Der jüngste
Medienclub
zum Thema
"Medien und das
Thema Flüchtlinge" wirft ein schlechtes Licht auf die
Medienszene. Man sah Journalisten, die sich laut zanken, den Dialog verweigern,
auf ihren Standpunkten beharren und offenbar nicht bereit sind, ihr
Tun als Medienleute zu hinterfragen. Klar ist die Ausländer-
und Flüchtlingsdebatte aufgeheizt ist. Gerade deshalb würde
man aber Journalisten erst Recht eine gewisse Sachlichkeit und analytisches
Denken erwarten. Die Sendung hatte den Auftrag, die Auseinandersetzung
der medialen Berichterstattung über die Flüchtlingsfrage ins
Zentrum der Diskussion zu rücken. Doch schon früh begannen
die Gäste (Alice Schwarzer, Daniel Binswanger, Philipp Gut, Samir)
politisch und ideologisch zu argumentieren und sich gegenseitig mit polemischen
Bemerkungen zu provozieren. Moderator
Franz Fischlin mahnte Ruhe und
Anstand an und verwies aufs Thema. Er intervenierte immer wieder. Doch die
Gäste liessen sich nicht beirren. Alle vier schienen eine Mission zu
haben und nicht an konkreten Fragestellungen interessiert zu sein. Auch
nachdem Fischlin sagte, dass das Hickhack niemandem diene und vor allem auch
dem Publikum nicht, blieben die Gäste in ihrem lauten Stör
und Provozier-Modus und sprachen über Politik, statt über
sich, die Medien. Die besten Momente hatte die Sendung dann, wenn
die Gäste innehielten. So zum Beispiel als Alice Schwarzer
darüber sprach, dass Bundeskanzlerin Merkel die mediale Wirkung
des Selfies mit einem Flüchtling wohl unterschätzt habe,
oder wie sie bei ihrer Zeitschrift "Emma" Flüchtlingsbilder
ausgewählt habe. Auch dort, wo es um das Bild des ertrunkenen
Flüchtlingskinds Aylan und den Folgen der Veröffentlichung
ging, war der Club aufschlussreich. Es war keine leichte Aufgabe
für den Moderator. Wenn die Diskussion entgleitete, versuchte er
als Gesprächsleiter wieder zum Thema zurückzuführen. Er
machte das konsequent. Stellte auch heikle Fragen über die die
Positionierung der Medien (Stichwort Lügenpresse). Insofern war
es auch gut, dass ein Vertreter der Weltwoche eingeladen war. Wenn
über Sachfragen wie "Lügenpresse", aber auch über konkrete
Titelbilder der Weltwoche diskutiert wird, darf eine Medienanstalt
nicht nur eine Sicht zu Wort kommen lassen. In Deutschland wurde dieser
Fehler gemacht. In verschiedenen Diskussionsrunden wurde die AfD
bewusst ausgeklammert. Politiker verweigerten die Teilnahme, wenn ein
Vertreter der AfD vorgesehen war. Die Folgen haben wir nun gesehen: Die
Wahlresultate sprechen für sich.
Fazit: Eine Diskussion über
Medien kann nur dann funktionieren, wenn die daran teilnehmenden
Gesprächsteilnehmer zum Dialog und zur Reflexion bereit sind.
Emotionen bringen zwar einen gewissen Unterhaltungswert.
Mehr aber nicht.