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www.rhetorik.ch aktuell: (19. Jun, 2017)

Tattoo bei Interviews

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Fernsehkritiker René Hildbrand kritisierte im Persoenlich den Gastauftritt von Bettina Besgen, weil sie dabei grossflächig tätowierte Arme zeigte.
Im Im Watson wurde Hildbrand interviewed. Hier ist ein Kommentar aus dem Persoenlich:
Nachdem Bundesrat Alain Berset von einer tätowierten Moderatorin interviewt wurde, tobte ein Sturm in den Medien. Meines Erachtens können aus dieser Geschichte folgende Lehren gezogen werden: Bei Journalisten gibt es keine Kleidervorschriften. Dennoch müssten sich alle Berufsleute mit Publikumskontakt bewusst bleiben, dass es sich lohnt, auf alles zu verzichten, was die Kommunikation erschwert oder stört. Bei Medienauftritten empfehle ich stets, alles auszuklammern, was von der Botschaft ablenkt. Das Fernsehen hatte deshalb - vor Jahren schon - von Moderatoren verlangt, dass sie vor der Kamera auf Piercings verzichten oder den Nasenring während des Auftrittes entfernen. Bekanntlich können Äusserlichkeiten Konsumenten irritieren. Der Dresscode bei Banken ist nachvollziehbar. Wir müssen keine Bücher über Kleidersprache lesen. Der Rat genügt: Journalisten kommen vielfach hinsichtlich Kleidung sehr schlecht weg. Es ist eine Stilsünde, wenn ein Journalist im T-Shirt mit grosser Aufschrift die Bundespräsidentin interviewt. Viele Medienschaffenden sind sich nicht bewusst, dass man nicht wochenlang die gleichen ausgelatschten Turnschuhe tragen sollte. Journalisten im Bundeshaus sind immer wieder zu sehen, die sich dort einfach nicht von ihrer liebsten abgetragenen Outdoor-Jacke trennen wollen. Möglich, dass sie mit ihrem Outfit bewusst machen wollen: Wir sind unabhängig. Wir sind Individualisten. Für uns gelten keine Kleiderkonventionen. Auch bei Lehrpersonen war lange Zeit schludriges Auftreten in. Nach der 68er Generation mit dem bewussten "Körnchenpicker-Image" hat die junge Generation gemerkt, dass Lehrpersonen ernster genommen werden, wenn diese sich nicht als "Alternative" uniformieren und angemessen gekleidet vor die Klasse treten oder nicht im Turntenue beim Elterngespräch erscheinen. Schade: Die Moderatorin Bettina Bestgen (Radio SRF Virus) war sich nicht bewusst, dass sich die Fernsehkonsumenten auf die Tätowierung mit dem velofahrenden Skelett konzentriert haben, statt aufs Interview. Die Frage, ob das Interview mit tätowierten Armen ein No-Go war oder nicht, hätte eigentlich die Journalistin selbst beantworten können. Bei allen Kommunikationsprozessen ist bekanntlich das "Wie" keine Nebensache.

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