Aargauer Zeitung
Weshalb immer dasselbe Muster:
"Ich trete nicht zurück" - Schönreden - Aussitzen - Dann:
"Ich trete zurück, um der Reputation der Firma nicht zu schaden.
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Wir haben jüngst einige Beispiels erlebt: es gab den
Postskandal und die Raiffeisengeschichte. Die Muster sind ähnlich:
Die Chefs reden die Probleme klein, spielen die eigenen Rolle herunter
und appelieren an die Einheit.
Patrik Gisel spielte auch auf dieser Klaviatur.
Ich zitiere aus der Aagauer Zeitung:
Es geht um den um den Umstand, dass die Zurücktretenden wie Gisel
oder Koradi ihren Schritt damit begründen, den Ruf ihres Arbeitgebers
zu bewahren.
Werden Rücktritte so begründet, erhalten sie Züge
einer selbstlosen Tat im Interesse des Unternehmens, für das
sie Verantwortung tragen. Die Frage ist, wie glaubwürdig solche
Begründungen erscheinen.
"Entscheidend ist letztlich, wie solche Aussagen in der
Öffentlichkeit ankommen", sagt Kommunikationsexperte Marcus
Knill. Wenn solche Statements in der öffentlichen Wahrnehmung
nicht als glaubwürdig ankommen, dann seien sie es eben nicht. Die
Bevölkerung nehme es Gisel kaum ab, dass sein Rücktritt nichts
mit der Ära Pierin Vincenz zu tun haben soll.
Ohnehin habe Gisels Glaubwürdigkeit bereits zuvor gelitten. Dies
habe sich etwa bei der Privatbank Notenstein gezeigt, die noch bis
vor kurzem Raiffeisen gehörte. Zunächst sagte Gisel, das
Geldhaus werde nicht verkauft, später ging sie dann doch an die
Bank Vontobel. Zudem habe er noch im März gesagt, dass er ganz
sicher nicht zurücktreten werde.
Weshalb klammern sich die kritisierten Manager so lange an ihrem
Amt fest?
Es sei menschlich, dass solche Vorfälle zunächst
heruntergespielt würden, sagt Knill. Die verantwortlichen Manager
stellten sich auf den Standpunkt, dass die Vorkommnisse nicht so
gravierend seien, als dass ein Rücktritt zwingend sei. Schritt
für Schritt brächten die Medien dann weitere Details ans Licht,
der Druck auf die Verantwortlichen steige. Es wäre besser wenn
ein Unternehmen, von sich aus Schritt für Schritt weitere Details
bekannt mache und auch klar kommuniziere, wann es damit soweit sei,
sagt Knill. So könne der Druck auf das Unternehmen gemildert werden.
Fazit: Bedenklich ist es, dass Gisel die Medien beschuldigt. Er
müsste wissen, wie man mit Medien umgeht. Es gilt die bewährte
Regel: Medien werden stets nur Fakten zugespielt. Aber es wird auf keine
Vermutungen, Hypothesen oder Gerüchte eingegangen. Nach dem Prinzip:
Stets nur aktuelle Fakten beschreiben. Den Medien müssen wir auch
sagen, wann neue Informationen zu erwarten sind.