Portugal hat zum ersten Mal den Eurovision Song Contest gewonnen. Der
Sänger Salvador Sobral bekam im Final in Kiew für sein Lied
"Amar Pelos Dois" mit 758 Punkten die meisten Stimmen. Er setzte
sich in der Nacht auf Sonntag deutlich gegen den ebenfalls hoch
gehandelten Kollegen Kristian Kostow aus Bulgarien durch, der 615 Punkte
erreichte. Moldau landete überraschend auf dem dritten Platz mit 374
Punkten. Bitter war das Resultat für Deutschland: Mit sechs Punkten
liegen unsere Nachbarn knapp vor dem Schlusslicht Spanien.
Sowohl bei den internationalen Jurys als auch
beim Publikum kam Portugal auf Platz 1. Jury- und Publikumswertungen aus
den in diesem Jahr insgesamt 42 ESC-Nationen hatten gleich viel Gewicht.
Der erste Sieg für Portugal Im Final waren 26 Länder angetreten,
die Schweiz war einmal mehr nicht dabei. Die Gruppe Timebelle hatte am
Donnerstag die Qualifikation für die Entscheidung des Eurovision
Song Contest verpasst. Der 27-jährige Gewinner Sobral verzichtete
bei seinem Auftritt auf eine spektakuläre Show und überzeugte
stattdessen mit viel Gefühl. Komponistin der Jazz-Ballade
"Amar Pelos Dois" ist seine Schwester, die den Song zum Schluss der
grossen Live-Show gemeinsam mit ihrem Bruder sang. Nach seinem Sieg
plädierte Sobral dafür, wieder "Musik, die etwas bedeutet"
anstelle von oberflächlicher Musik zu pflegen. Es ist der erste
ESC-Sieg für Portugal überhaupt. Das südeuropäische
Land ist bereits seit 1964 beim Eurovision Song Contest mit von der
Partie - mit vier Pausen. Aber erfolgreich war Portugals ESC-Geschichte
bis dato nicht. Noch nicht einmal in die Top Five hatte es das Land
bei seinen bisherigen Teilnahmen gebracht. Die 62. Austragung des
Gesangswettbewerbs in Kiew bot viele ESC-typische bunte Auftritte. Neben
dem italienischen Beitrag, der lange als Favorit gehandelt wurde und bei
dem jemand im Gorilla-Kostüm Faxen auf der Bühne machte, boten
auch andere Musik-Acts Hingucker. Beim Beitrag von Aserbaidschan stand
ein Mann mit Pferdekopf auf einer Leiter, und der Kandidat Kroatiens,
Jacques Houdek, performte als Opern- und Pop-Sänger in einem
Duett mit sich selbst. Gute Laune verbreitete Rumänien mit einer
Jodel-Einlage. Russin durfte nicht einreisen Überschattet wurde
der bunte, eigentlich unpolitische Wettbewerb vom Konflikt zwischen
dem Gastgeberland Ukraine und Russland. Der russischen Kandidatin Julia
Samoilowa wurde wegen eines Auftritts auf der von Russland annektierten
Halbinsel Krim die Einreise in die Ukraine verwehrt. Nach neuer blutiger
Gewalt in der Ostukraine sagte Präsident Petro Poroschenko am
Samstag seinen Besuch beim Finale ab. In Kiew gab es rund um das
internationale Ausstellungszentrum, in dem der ESC über die
Bühne ging, strenge Sicherheitsvorkehrungen. Hunderte Polizisten
und die Nationalgarde bewachten die Strassen. Zufahrtswege waren mit
Betonblöcken geschützt. Für Aufregung in der Halle
sorgte kurzfristig ein Flitzer, der während des Auftritts von
Vorjahressiegerin Jamala mit Australien-Flagge bekleidet die Bühne
erklomm, um die Sängerin herumtanzte und der Weltöffentlichkeit
schliesslich seinen blanken Hintern präsentierte.
Die Schweiz war bei der Entscheidung einmal mehr nicht dabei. Die Gruppe
Timebelle hatte am Donnerstag den Einzug in den Final des Eurovision
Song Contest verpasst. Die diesjährige ESC-Austragung stand unter
dem Motto "Celebrate Diversity". Gegen die Bemalung des monumentalen
"Bogens der Völkerfreundschaft" in Regenbogenfarben protestierten
rechte Gruppierungen allerdings virulent. Im vergangenen Jahr hatte
die Kandidatin Jamala mit "1944" - einem Lied über das Schicksal
der Krimtataren - gewonnen und so den ESC in die Ukraine geholt.
Etwas Aufregung verursachte ein Flitzer.
Spiegel: Dem Flitzer droht nun
eine Gefängnisstrafe.
Für einige Zuschauer war es der lustigste Moment des ganzen
Eurovision Song Contest - für andere einfach ein grosses
Ärgernis: Die ukrainische Vorjahressiegerin Jamala sang gerade ihr
neues Lied, als ein Mann mit umgehängter Australienflagge auf die
Bühne sprang, die Sängerin tanzend umkreiste und schliesslich
seine Hose runterzog, um einem Millionenpublikum aus ganz Europa seinen
nackten Hintern zu präsentieren. Kurz darauf zerrten Ordner den
Mann von der Bühne.
# Doch der vermeintliche australische Flitzer war in Wahrheit offenbar
ein Ukrainer: Der Ex-Journalist Vitalii Sediuk ist als Promi-Stalker schon
weltweit bekannt. Der 28-Jährige soll auch diesmal hinter der Aktion
stecken, wie australische und ukrainische Medien berichten. Auch der
ESC-Veranstalter, die European Broadcasting Union, bestätigte dies.