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www.rhetorik.ch aktuell: (23. Aug, 2017)

Ein Marie Antoinette Moment

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Finanzministerin tritt in Instagram Falle. Sie hat etwas zu sehr geprahlt und als sie kritisiert wurde, etwas genervt geantwortet. Man nennt das einen Marie Antoinette Moment. (Die Französische Königin soll auf die Information, dass die Leute kein Brot zu essen haben gesagt: "Dann sollen sie halt Kuchen essen". Obwohl diese Geschichte von 1765 ist wahrscheinlich nicht wahr ist, ist der Begriff "Marie Antoinette Moment" geblieben.)
20 Min:
Louise Linton scheint vom Schicksal begünstigt. In einem schottischen Schloss aufgewachsen, wurde die 36-jährige Schauspielerin Hollywood-Produzentin, bevor sie im Juli in zweiter Ehe US-Finanzminister Steven Mnuchin heiratete. Dessen Vermögen übersteigt 300 Millionen Dollar. Doch bei unüberlegten Fehltritten kann sich das Schicksal grausam rächen. Linton verbreitete ihren glamourösen Lebensstil wenig bescheiden auf Instagram. Wie die "New York Times" schreibt, zeigte sie Glamour-Fotos, auf denen sie im Motorboot über einen italienischen See brauste, im Louvre am Weinglas nippte, sich im Pool in einem aufblasbaren Schwan räkelte, einen Chihuahua im Arm. In ihren Posts auf dem inzwischen auf privat geschalteten Instagram-Konto unterliess es Linton nie, die Designer ihrer Outfits zu erwähnen: #TomFord, #Valentinorockstudheels, #HermesScarf. Grosszügig überging sie, dass sie auch mehrere Hermes-Taschen des Modells Birkin besitzt, Kostenpunkt je um die 10'000 Dollar. Nicht alle Leser von Lintons Instagram-Geprahle mochten die Angeberei. Zu einem Bild, das Linton beim Entsteigen einer Regierungsmaschine nach einem Trip Mnuchins nach Kentucky zeigt, schrieb die 45-jährige Jenni Miller: "Froh, dass wir deinen kleinen Ausflug zahlen durften. #deplorable." Das letzte Wort in dem Kommentar spielt auf die "Beklagenswerten" an, die Hillary Clinton vergangenes Jahr als politisch unerreichbar abgetan hatte. Die Häme der dreifachen Mutter löste ein Marie-Antoinette-Moment aus. Denn Linton reagierte wie eine gekränkte Königin. "Hast du der Wirtschaft mehr gegeben als ich und mein Ehemann?", fragte sie zurück. "Entweder in Form von Einkommenssteuern oder von Aufopferung für dein Land?" "Ich bin sicher, dass wir mehr Steuern für unseren Tagesausflug bezahlt haben als du", fuhr Linton fort. "Ziemlich sicher, dass der Betrag, den wir jedes Jahr opfern, viel höher ist als was du zu opfern bereit wärst, wenn du die Wahl hättest." In Linton herablassender Tirade erkennt die "Washington Post" eine einfache Botschaft: "Ich bin reich. Du bist es nicht. Also halte die Klappe und schau dir #Game of Thrones# an." Das Internet reagierte empört. Lintons Konto wurde von negativen Kommentaren überschwemmt, teils wütender, teils spöttischer Art. Es dauerte nicht lange, bis die überraschte Ministergattin den Rückzug antrat. Die Kosten des Ausflugs würden dem Staat zurückerstattet, liess Linton mitteilen, und dann entschuldigte sie sich: "Ich bitte für meinen gestrigen Post in den sozialen Medien um Verzeihung", liess sie über ihren Publizisten ausrichten. "Er war unangemessen und in hohem Grad unsensibel." Mit dieser Entschuldigung ist sie in der US-Regierung anderen weit voraus.

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