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Der Missbrauchsskandal in der Kirche ist eine heikle Angelegenheit für
Papst Franziskus.
Aus dem
Tagi vom 17. August 2018:
In den USA werden allein im Staat Pennsylvania über 300 Priester des
Kindsmissbrauchs bezichtigt. Der Vatikan hat sich bestürzt über
Berichte von Kindesmissbrauch durch Priester in den USA geäussert.
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Hier sind ein paar Punkte aus der Sichtweise der Kommunikation:
- Auch bei dieser Krise gelten die allgemeine Regeln der Krisenkommunikation.
Vor allem in heiklen Situationen können Führungskräfte
nicht abtauchen. Dies gilt auch für den Papst.
- Der Pontifex unterliegt auch den Kommunikationsgrundsätzen im Umgang
mit der Öffentlichkeit.
In schwierigen Zeiten fällt es allen Chefs schwer, Negatives zur
Kenntnis zu nehmen und sich dazu angemessen zu äussern.
- In Krisensituationen dürfen sie Probleme nicht aussitzen in der
Hoffnung, die Medien hätten plötzlich neue wichtigere Themen
zum beackern
- Es ist offensichtlich, dass der sonst beliebte Papst mit dem Image der
Volksverbundenheit und Bescheidenheit als Oberhaupt der katholischen
Kirche bei den Missbrauchsfällen meist zu spät gehandelt und
Fehler gemacht hat.
- Er gibt auch diese Fehler im Brief an "das Volk Gottes" zu. Er und mit
ihm die Kirche habe bei den Missbrauchsskandalen "nicht rechtzeitig
gehandelt". Dieses Schuldeingeständnis, verbunden mit einer Bitte um Verzeihung,
ist noch kein Befreiungsschlag, zumal es wie so oft zu spät und
erst auf Druck erfolgte.
- Schweigen, beschwichtigen, Probleme unter den Teppich kehren sind immer
kontraproduktiv. Nur Lügen wären als Verteidigungsstrategie
noch schlimmer.
- Wenn Kommunikation Chefsache ist, darf dieser in heiklen Situationen
nicht abtauchen, keine Stellung beziehen oder seinen Mediensprecher
für sich sprechen lassen.
- Nach den jüngsten Vorwürfen des ehemaligen päpstlichen
Nuntius von Washington, Carlo Maria Viganò, der Papst Franziskus
schwer belastet, stehen dem Papst turbulente Zeiten bevor.
Aus
Blick:
Ein hochrangige, ehemalige Vatikanbotschafter in
seinem schockierenden Memorandum behauptet, dass der Papst von den Untaten
von Theodore McCarrick schon 2013 gewusst hat.
Da der Papst die Anschuldigungen Viganòs nicht explizit dementiert,
bleiben sie im Raum stehen. Andere müssen das Geschäft
erledigen, sie zu verifizieren, während er sie aufgrund seines
eigenen Wissens als erster bestreiten könnte.
Tagesanzeiger: Vatikan zieht Papst-Aussage über Homosexuelle zurück:
Auch mit seinem politisch nicht korrekten Hinweis auf die Möglichkeit
psychiatrischer Mittel bei der Begleitung von homosexuellen Kindern,
kam Franziskus zusätzlich unter Druck. Der Papst hatte auf dem
Rückflug von Irland nach Rom vor Journalisten gesagt, wenn sich
Homosexualität schon in der Kindheit zeige, gebe "es viel, das
mit Psychiatrie gemacht werden kann, um zu sehen, wie die Dinge liegen".
Nach der heftigen Kritik vor allem vonseiten der
Homosexuellenverbände hat der Vatikan in seiner schriftlichen
Berichterstattung die päpstliche Stellungnahme zensuriert und
den obsoleten Hinweis auf die Psychiatrie aus dem Mund des Pontifex
gestrichen, obwohl das Interview im Internet jederzeit heruntergeladen
werden kann.
Fazit:
Auch der Papst sollte folgenden Punkte beachten:
- Kommunikationskompetenz muss vom Chef ausgehen. Alles andere ist der
Glaubwürdigkeit abträglich.
- Der Chef muss durch klare Stellungnahmen
Gerüchten und ihrer Verbreitung vorbeugen oder sie stoppen.
Noch besser ist eine zeitnahe umfassende Kommunikation, die im Nachhinein
nicht mehr korrigiert werden muss, so dass sich die Oeffentlichkeit
selbst ein Bild machen kann und weitere oder falsche Presseberichte
richtig einordnen können. Der Wissensvorsprung ist im medial
ausgefochtenen Powerplay das grosse As, das sticht.
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Es gilt das gesprochene Wort! Einmal
ausgedrückt, bringt man die Paste nicht mehr in die Tube!
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Das Kommunikationsmittel muss sorgfältig ausgewählt werden.
Am glaubwürdigsten und wirksamsten ist die persönliche
mündliche Stellungnahme. Schweigen ist selten richtig. Wenn man
schweigt, muss mindestens begründet werden, warum man dies tut. Sonst
ist Schweigen kontraproduktiv und ein Zeichen von Schwäche.
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Lügen sind ein No-Go:
Auch Halbwahrheiten, Vermutungen, Hypothesen, Spekulationen sind nicht
hilfreich: "Vermutlich werden wir".
- Nur Fakten zählen. Höchstens kann man sagen, dass man sie noch
nicht alle kenne. Auch können weitere Informationen angekündigt
werden, und wann solche zu erwarten sind.
Aus den Fehlern der Vatikankommunikation kann viel gelernt werden:
Späte Einsicht kommt schlecht an, wo man sie voraussetzen
dürfte! Es muss zeitnah gehandelt und faktenbasiert informiert
werden. Wo die Faktenlage unsicher ist, kann auf laufende Untersuchungen
hingewiesen und spätere, sicherere Informationen in Aussicht gestellt
werden. In schwerwiegenden Situationen ist Kommunikation Chefsache. Sein
Schweigen kommt allgemein schlecht an. Nachträgliche Klitterungen
der eigenen Stellungnahmen mindern die eigene Glaubwürdigkeit und
Autorität.