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www.rhetorik.ch aktuell: (27. Jun, 2015)

Soziale Medien als Lynch Mob

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Sir Tim Hunt
Soziale Medien können als Lynch Mob wirken. Wie die folgende Geschichte zeigt, sind auch Nobelpreisträger sind nicht davor sicher.
Sir Tim Hunt hatte in einer Konferenz in einem Toast gewitzelt,

"Das Problem mit Mädchen im Labor sind drei Sachen: Du verliebst Dich in sie, sie verlieben sich in Dich und wenn Du sie kritisierst, dann weinen sie".


Deshalb sei es wohl besser, wenn Frauen und Männer in Labs getrennt arbeiten. Die Aussage wurde überall verurteilt: Spiegel, Protest. Nachdem Connie St Louis, eine der Teilnehmerinnen, die auf Twitter gemeldet hatte, gab es einen Wirbel, der schliesslich zur Resignation von Hunt führte. Der 72 jährige Hunt, der für seine Pionierarbeit in Zellteilung den Nobelpreis gekriegt hatte, wurde zum Rücktritt gezungen. Auch eine Entschuldigung am folgenden Tag konnte ihn nicht mehr retten. Spiegel.

Viele Beobachter sahen das als ein Beispiel eines klassischen moderner Skandals:

Eine Hysterie, die mit falscher "politischer correctness" getrieben worden ist.


Acht andere Nobelpreisträger haben sich für Hunt ausgesprochen. Einer meinte sogar, dass Sir Tim von ideologischen Fanatikern gekreuzigt worden sei. Trotzdem hatte er keine Chance. Die 37 Worte waren ein ironischer, ungeschickter Toast. Sie genügten, selbst eine Nobelkarriere zu beenden.
Auch nachträgliche Abklärungen, die zeigten, dass Hunt den Witz gemacht hatte, nachdem er erklärte, wie wichtig die Rolle von Frauen seien, und dass sie Forschen sollten, auch wenn es "chauvinistischer Monster" wie ihm gäbe. Das war natürlich selbstironisch gemeint.

Jetzt kommen mehr Details ans Licht. Vor allem begannen sich Journalisten für die Twitterin zu interessieren, die Hunt zum Fall gebracht hatte: DailyMail. Die Glaubwürdigkeit der Twitterin hat Kratzer abgkommen. Wie Journalisten herausgefunden haben, sind viele der Aussagen in ihrem Lebenslauf falsch, übertrieben oder ungenau.


Die Episode zeigt, dass heute selbst unbescholtene Menschen der Elite von einem Tweet in den Abgrund gezogen werden können. Sie zeigt aber auch, dass diejenigen, die den ersten Stein werfen, später zur Strecke gebracht werden können.



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