Vorteile für Hillary Clinton:
Nach ihrem Schwächeanfall haben viele Amerikaner neue Zweifel
an der Demokratin bekommen. Insofern findet das Duell für sie zur
rechten Zeit statt: Mit einer souveränen Vorstellung könnte die
68-Jährige die verheerenden vergangenen zwei Wochen wohl weitgehend
vergessen machen.
Gut für Clinton: Sie kennt das Format. Sie hat bereits etliche
Eins-gegen-Eins-Situationen hinter sich, im Wahlkampf 2008 stritt sie
mit Barack Obama auf der Fernsehbühne, in diesem Jahr mit Bernie
Sanders. Bei all jenen Zuschauern, die sich das Duell unter der Frage
anschauen, wer besser für das Weisse Haus vorbereitet ist, wird sie
mit ihrer Detailkenntnis zu punkten versuchen. Geht es in der Debatte
vor allem um inhaltliche Argumente, könnte der Kontrast zwischen
beiden ein gewaltiger Vorteil für sie sein.
Nachteile für Hillary Clinton:
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung wird es auch um ihre
Schwächen gehen. Die E-Mail-Affäre dürfte zur Sprache
kommen, und Trump könnte versuchen, sie als entrückte und
käufliche Vertreterin der politischen Elite hinzustellen. Schon gegen
Sanders hatte sie Schwierigkeiten, sich in diesem Punkt zu verteidigen.
Zudem könnten Clintons mangelnde Authentizität und ihre
Glaubwürdigkeitsdefizite zum Problem werden. Niemand bestreitet
ihre Sachkenntnis, aber Clintons TV-Auftritte in den Vorwahlen wirkten
häufig blutleer und wenig kreativ. Neben Trump könnte sie
Gefahr laufen, als zu einstudiert und langweilig rüberzukommen.
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Vorteile für Donald Trump:
Trump kennt Fernsehen, er weiss, was das Publikum hören will. Schon
in den Vorwahlen zeigte er, dass er ein feines Gespür für
einprägsame Formulierungen hat. Der Milliardär hat den gesamten
Wahlkampf mit seiner teils surrealen Kampagne zu einem Wettrennen um
die beste Inszenierung gemacht, das TV-Duell kommt da für ihn
gerade richtig.
Wichtig ist auch: Seine mangelnde Erfahrung könnte ein gewisser
Vorteil sein, denn die Erwartungen an ihn sind geringer als an
Clinton. Nur ein Drittel der Amerikaner geht davon aus, dass der
Milliardär das Duell gewinnt. Trump steht für das Neue,
Aufregende, Unberechenbare. In einem Wahlkampf, in dem der Frust vieler
Wähler über die Politik in Washington so offenkundig geworden
ist, kann das Image des Wechselkandidaten ein erheblicher Vorteil sein.
Nachteile für Donald Trump:
Das Duell ist anders als die Debatten in den Vorwahlen. Damals wurde
jede TV-Diskussion zu einem Unterhaltungsspektakel. Aber sechs Wochen
vor der Wahl schauen sich viele Amerikaner das Format unter der Frage
an, wer besser gerüstet ist für das Weisse Haus. Unkenntnis
und sachlich falsche Aussagen haben im Wahlkampf-Endspurt traditionell
grössere Auswirkungen als zu Beginn des Jahres.
Inhaltlich könnte es für Trump gefährlich werden. Sowohl
von Clinton als auch von Moderator Lester Holt dürfte er unter Druck
gesetzt werden, seine Plattitüden auf den allermeisten Feldern mit
konkreten Plänen zu füllen. Zum anderen ist sein Temperament
immer ein Risiko, wiederholt hat er sich im Fernsehen schon von der
Aufmerksamkeit davontragen und sich zu Beschimpfungen und Beleidigungen
hinreissen lassen. Kann Trump sich nicht zügeln, dürfte das
Unentschlossene verprellen. Andererseits: Gibt er sich zu zahm und
pragmatisch, könnten viele Amerikaner fragen, warum sie dann nicht
gleich Clinton wählen sollen.
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