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www.rhetorik.ch aktuell: (17. Jun, 2017)

Zum Tod von Helmut Kohl

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Alt BUndeskanzler Helmut Kohl ist gestorben. Er war von 1982 bis 1998 Bundeskanzler. Wärhrender dieser Zeit ist die Berliner Mauer gefallen. Zusammen mit Francois Mitterand hat er den Euro eingef&uum;hrt. Angela Merkel war einmal sein Protege, hat sich dann aber wegen eines Spendenskandals von ihm distanziert.

Spiegel:
Helmut Kohl war der Kanzler der Einheit, er hat dieses Land vorangebracht. Er trieb die Einigung Europas voran, gab entscheidende Impulse zu besserer Integration und Verständigung. Kohl hat sich um Deutschland verdient gemacht - auch wenn Schatten auf sein Werk fallen. Eine Würdigung seines Lebens in sechs Kapiteln.
Kohl war auch ein beliebtes Sujet für Karikaturisten. Aus dem Spiegel: Die Rache der Birne:
Nachtrag vom 1. Juli: Aus dem Bild:
Durch alle Reden zog sich die Hochachtung für Helmut Kohls Fähigkeit, aus politischen Verhandlungspartnern Vertraute und Freunde zu machen. Oder wie es Frankreichs Präsident Emmanuel Macron formulierte: "Manchmal entscheidet sich das Schicksal der Welt auf menschlicher Ebene." Mehrmals kam Kohls Handschlag mit François Mitterand in Verdun zur Sprache, sein Bemühen um die Aussöhnung mit Israel und sein Verständnis für die Ängste vor einem überstarken wiedervereinigten Deutschland in Nachbarländern wie Polen. Juncker hob auch Kohls zutiefst emotionale Bindung an die europäische Idee hervor: "Minutenlang" habe Kohl geweint, als der Europäische Rat die Osterweiterung der EU beschlossen habe. "Europe at its best", schwärmte Juncker. Er hielt eine höchst emotionale Rede auf seinen "treuen Freund" und Förderer Helmut Kohl, deren Schlusspunkt allerdings etwas missglückt war: "Lieber Helmut, versprich mir, dass du im Himmel nicht gleich einen neuen CDU-Ortsverein gründest." Ein übereifriger Polit-Vereinsmeier, der überall zuerst seine Partei etablieren will, war der Altkanzler zuletzt gerade nicht gewesen. Besser gelang es US-Präsident Bill Clinton, dem stärksten Redner in Strassburg, rührende und launige Elemente zu verbinden. Clinton scherzte über Kohls unermesslichen Appetit - "Er hat mich dazu gebracht, Dinge zu essen, die ich lieber nicht essen wollte" -, aber erinnerte die Zuhörer auch voller Ernst daran, dass "wir alle irgendwann in so einem Sarg liegen werden". Kohl habe vor schweren Gewissensfragen gestanden, die sich Politikern heute so nicht mehr stellten. Vor allem habe der Altkanzler seine Weggefährten einbezogen in etwas, "das grösser ist als wir selbst und unsere vergänglichen Karrieren", lobte Clinton. "You've done a good job with your life." Dank solcher Gesten hatte der europäische Staatsakt für den Staatsmann Kohl eine Grösse, die vielleicht keine deutsche Zeremonie erreicht hätte. Es macht eben einen Unterschied, ob die Redner einer Trauerfeier nur das vereinte Europa beschwören, oder ob diese Trauerfeier im Herzen der Europäischen Union stattfindet, reibungslos organisiert von Saaldienern aus allen Mitgliedstaaten, begleitet von Musikern der Universität Strassburg, mit einem Sarg unter europäischer Flagge, getragen von Soldaten in deutscher und französischer Uniform - und alles in einem Gebäude, in dem die demokratisch gewählten Vertreter aller EU-Mitgliedstaaten um den Kurs der Europäischen Union ringen.

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