Die folgende Gilette Werbung (Rasiermesser) ist im heissen Wasser:
Normalerweise betont Rasierwerbung die Männlichkeit. Im Zeitalter
der "Me-Too" Bewegung wird aber nun Selbstkritik geübt.
Der Spot heisst: "Wir glauben: Das Beste, was der Mann sein kann."
Interessant auf Youtube: es gibt im Moment 1.1 Millionen Dislikes
im Gegensatz zu 625 Tausend Likes. Warum?
Werbung, die sich offensichtlich einer Bewegung anbiedert, kommt
nicht gut an. Und es ist vor all allem das Klientel, das kritisiert wird.
Ein Kommentator: "Ihr seit eine Rasierfirma, Ich habe nichts
über Rasieren in der Werbung gesehen!" oder
"Gilette hat schon ihre Kunden verloren. Es ist zu spät. "
Oder "Belehrt mich nicht von Euerem Elfenbein Turm, ihr seit ein Grosskonzern".
Oder: "Ich werde mich von nun an mit einer Axt rasieren, wie richtige
Männer. " Es gibt auch Humor: Stephen Golbert meint
in seiner Show: "Cutting Edge".
Ob der Werbespot der Firma schadet ist nicht klar. Der Spot hat jedenfalls viel
Wellen aufgeworfen und der Name der Firma ist in aller Munde. Es kann gut sein,
dass längerfristig, die Rechnung aufgehen wird.
Aus dem Spiegel:
20 Millionen Mal wurde allein die YouTube-Version
in den ersten fünf Tagen angesehen, eine Million Mal der
Dislike-Button angeklickt. Videos, in denen andere sich furchtbar
darüber aufregen, fanden ein Millionenpublikum. Tageszeitungen
und TV-Sender berichteten. Prominente riefen zum Boykott von
Gillette-Produkten auf. In den sozialen Medien posteten Nutzer Videos
davon, wie sie Gillette-Produkte in den Müll werfen. Im britischen
Frühstücksfernsehen wurde die Frage diskutiert, ob ein "Krieg
gegen die Männlichkeit" im Gange sei.
Warum? Weil Gillette, über Jahrzehnte Lieferant von abgegriffenen
Männlichkeitsklischees, mal etwas anderes probiert hatte. Einen
Spot, in dem an bestimmten männlichen Verhaltensweisen Kritik
geübt wird: Jungs, die prügeln und mobben, Hinterngrabscher
in TV-Komödien, Anmacher, herablassende Wichtigtuer, Poser,
Bullys. Schlechte Vorbilder. Wenn man genau aufpasst, kann man sogar einen
Hauch von Selbstkritik erkennen, denn zu Beginn zerreisst ein Junge auf
der Flucht vor seinen Peinigern eine Leinwand, auf der gerade ein alter
Gillette-Spot läuft. "Für das Beste im Mann", Sie wissen schon.
Dieses Beste, das ist die Botschaft, muss spätestens nach "MeToo
neu definiert werden. Und das schliesst ein, dass man sich nicht wie
ein Mistkerl benimmt.
Kritisiert wird der Clip aber nicht primär dafür, dass die
Männlichkeitsklischeefabrik Gillette Aufmerksamkeit heischend
heuchelt, sondern als "Anti-Männer-Werbung".