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www.rhetorik.ch aktuell: (22. Sep, 2015)

VW Krise

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der VW Konzern ist in der Krise weil Abgaswerte manipuliert worden sind. Das wird Milliarden kosten. Der Vorstandschef Martin Winterkorn kurz vor dem Abschuss. Wie übersteht die Firma den Skandal?

Im Moment zeigt ein Blick auf den Aktienkurs, dass man besorgt ist. Winterkorn verpricht Wiedergutmachung. (Video) Ob er sich halten kann? [Nachtrag 23. September: Nein] 20 Min:
Wie fest Winterkorn tatsächlich im Sattel sitzt, wird sich spätestens am Freitag zeigen. Dann tagt der VW-Verwaltungsrat und berät über eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Winterkorn um zwei Jahre bis Ende 2018. Bereits am Mittwoch trifft sich das Präsidium des Verwaltungsrats zu einer Krisensitzung.
Das Entschuldigungsvideo wirkt unglaubwürdig. Martin Winterkorn liest den Text offensichtlich roboterhaft, ohne Emotionen und ohne Herz und Seele ab. Er bemüht sich krampfhaft, die Pflichtübung fehlerfrei zu absolvieren. Es wirkt, als ob Berater den Text vorgesetzt haben: Worte und Person sind nicht synchron. Die Identifikation mit dem Inhalt fehlt. Die Kunden werden dadurch wohl kaum beruhigt.


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Spiegel:
Drohende Milliardenstrafe, wütende VW-Kunden, Kurssturz der Aktie, das war gestern. Heute sind es elf Millionen Autos, die betroffen sein könnten - alle mit einem bestimmten Motortyp, bei dem laut Konzernmitteilung eine "auffällige Abweichung zwischen Prüfungswerten und realem Fahrbetrieb" festgestellt wurde. 6,5 Milliarden Euro hat Finanzchef Hans Dieter Pötsch reserviert, um die Kosten dieses Desasters abzudecken - allein für das aktuelle Geschäftsjahr. Erstmal. Vorläufig. (...) Mit starrem Entsetzen verfolgen Öffentlichkeit und Mitarbeiter den Crash von Volkswagen Chart zeigen. Sie sehen, wie der Mythos eines weltumspannenden Konzerns zerbröselt. Eines Konzerns, der zuletzt auf der Automesse IAA noch den Bau von umweltschonenden Qualitätsautos und die nachhaltige Produktion zu Kernbotschaften erkoren hatte. Und mittendrin Martin Winterkorn, den sie intern immer mit seinem Professorentitel ansprechen, so gross ist der Respekt, den sie ihm zollen. Die Stimmung schlägt um. Denn niemand - nicht die Beobachter von aussen, nicht die wenigen innerhalb des Konzerns, die sich derzeit zu dem Thema äussern - hat ein Argument parat, das zumindest im Ansatz die Verantwortung relativiert, die Winterkorn in der Abgas-Affäre hat. Die Frage lautet eigentlich schon nicht mehr, ob er gehen muss, sondern allenfalls wann. (...) Laut einem Bericht des "Tagesspiegel" ist die Ablösung Winterkorns sogar bereits beschlossene Sache. Das sei "Schwachsinn", teilte der Konzern umgehend mit - und kurz darauf wandte sich der VW-Chef selbst in einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit: Er werde nicht zurücktreten, es wäre falsch, "wenn wegen der schlimmen Fehler einiger weniger die harte und ehrliche Arbeit von 600.000 Menschen unter Generalverdacht gerät", sagte Winterkorn. "Das hat unsere Mannschaft nicht verdient. Auch deshalb bitten wir, bitte ich, um Ihr Vertrauen auf unserem weiteren Weg", sagte er an Kunden, Behörden und Öffentlichkeit gewandt. "Wir klären das auf", betonte der 68-Jährige. Ob das reicht, ist derzeit alles andere als gewiss. Noch vor wenigen Monaten hatte der Aufsichtsrat geschlossen hinter dem Vorstandschef gestanden, als es darum ging, ihn gegen Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch zu verteidigen - nun bröckelt die Unterstützung. Denn jetzt steht mehr auf dem Spiel als Kontinuität an der Spitze. Jetzt geht es um den Vertrauensverlust bei den Kunden, wegbrechende Märkte, Kurseinbrüche an den Börsen und die Gefährdung von Arbeitsplätzen. Deshalb sind nun auch die ersten Absetzbewegungen zu erkennen. Aufsichtsrat Lies etwa, mit seiner Ankündigung von Konsequenzen, oder - etwas verklausulierter - Betriebsratschef Bernd Osterloh, der sich überzeugt gab, dass Winterkorn freiwillig zurücktreten würde, wenn sich herausstellte, dass er selbst an dem mutmasslichen Betrug beteiligt war. (...)



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