20 Min:
So sorgte Moiré auch jüngst an der Finissage der Ausstellung
"Das nackte Leben" im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster
wieder für Aufsehen. Ein Ausstellungstitel, der übrigens wie
auf die Künstlerin mit spanisch-slowakischen Wurzeln zugeschnitten
schien.
Zwischen den Werken von Francis Bacon, Lucian Freud, David Hockney und
anderen Künstlern spazierte Moiré konzentriert durch die
Ausstellungsräume - nackt selbstverständlich. Doch dieses
Mal war sie nicht die Einzige, die keine Kleider trug. In den Armen
hielt sie einen Säugling, kaum ein Jahr alt, nur in Windeln
gehüllt. Gemeinsam schauten sie sich die Aktbilder an und wurden
so aufgrund ihrer Nacktheit selbst zum lebendigen Akt.
Wie schon bei der Performance "The Script System" in Basel, wo
Kleidungsstücke als blosse Begriffe wie "Bra", "Shirt" oder "Slip"
auf Moirés Körper angedeutet waren, sowie bei "The PlopEgg
Painting - A Birth of Picture" versuchte die Künstlerin die Grenzen
zwischen Kunst und Alltag mit vollem Körpereinsatz auszuloten. Dabei
setzte sie das Stilmittel der Provokation gekonnt ein. Nackte Haut als
ambivalentes Zeichen der Blösse, der kollektiven Verletzlichkeit,
als Sinnbild für die Sehnsucht nach Nähe.
Mit der radikalen Aktion im LWL-Museum will Milo Moiré die
Grundhaltung zu abstrakter und figurativer Kunst hinterfragen. Und
durch die unmittelbare Erfahrung des lebendigen Aktes dazu auffordern,
gewohnte Wahrnehmungsformen zu reflektieren. Trotz oder gerade wegen der
Irritation, für die die Performance sorgte, dürfte zumindest
dies bei den Besuchern gelungen sein.