Experten haben fürs Parlament Flirt - Kommunikationsregeln
ausgearbeitet. Die Regeln zeigen, dass Abgrenzung zwischen Flirt und
sexueller Belästigung nicht immer einfach sind. Der neue Ratgeber
versucht, Klarheit zu schaffen. Er illustriert aber auch, wie schwierig
es ist, verbindliche Grenzen generell zu reglementieren.
Nicht alle sind begeistert: der "Blick" zitiert einen Politiker, der meint
Wir machen uns hier langsam zum Gespött.
Der Präsident der CVP sagte: "Das Büro hat dies für nötig befunden, ich nehme das so zur
Kenntnis. Vielleicht ist es aber gut, dass etwas Selbstverständliches wieder einmal
aufgeschrieben wird."
Es gibt offensichtlich Verunsicherungen, denn
wie spürt man, ob es sich um eine gegenseitige Entwicklung
handelt oder eine Entwicklung einseitig verläuft? Was heisst
"aufbauend"? Welche Signale verraten, dass die Annäherung
erwünscht ist? In der Broschüre wird gesagt: "Entscheidend ist
nicht die Wahrnehmung der aktiven Person, sondern diejenige der Person, an
die das Verhalten gerichtet ist". Dies birgt offensichtlich auch eine Gefahr.
An vielen Arbeitsplätzen hat die Klagemöglichkeit dazu geführt,
dass die Beziehung zwischen den Geschlechtern leidet. Vor allem an Orten, wo
die Gegenseite einer Klage nicht angehört wird. In den in den letzten Monaten vorkommenden
Fällen wie dem Politiker Donald Trump, dem Filmproduzenten
Harvey Weinstein oder dem Senatoren Kandidate
Roy Moore sind jedoch die Anschuldigungen mehrfach gemacht worden. Wenn
mehrere, unabhängige Kläger da sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer
falschen Denunziation klein.
Der schriftliche Ratgeber entbindet jedoch nicht,
im Umgang mit dem andern Geschlecht den gesunden Menschenverstand mit ein zu beziehen.
Leider sind aber nicht alle mit einen gesunden Menschenverstand
ausgestattet, sodass die Publikation notwendig wurde.
Die Broschüre zeigt, dass ist schwierig ist, die Grenzen zwischen Flirt und Belästigung
zu definieren. Die Kommunikation ist kompliziert, vor allem auch wenn verschiedene
Abhängigkeitsverhältnisse bestehen. Es gibt ein Spektrum von
Belästigungen. Eine Berührung kann schon belästigen, wie auch
ein Kompliment zum Aussehen, ein unangebrachter Witz.
Heute ist eine unnötige Berührung
"Ungewollter körperlicher Kontakt" und ein Kompliment aufs
Äussere, eine "Fokussierung aufs Aussehen". Mann oder Frau wollen im Beruf
vor allem hören, wenn sie eine Arbeit gut gemacht haben, nicht ob sie gut
aussehen.
Rechts ist ein Disney Clip aus dem Film "Shrek", in dem das Thema mit Humor behandelt wird. Der männliche Esel,
der vom weiblichen Drachen gefangen wird, versucht sich mit Komplimenten aus
der mieslichen Lage zu befreien. Das gelingt nicht. Die "Stopsignale" wie "ich bein
Astmatiker" werden nicht
verstanden ! Der verliebte Drachen will ihn küssen und beginnt ihn zu streicheln:
Donkey: "Das ist ungewollter körperlicher Kontakt". Vorher wurde die Prinzessin
von Schrek geweckt. Statt ihn zu küssen (nicht im Einvernehmen), reisst Schrek sie
einfach aus dem Bett.
Leider zeigen die nun viel diskutierten Hollywood Geschichten, wie
nahe die Bilder Gegebenheiten parodieren: Schauspieler mussten viele Hintern küssen
oder mehr tun (wie die Weinstein Geschichte zeigt), um den Job zu kriegen. Die oft belächelte
Kultur von "Job gegen Sex" ist heute eine eitrige Wunde.
Was immer hilft, ist Klarheit, je früher desto besser. Wer sich belästigt fühlt,
soll sich nicht scheuen, ein deutliches Stoppsignal zu setzen und das Unbehagen beim
Gegenüber beim Namen nennen. Auch ist es ratsam, bei Abhängigkeitsverhältnissen
wie (wie Chef-Angestellter, Produzent-Schauspieler, Lehrer-Schüler), romantische Verbindungen
vollständig und prinzipiell zu unterlassen. Von beiden Seiten.
Man kennt solche Regeln auch in anderen Bereichen, und es ist auch dort oft heikel:
Insider trading verbietet es einem CEO zum Beispiel, Gewinn aus dem Kurs-
verlauf der eigenen Firma zu machen. Auch Regeln zum Nepotismus
(Vetterliwirtschaft) sind unscharf, doch auch dort ist die Verbandelung
von privaten (Familiären) und professionellen Bereichen ein Risiko, ist
aber nicht immer präzis reglementiert.
Interessanterweise macht im in den USA der jetzige Präsident gerade
vor, wie man es nicht machen soll: er hat damit geprahlt, Frauen begrapscht zu haben
(was eine eindeutige sexuelle Belästigung ist) hat seine eigene Familie stark in die Regierung
eingebunden (was ein eindeutige Vetterliwirtschaft ist) und profitiert persönlich durch
den Regierungsgebrauch von eigenen Liegenschaften, Hotels oder Golfplätzen (was
auch aus finanziellem Eigeninteresse passiert).
Vielleicht sollte man ihm eine Kopie der Broschüre schicken.