Die Untersuchungen zur Wahlbeeinflussung beim US Wahlkampf vom letzten
Jahr macht Fortschritte. Am Freitag wurde eine Anklageschrift veröffentlicht,
die 13 Russen enttarnt, die die US Wahl durch
NBC hat 200'000 Russische Trolltweets
veröffentlicht. Die Datenbank
ist vollständig ersichtlich. Die Geschichte zeigt, wie sehr schon Manipulation
und Propaganda in Medien Erfolg haben.
Die Zukunft sieht nicht gut aus. Auch die Möglichkeiten der Foto und Video manipulation
sind schon weit fortgeschritten.
Tagi: Fake News waren erst der Anfang.
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Spiegel:
Das Ziel der Russen war demnach klar: Donald Trump sollte die Wahl
gewinnen, ein Sieg von Hillary Clinton musste unbedingt verhindert werden.
Mueller und sein Team werfen den 13 Russen Agententätigkeit
für eine fremde Macht, Verschwörung gegen die Regierung
und das Wahlsystem der USA vor, den Einsatz falscher Identitäten,
Finanzbetrug und diverse andere Vergehen. Auch wenn die Auslieferung der
13 beschuldigten Frauen und Männer durch Russland unwahrscheinlich
ist, müssen sie nun befürchten, bei Reisen in andere Länder
sofort festgenommen und an das FBI überstellt zu werden (hier
können Sie das Dokument im Original nachlesen).
Die Hauptrolle in der Affäre spielt ein alter Freund von Russlands
Präsident Wladimir Putin, Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin. Er
steht ganz oben auf Muellers Beschuldigtenliste.
Prigoschin, Spitzname "Putins Koch", ist in Russland berühmt
und berüchtigt. Er betreibt unter der Marke "Concord" ein
Catering-Imperium, das viele Staatsaufträge erhält. Er kennt
Putin noch aus dessen Zeit als Politiker in Sankt Petersburg - und er
gilt als Putins Mann für konspirative Operationen gegen den Westen
oder innenpolitische Gegner.
Laut Anklage soll Prigoschin über diverse Firmen und Konten das
Geld für den "Informationskrieg" gegen die USA bereitgestellt
haben. Insgesamt flossen demnach monatlich 1,25 Millionen Dollar in
das Unternehmen. Prigoschin bestreitet die Vorwürfe. Russlands
Aussenministerium nennt die Ergebnisse der Mueller-Ermittlungen "absurd"
und stellt sie als antirussische Propaganda dar.
Konkret gestartet wurde der Angriff auf die USA laut den
US-Ermittlungen 2014. Es gab unterschiedliche Decknamen, "Projekt
Lakhta", später auch "Projekt Translator". Herzstück der
Operation war eine sogenannte Troll-Fabrik in der Sawushkina-Strasse
55 in Sankt Petersburg. Hier wurden dem Bericht zufolge von den 13
Beschuldigten mehrere Firmen betrieben, die sich offiziell zum Beispiel
als Softwareschmieden oder "Internetagenturen" ausgaben, in Wahrheit
aber gezielte politische Kampagnen im Internet betrieben - bei YouTube,
Facebook, Instagram und Twitter.
Die Organisation soll laut Anklage mehrere hundert Mitarbeiter gross
gewesen sein. Es gab eine Grafikabteilung, ein eigenes Team zur
Suchmaschinenoptimierung ("SEO"), eine IT-Abteilung sowie ein Team
zur Datenanalyse, um diverse Nutzergruppen im Netz gezielt ansprechen
zu können.
Während es den Agenten zu Beginn darum gegangen sei, die
politischen Debatten in den USA allgemein über eigens produzierte
Social-Media-Posts zu beeinflussen, habe sich der Fokus der Arbeit bald
mehr und mehr auf die Beeinflussung der US-Präsidentenwahl 2016
verschoben, so die Ermittler. Gearbeitet wurde in Tag- und Nachtschichten,
um die Wähler in den unterschiedlichen Zeitzonen in den USA optimal
erreichen zu können.
Zur Informationsbeschaffung seien einige der Beschuldigten auch
mit falschen Visa in die USA gereist, heisst in der Anklage. Unter
anderem sollen sie in mehreren Bundesstaaten bei Bürgerinitiativen
und Wahlexperten Informationen über das US-Wahlsystem gesammelt
haben. Ihre Erkenntnisse nutzten sie später zur gezielten Steuerung
von Social-Media-Kampagnen. Besonders Bundesstaaten, die keiner der beiden
grossen US-Parteien klar zuzuordnen waren, sollten gezielt attackiert
werden: Florida zum Beispiel. Donald Trump konnte den wichtigen "Purple
State" bei der Wahl 2016 dann tatsächlich gewinnen.
Umso näher der Wahltag im November 2016 rückte, desto
aggressiver gingen die Russen vor. Sie klauten die Identitäten
von US-Bürgern, nutzten deren Sozialversicherungsnummern, um
Konten zu eröffnen und damit Anti-Clinton-Werbung bei Facebook
zu kaufen. Zugleich richteten sie amerikanische Netzwerkverbindungen
("VPN") ein, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern.
Sie schufen Hunderte falsche E-Mail-Konten, populäre
Facebook-Identitäten und Twitter-Legenden. Der Account "Tennessee
GOP" hatte mehr als 100.000 Follower bei Twitter. Dass er in Wahrheit
aus Sankt Petersburg gesteuert wurde, war für unbedarfte
Trump-Fans nicht zu erkennen. Dafür wurden von solchen Konten
gezielt Pro-Trump-Slogans verbreitet. Auch Verschwörungstheorien
über angebliche "Wahlmanipulationen" durch die Demokraten wurden
von den Russen erfunden. Sub-Accounts sorgten dann dafür, dass die
Botschaften tausendfach im Netz geteilt wurden.
Aber da war noch mehr: Gegenüber Trump-Unterstützern
an der Republikaner-Basis gaben sich die Russen per E-Mail als
Clinton-Gegner aus. So organisierten sie laut FBI gezielt Demonstrationen,
überwiesen Geld an Pro-Trump-Gruppen. Sie erfanden etliche Hashtags
und Slogans wie "HillaryForPrison" oder "Hillary is a Satan". Und sie
zahlten für einen selbst gebastelten Käfig, in dem ein Model
in Florida als Hillary Clinton posierte. Im Juni 2016 organisierten
die Russen zwei Demonstrationen in New York: "" und
"Down with Hillary".