
für Neura Link mit dem Ziel, eine Verbindung von Mensch und KI zu bilden.
Es ist eine fantastisch visionäres Bild, nicht gerade originell, when man Science-Fiction
gelesen hat, doch dass die Sache nicht nur theoretisch angepackt wird, sondern
heute konkret schon implementiert wird (noch nicht am Menschen jedoch),
ist schon erstaunlich. Was meinten andere Neurologen dazu? Es hagelt vor allem Kritik.
Natürlich ist ein bisschen Futterneid dabei, wenn die Sache
als Werbeprospekt einer Firma wahrgenommen wird. Auch kritisiert wurde, dass
Musk im
Artikel
als einzelner Autor auftritt. Das ist eine formale Kritik, aber was wäre die
Alternative? Ein paar Duzend Mitarbeiter als Coautoren aufführen, da ist
immer auch dann das Problem, wer dabei ausgewählt und aufgelisted wird
und wer nicht. Der Artikel von Musk hat sehr viel publicity erreicht.
Heise:
Der Medienrummel war gross, als Elon Musk mit seinem Unternehmen Neuralink
vorige Woche eine neuartige Form der Mensch-Maschine-Schnittstelle
ankündigte. Der Tesla- und SpaceX-Gründer will demnach
flexible Elektroden per Roboter minimal-invasiv ins menschliche Gehirn
einbringen und mit einem Computer verknüpfen. Die hauchdünnen
Fäden sollen angeblich die Aktivität von 1000 Nervenzellen
gleichzeitig aufzeichnen und diese in Zukunft auch gezielt ansteuern
können. Forscher halten die Skizze aber weitgehend für Humbug.
Eher still und leise
veröffentlichte Musk am Tag nach seiner Präsentation einen
Aufsatz mit Details zu den Fortschritten seiner Firma auf dem sogenannten
Preprint-Server BioRxiv. Dort können wissenschaftliche Publikationen
hochgeladen werden, auch wenn sie unabhängige Wissenschaftler
noch nicht im Peer-Review-Verfahren begutachtet haben. Ulrich Dirnagl,
Direktor der Abteilung Experimentelle Neurologie der Charité
Berlin, hat sich das Papier angeschaut und kommt zu dem Schluss, dass
es sich dabei vor allem um einen wenig seriösen "Werbeprospekt der
Firma Neuralink" handelt.
"Dahinter steckt irrsinnig viel Geld" und eine "durchaus beindruckende
Zusammenarbeit" etwa von Ingenieuren, Programmierern, Materialexperten
und Robotik-Spezialisten, räumt der Neurologe ein. Insgesamt habe
der Aufwand aber nur das Zeug, das Feld des Brain-Machine-Interface (BMI)
"inkrementell", also ein Stückchen voranzubringen. Damit könnten
Systeme zur Steuerung einfachster Funktionen durch Gehirnaktivität
"nach intensivem Training" potenziell leicht verbessert werden, was etwa
"einzelnen Patienten" beispielweise nach Querschnittslähmung helfen
dürfte.
Alles andere aber ist unseriöser
Hype, Science-Fiction und durch nichts im Artikel oder unserem
sonstigen Wissen zur Funktion des Gehirns belegt", zeigt sich Dirnagl
enttäuscht. "Dabei müssen wir uns eingestehen, dass wir
ohnehin praktisch gar nicht wissen, wie das Gehirn funktioniert. Und der
beschriebene Apparat wird uns da keinen Deut weiter bringen." Insgesamt
fühlt sich der Mediziner so an das Human Brain Project erinnert,
das von der EU mit über einer Milliarde Euro gefördert werde und
seit zehn Jahren wenig erreicht habe. Ethisch bedenklich sei zudem neben
nur intern "genehmigten" Tierversuchen, dass sich Musk als Alleinautor
ausgebe und sein Team nicht mal anführe.
Das Urteil von Philipp Kellmeyer, Facharzt für Neurologie
am Universitätsklinikum Freiburg, fällt ähnlich
aus. "Fundamental neu sind die Arbeiten im Hinblick auf die
Elektrodentechnologie nicht", konstatiert der Mitarbeiter im
Forschungsschwerpunkt Verantwortungsvolle Künstliche Intelligenz
am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). Die verwendeten
Materialien, die Anordnung der Elektroden und die Verpackung könnten
sich bei Neuralink zwar von anderen Ansätzen unterscheiden. So lange
aber keine unabhängig begutachteten Langzeitergebnisse über
die Gewebeverträglichkeit und Nicht-Toxizität im Tierversuch
vorlägen, seien auch "die hier vorgelegten Ergebnisse mit Vorsicht
zu geniessen". Musk gebe den Stand der Forschung unzureichend wieder, da
er etwa wichtige Arbeiten zu flexibel eingebetteten Elektrodenimplantaten
nicht diskutiere.
Interessant einige der Kommentare auf Heise. Es illustriert richtig, dass der
wissenschaftliche Forscher und Unternehmensgeist in der Buerokratie festgesteckt.
``Geht nicht!" ``Ist nur ein Hype" ist eine tödliche Einstellung, wenn es um
Innovation geht.
- Ist so ne Sache mit "medizinal Experten"
Die ein Hälfte ist wahrscheinlich beleidigt, dass Sie nicht von Musk angefragt wurden und die andere Hälfte ist überzeugt dass es nicht funktionieren kann, weil sie es ja selbst nicht erfunden haben...
Wer sich schon mal in den Abgründen der Prof. Dr. (med) Welt umgesehen hat, sieht solche Beurteilungen in
ganz anderem Licht.
- Ich höre noch die vermeintlichen Experten!
Schicke Elektroautos mit großer Reichweite - geht nicht, kann es niemals geben!
Wiederverwendbare Raketen? Das wird nicht funktionieren
Warten wir es mal ab! Never say #it does not work" to Elon
- Ohne Leute mit fantastischen Ideen wären wir immer noch auf den Bäumen.
Ich meine mich relativ sicher daran erinnern zu können, dass ähnliches auch über die Pläne von SpaceX gesagt wurde, und mittlerweile ist es das bei Weitem erfolgreichste Raumfahrtunternehmen.
Natürlich wird es noch eine halbe Ewigkeit dauern bis man wirklich mal über irgendwelche Software-Updates für das Gehirn nachdenken kann, aber vollkommen unmöglich ist es nicht. Und ordentliche Fortschritte für die Steuerung von Computern, Prothesen und dergleichen über das Gehirn wären wirklich wünschenswert - denkt nur an Leute wie Stephen Hawking.