Ein ETH Video wirbt für einen Masters. Das Werbevideo
wurde von der Agentur Seed gemacht. Zur Kritik, dass das Video
160000 Franken gekostet hat meinte der Kommunikationschef Rainer Borer:
"Das Video wurde über das reguläre
Kommunikationsbudget finanziert und kostete nicht viel mehr als eine
Ausgabe unseres Printmagazins 'Globe', das in einer Auflage von gut
60'000 Exemplaren erscheint". Das Video polarisiert klar, wie die Kommentare
auf Youtube zeigen. Aufmerksamkeit hat das Video allenfalls erweckt
und die Kommentare zeigen, dass es an der ETH nicht nur coole Typen hat,
sondern auch eher humorlose Bueffler. Dem Image hat das Video
also nicht nur geschadet.
Im Moment hat das Video 1700, die es nicht lieben und
900 die es liken. Wer an die ETH will, um Langweiler zu treffen,
findet das dort also auch. Keine Sorge.
ETH-Raps, ein nerdiger Sidekick springt bei "Hier brauchst du dich
nicht nach Jobs umsehen, der Job findet dich". Das Video startet mit
einer Helikopterperspektive, führt über den ETH-Campus und
spielerisch durch diverse Prestige-Projekte der Universität. Es
stecken viele nette Ideen in dem Clip - etwa, wenn der Nerd zum Giganten
heranwächst oder der Hauptrapper mit einem Roboterhund Gassi
geht. Der Text thematisiert relativ offensiv, wie schön es ist,
in Zürich zu leben, was die ETH für Möglichkeiten bietet
und wie international die Universität ist.
Diese Mischung missfällt
den meisten Beobachtern, während andere die Initiative lässig
finden. Viele der Kommentatoren - die meisten von ihnen Studenten und
Mitarbeiter - befinden, dass sie sich für die ETH fremdschämen -
zu Englisch "cringe". Auf Reddit ist eine lebhafte Debatte zu dem Thema
entbrannt. Auch auf Twitter, Youtube und Facebook hagelt es Kritik. "Ein
verzweifelter Versuch der Uncoolen, cool zu sein", bemerkt ein Doktorand.
"Wir waren uns bewusst, dass der Masterclip stärker polarisieren
wird als der ETH-Trailer von 2017", sagt Rainer Borer, Kommunikationschef
der ETH Zürich gegenüber der "Handelszeitung". Das Ausmass
der Reaktionen und insbesondere die Emotionalität hätten
aber überrascht. Borer sagt: "Mit den vielen negativen Reaktionen
können wir selbstverständlich nicht zufrieden sein." Die
ETH würde dies für künftige Kommunikationsmassnahmen
ernst nehmen. Borer gewinnt der Aufmerksamkeit aber auch positive
Seiten ab: Das Video habe viele Diskussionen über das Studium
ausgelöst. "Solche Diskussionen sind wichtig. Wir kommen dadurch
ins Gespräch." Dass sich Studenten nur aufgrund eines Musikvideos
für oder gegen ein Studium an der ETH entscheiden, davon sei aber
sicher nicht auszugehen.
Auch auf
20 Min
wird im Titel das "peinliche" herausgestrichen, jedoch auch relativiert:
Beim Verband der Studierenden an der ETH (VSETH) findet man das Video
unproblematisch. Laut Präsident Lewin Könemann werden zwar
Klischees bedient: "Doch diese Stereotype werden humorvoll und einer
gewissen Ironie aufgegriffen."
Doch können die negativen Stimmen nicht dem Ruf der Hochschule
schaden? "Die Zielgruppe hat genug Urteilsvermögen, um die Ironie
in diesem Video zu erkennen." Wichtig sei, dass der Clip nur ein Teil
der Kommunikation bleibt.
Klar ist, dass die ETH mit dem Clip auffallen will. "Wenn wir die
Besten anziehen wollen, dann müssen die wissen, dass es die ETH
überhaupt gibt", sagt Rainer Borer, Leiter Hochschulkommunikation:
Man sei sich im Vorfeld bewusst gewesen, dass das Video stärker
polarisieren werde als andere ETH-Trailer. Das Ausmass der Reaktionen
und insbesondere die Emotionalität hätten aber überrascht.
Im Vorfeld habe man lange über die Frage der Stereotypisierung
diskutiert und sich mit Studierenden unterschiedlicher Herkunft
ausgetauscht: "Wir sind der Meinung, dass die Selbstironie im Video den
Vorwurf entkräftet", so Borer. Die Kosten von 160'000 Franken wurden
über das reguläre Kommunikationsbudget gedeckt. Das sei nicht
viel mehr als eine Ausgabe des hauseigenen Magazins "Globe".
Borer hält aber auch fest: "Neben den negativen Kommentaren
erhalten wir auch viel Zuspruch." Deshalb werde man das Video nicht
vom Netz nehmen. Reaktionen und die Wirkung würden aber auf jeden
Fall genau analysiert. Und neue Wege will man auch künftig gehen:
"Nächstes Mal hoffentlich mit mehr Likes.