Sie meinte: Amerika muss nicht wieder gross
gemacht werden. Amerika war immer gross". Zeit:
McCains Tochter Meghan McCain sagte bei ihrer Rede in Anlehnung an
Trumps Wahlkampfslogan Make America Great Again: "Das Amerika John
McCains hat es nicht nötig, wieder gross gemacht zu werden, weil Amerika
immer gross war." Meghan McCain kritisierte zugleich die "billige
Rhetorik von Männern, die den Opfern, die er so bereitwillig gab, nie
nahekommen konnten". Während andere opportunistisch seien und Komfort
und Privilegien genossen hätten, habe er gelitten und gedient, sagte
McCains Tochter. Ihr Vater war mehr als fünf Jahre in
nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft.
US-Präsident Donald Trump nahm an der Trauerfeier nicht teil, er
besuchte stattdessen seinen Golfclub im benachbarten Bundesstaat
Virginia. Medienberichten zufolge hatten McCain und seine Familie nicht
gewünscht, dass Trump an der Zeremonie teilnimmt.
Einer nach dem anderen tritt ans Renderpult der Kathedrale. Die Prominenz
ist beachtlich. Drei frühere Präsidenten, Bill Clinton, George
W. Bush, Barack Obama. Vier ehemalige Aussenminister und -ministerinnen,
Henry Kissinger, Madeleine Albright, John Kerry, Hillary Clinton. Drei
Ex-Senatoren. Doch am Ende sind es die Worte einer schluchzenden
33-Jährigen, die am meisten nachhallen.
"John McCains Amerika muss nicht erst grossartig werden",
beschwört Meghan McCain die Werte ihres Vaters, des verstorbenen
US-Senators. "Es war immer schon grossartig." Daraufhin geschieht etwas
Ungewöhnliches: Die Stille bricht, und Applaus wogt durch Washingtons
National Cathedral, wie ein Bekenntnis.
Im exakt selben Moment steigt US-Präsident Donald Trump am Weissen
Haus in eine gepanzerte Limousine, um golfen zu fahren. Er trägt eine
Baseballmütze mit jenem Slogan, den Meghan McCain verhöhnt hat:
"Make America Great Again."
Eine Nation hält inne. Fast: John McCains Beerdigung wird auf allen
TV-Sendern live übertragen - nur der Mann, der sonst dauerglotzt,
schaut absichtlich weg.
Es ist der Höhepunkt einer kuriosen Woche. Eine Woche, die Amerikas
Kontraste blosslegte. Hier: Amerika, wie es in seinen idealisierten
Träumen gerne wäre. Dort: Amerika, wie es in Wahrheit ist -
und, ehrlich gesagt, immer schon war.