Heute vor 25 Jahren fiel die Mauer. Die innerdeutsche Grenze war abgeschafft.
Das Jubiläum ist auch eine Möglichkeit, um Reden zu halten.
Die Welt:
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht zum Mauerfall-Jubiläum den
Menschen in der Ukraine, in Syrien und im Irak Mut zu. "Wir können
die Dinge zum Guten wenden - das ist die Botschaft des Mauerfalls",
sagte Merkel am Sonntag auf der zentralen Gedenkfeier zum 25. Jahrestag
der Öffnung der Berliner Mauer.
Weitere Mauern könnten eingerissen werden, sagte Merkel - "Mauern
der Diktatur, der Gewalt, der Ideologien, der Feindschaften". Der
Mauerfall habe gezeigt: "Träume können wahr werden. Nichts
muss so bleiben wie es ist."
Überall wird dem Ereignis gedacht. Auch auf Google, Welt oder Bild.
Bild macht es ganz dramatisch: Die Geheimen Mauer-Fotos der Stasi mit
"Damals-Heute": (fahren Sie mit der Maus über ein Bild, um den Zeitsprung zu machen)
20 Min:
Es ist 18.57 Uhr am 9. November 1989, als Günter Schabowski,
Regierungsprecher der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), im
Internationalen Pressezentrum in Ostberlin die Worte vorliest, auf die
16 Millionen Ostdeutsche jahrzehntelang gewartet haben. "Privatreisen
nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen -
Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse - beantragt
werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt." Die Passage
stammt aus der neuen Ausreiseregelung, die das SED-Regime am Nachmittag
beschlossen hat. Bildstrecken Berlins verbotene GeisterbahnhöfeViel
Ostalgie zum Mauerfall-Jubiläum Infografik Die Berliner MauerBerlin -
damals und heuteWendejahr 1989: Zerfall des OstblocksTimeline: Wendejahr
1989Deutschland in der Nachkriegszeit
Was Schabowski aber nicht weiss: Die Regelung hätte erst am Folgetag
veröffentlicht werden sollen. Doch das hat ihm niemand gesagt und
so antwortet er auf die Frage eines Reporters, wann die Regelung in
Kraft trete, mit dem berühmtesten Stammelsatz der jüngeren
deutschen Geschichte: "Das tritt nach meiner Kenntnis # ist das sofort,
unverzüglich." Die Sensation ist perfekt und wird sofort über
alle Kanäle verbreitet, auch im Osten. Und dort geschieht - nichts.
Die Strassen Ostberlins bleiben vorerst leer. Den Reportern der
Westberliner Radios bleibt nichts anderes übrig, als zu rapportieren,
dass es in der Hauptstadt der DDR keine Feiern und kein Feuerwerk gebe.
Denn obwohl seit dem Sommer zehntausende DDR-Bürger durch die
löchrigen Grenzen der #SSR und Ungarns in Westen geflohen sind,
kommt die neue Ausreiseregelung für die Daheimgebliebenen aus
heiterem Himmel.
Die Menschen aber, die an jenem Abend nach Westen drängen, haben
für diese Regelung kein Verständnis. Sie wollen alle wieder
zurück. Sie haben ihr Leben im Osten und - wie viele betonen -
ihren Beruf. Schliesslich ist der 9. November 1989 ein Donnerstag und
am nächsten Morgen ruft wieder der Arbeitsalltag. Wieso sollen
sie also schlechter gestellt sein als diejenigen, die der DDR für
immer den Rücken kehren wollen? Sie skandieren "Wir kommen wieder",
um die Grenzbeamten zum Einlenken zu bewegen.
Auch im Westen werden Parolen gerufen. Beim Brandenburger Tor haben sich
neben einem grossen Medienaufgebot einige Dutzend Menschen versammelt,
die "Tor auf, Tor auf!" über die Mauer rufen. Doch noch tut sich
an vielen Grenzübergängen nichts. Die DDR-Grenzer sind mit
der Situation hoffnungslos überfordert. Sie waren es gewohnt,
die Menschen einzusperren, und nun sollen sie sie plötzlich
ziehen lassen. Einer der ersten Ostdeutschen, die die Grenze passieren
können, beschreibt die Beamten als "völlig fassungslos. Die
wissen gar nicht, was sie machen sollen."
(...)
Tausende DDR-Bürger ziehen nun über die Grenze, wo sie von
den Bewohnern der Westsektoren mit überschwänglicher Freude
empfangen werden. Sektkorken knallen und Freudetränen fliessen. Und
die DDR-Bürger kommen nicht nur zu Fuss, erstmals wird auch der
Westen der Stadt vom bläulichen Rauch der Trabbi-Zweitaktmotoren
eingenebelt. Auch der Appell des regierenden Bürgermeisters von
Westberlin, Walter Momper, der die Ostberliner auffordert, erst "morgen
oder übermorgen" zu kommen, wird ignoriert. Bilder entstehen,
die sich tief in das kollektive Gedächtnis der Menschen in Europa
brennen.
Die unvergesslichsten Bilder überhaupt entstehen aber bei der
Erstürmung der Mauer. In den 28 Jahren seiner Existenz ist der
"antifaschistische Schutzwall" zum herausragenden Symbol für das
menschenverachtende Regime des Unrechtstaats DDR geworden. Jetzt ist
seine Zeit abgelaufen. Und während auf dem Kurfürstendamm
längst Volksfeststimmung herrscht, beginnen ab etwa 23.30
Uhr die Ersten, am Brandenburger Tor auf die Mauer zu klettern -
von Westen her. Anfänglich versuchen DDR-Grenzer noch, sie mit
Wasserschläuchen von dort zu vertreiben. Doch bald schon steigen
die Menschen auch von Osten her auf die Mauer und aus abertausenden
Kehlen klingt der Ruf in die Nacht "Die Mauer ist weg! Die Mauer ist weg!"