Verkehrte Welt. Während die Rechte dem SRF lange vorgeworfen hat,
das "Schweizer Rot Fernsehen" zu sein, beklagen sich nun ausgerechnet
die Sozis.
Die SP-Spitze hat SRF-Chefredaktor Tristan Brenn und "Arena"-Moderator
Jonas Projer einen gepfefferten Brief geschrieben. Titel: "Unausgewogene
Themenwahl".
So habe das gestrige Thema "Der Notfallplan - müssen wir uns
gegen Flüchtlinge wehren?", laut SP "das Fass zum überlaufen
gebracht."
Ständig würde die Politsendung "tendenziöse" Themen
wählen, die "auf der rechten Agenda" stünden. Hier nennt die SP
"Auto-Schweiz" oder "Brüssel greift an".
Projer fragt auf
twitter:
Sind "Direkte Demokratie", "Flüchtlinge" oder "SRG" rechte Themen?
Die Sozialdemokraten scheinen Projer auf die Palme zu bringen.
Jedenfalls lesen wir das aus den nächtlichen Tweets heraus.
"Die SP ist nicht mein Gegner"
Heute Morgen am Telefon kocht Projer die Emotionen aber herunter: "Ich bin
nicht genervt. Die SP ist so wenig mein Gegner wie jede andere Partei",
sagt er zu BLICK. "Dass Verbände und Parteien Druck aufsetzen,
gehört zum Tagesgeschäft." Dennoch bleibt der Moderator in
der Sache hart: "Die Liste der SP scheint mir nicht korrekt."
Im Brief, der von SP-Grössen wie Barbara Gysi, Beat Jans,
Cédric Wermuth, Anita Fetz und Jacqueline Badran unterzeichnet
ist, wird gefordert, dass sich die "Arena" auch Themen wie Panama
Papers, der Altersreform 2020 oder den Tausenden von Jobs annimmt,
die seit Anfang Jahr gestrichen wurden. "Diese Themen tangieren die
Lebensrealität der Menschen weit stärker als die Frage, ob
zwei Teenager ihrer Lehrerin die Hand schütteln sollen oder nicht."
Warum machte Projer den Brief öffentlich?
Projer lässt den Vorwurf nicht gelten: "Die Panama Papers waren
im Club drei Tage vorher ein Thema." Man gucke eben auch auf die
Aktualität und da sei der Asyl-Notfallplan halt ein Thema, zumal
die Massnahmen am Donnerstag auch von SP-Bundesrätin Simonetta
Sommaruga vorgestellt wurden.
Bleibt noch die Frage, warum Projer den SP-Brief überhaupt via
Twitter öffentlich machte? "Im Begleit-E-Mail hat die SP geschrieben,
dass es sich um einen "offenen Brief der SP Schweiz" handele. Sonst
hätte ich das nicht veröffentlicht".