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www.rhetorik.ch aktuell: (12. Jun, 2018)

Das Treffen zwischen Trump und Kim

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Kim Yong Un und Donald Trump treffen sich bald. Es wird sicher auch aufs Ässerliche geachtet. Wie zum Beispiel die XXL-Hosen von Kim: Blick. 20 MIn hat einen News Ticker. Die Die New York TImes hat Updates. Das Singapurer Treffen zwischen Trump und Kim beginnt um 9 Uhr Lokalzeit, das ist bei uns 3 Uhr nachts. Das Programm ist noch nicht bekannt. Time wird Videos bringen: Link

Tagesanzeiger:

Beim Singapur-Gipfel haben sich zwei Politiker getroffen, die einige Gemeinsamkeiten haben. Donald Trump und Kim Jong-un sind beide Machtpolitiker und Angeber, sie provozieren und drohen gerne. Beide sind unberechenbar, zwar für positive Überraschungen gut, aber nicht gerade verlässlich. Das alles beeinträchtigt ganz stark die Glaubwürdigkeit der eigenwilligen Staatschefs von USA und Nordkorea. Das bisherige Image beeinflusst auch die Wahrnehmung ihres Auftritts in Singapur.

Wie haben Kim und Trump beim Gipfel gewirkt? Wie war ihre Körpersprache und ihre Rhetorik? Wer hat mehr überzeugt?
 
 
Diese Fragen beantwortet Marcus Knill, Experte für Medienrhetorik und Kommunikation. Er hat die Begrüssungsszene und den ersten Medienauftritt der Protaganisten des Gipfels genauer angeschaut. Hier folgen seine Beobachtungen:

Das Auftreten und das Outfit

«Kim Jong-un, der 1,70 Meter gross ist, trägt eine XXL-Zelthose in dunkler hochgeschnittener Kleidung. Damit wirkt er noch kleiner und massiger als der 1,90 Meter grosse Trump. Dieser Grössenunterschied unterstreicht die Selbstüberzeugung von Trump («Ich bin der Grösste», «Ich stehe über allem»). Beim Outfit der beiden Staatschefs fällt auch das leuchtende Rot der Krawatte des US-Präsidenten auf. Rot signalisiert Energie, Aktivität und Dynamik. Sie ist aber auch eine Warnfarbe.»

Die Begrüssungszeremonie und der Handschlag

«Es ist ein historischer Handschlag. Trump und Kim wirken ernst und konzentriert, als sie aufeinander zuschreitten und sich die Hände geben. «Nice to meet you, Mr. President», sagt der nordkoreanische Machthaber zur Begrüssung. Der US-Präsident erklärt, dass er sich grossartig fühle. «Wir werden eine grossartige Diskussion haben und sehr erfolgreich sein. Es ist mir eine Ehre. Wir werden eine grossartige Beziehung haben», sagt Trump. Und Kim entgegnet: «Es war nicht einfach, hierher zu kommen. Es gab Hindernisse, aber wir haben sie überwunden, um hier zu sein.»

Bei der Begrüssung berührt Trump – zusätzlich zum Handschlag – mit der linken Hand kurz Kims rechten Oberarm. Der Handschlag dauert 13 Sekunden. Er artet nicht in einem Zweikampf aus. Beide kommen sich recht nahe. Trump lässt Kim den Vortritt. Er hat offensichtlich die grössere Erfahrung bei solch wichtigen Treffen. Trump berührt Kim erneut und weist ihm den Weg zur Bibliothek des Hotels «Capella», wo ein 48 Minuten dauerndes Vier-Augen-Gespräch stattfindet. In dieser Phase übernimmt Trump die Führung. Bescheiden geht er hinter dem nordkoreanischen Machthaber. Was positiv auffällt: Beim Nebeneinandergehen schreiten beide Staatschefs synchron im gleichen Takt – ein gutes Vorzeichen.»

Die Rhetorik beim ersten gemeinsamen Medienauftritt

«Trump spricht einmal mehr so, als habe er sich nicht auf das Treffen mit Kim vorbereitet. Er folgt spontan seinen Gedanken. Trump spricht in einfachen, klaren Sätzen. Er tut dies ohne die üblichen Nebenbemerkungen. Kim schweigt zunächst recht lange, während  Trump auf ihn einredet. Kims Blick ist nach vorne gerichtet, in Richtung der Medienschaffenden, als höre er nicht zu. In dieser Phase wirkt Trump nervös. Er stützt, nach vorne gebeugt, seine Unterarme auf die Oberschenkel, und seine Hände formen sich zu einer Merkel-Raute. Trumps Fingerspitzen sind pfeilförmig nach unten gerichtet, immer wieder mit den Fingerkuppen aufeinander klopfend. Kims Lächeln entspannt schliesslich die Situation. Seine Stimme wirkt bedacht. Trumps Stimme ist – im Gegensatz zu den üblichen Auftritten – ruhiger und staatsmännischer.

Trump kneift normalerweise bei seinen Reden die Augen oft zu und erschwert damit den Blick ins Innere seiner Person. Bei diesem Treffen bemüht er sich aber, den Augenkontakt mit Kim bewusst aufzunehmen. Kim weicht zunächst diesem Augenkontakt aus. Erst später baut er mit den Augen gleichsam eine Brücke auf. Das macht uns bewusst: Der Blickkontakt ist die Nabelschnur der Kommunikation.»
 
Fazit

«Die ganze Welt schaut auf das Gipfeltreffen in Singapur. Trump und Kim sind sich bewusst, dass hier Geschichte geschrieben wird. Beide sehen das Treffen als Chance für sich selbst. Beide werden versuchen, den historischen Gipfel im eigenen Land als persönliche Glanzleistung zu vermarkten. Trump und Kim haben ein grosses Interesse an einem positiven Ausgang des Treffens. Beiden ist allerdings zuzutrauen, dass sie später ihre Zugeständnisse widerrufen. Beide bleiben unberechenbar. Diese Eigenschaft beider Staatschefs könnte somit den historischen Gipfel nachträglich plötzlich wieder zunichte machen. Bei Trump und Kim ist alles möglich. Von Kim weiss man, dass er viele Berater hat. Instinktpolitker Trump verlässt sich meist auf sein Bauchgefühl. Dennoch: Immerhin ist das Eis zwischen USA und Nordkorea gebrochen. Nun könnte Vertrauen aufgebaut werden und es besteht die Hoffnung, dass es zu weiteren Gesprächen zwischen Trump und Kim. kommt. Der Start ist immer die halbe Miete. Es zeichnet sich rhetorisch eine Pattsituation ab.»








Das Treffen wird die beiden Machthaber so gefreut haben, dass sie wohl nach dem Treffen die Frisuren tauschen werden:
Quellen: Reddit, Watson
Photoshop ist völkerverbindend: Das stellt der Reddit-User GallowBoob mit einem "Hairswap" unter Beweis. Voila: Donald und Kim, in seltener seltsamer Harmonie nebeneinander.
Washington Post hat eine Bild analyse des Handshakes:





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