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www.rhetorik.ch aktuell: (07. Okt, 2014)

Plakate zur Ecopopp Initiative

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die Ecopop Initiative, über die in zwei Monaten abgestimmt wird, verlangt eine Beschränkung der Zuwanderung in die Schweiz. Wie wirken die Plakate bei der Bevölkerung? Welche Assoziationen werden ausgelöst?
Ganz klar punktet das Plakat der Initianten mehr. Es ist auf einen Blick klar, was die Aussage ist: mehr Menschen verursachen auch mehr Verbauung. Eine zubetonierte Schweiz visualisert das. Das Brett vor dem Kopf, das die Gegner der Initianten zeigen ist aussagemässig weniger nachvollzierbar.



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Aus 20 Min:
Laut Politikberater Mark Balsiger ist das grosse Engagement links-grüner Kreise kein Zufall: "Bei der Masseneinwanderungsinitiative gab es auch viele Ja-Stimmen von wachstumskritischen Leuten aus dem linken Lager. Die Grünen wissen, dass die Ecopop-Initiative an der Basis gewisse Sympathien geniesst." Sie würden das Thema deshalb schon seit einem halben Jahr sehr aktiv bewirtschaften. Laut Balsiger sind in den letzten zwölf Jahren netto 630'000 Personen eingewandert - dies habe in der Bevölkerung ein Unbehagen ausgelöst, das gerade die Wirtschaft ignoriert habe. Nun wolle man nicht noch einmal den gleichen Fehler machen: "Man nimmt die Ecopop-Initiative ernst. Das war in der Vergangenheit nicht mit allen Initiativen so." Dies beteuert auch Rita Schiavi, Co-Präsidentin des linken Komitees gegen Ecopop: "Wir haben die Situation damals bei der Masseneinwanderungsinitiative falsch eingeschätzt. Jetzt passiert Ähnliches, man wiegt sich in falscher Sicherheit, dass die Schweizer Stimmbürger die radikale Ecopop-Initiative sowieso ablehnen. Dem trauen wir nicht." Dass die Kampagne des linken Komitees eine grosse Wirkung haben wird, glaubt Kommunikationsexperte Marcus Knill allerdings nicht. Das Plakat zeigt eine Person mit einem Sackgasse-Symbol vor dem Kopf, unterstützt vom Begleittext "Ecopop-Sackgasse". "Das Plakat ist nicht gelungen, da es keine Emotionen weckt und hinsichtlich seiner Botschaften überladen ist", findet er. Zudem mache das Bild nicht deutlich genug, dass es bei dem Plakat um Ecopop gehe. Die Idee, den Schweizer mit einem Brett vor dem Kopf zu zeigen, sei zwar originell, aber zu setze zu viel voraus. Denn: "Ein Plakat wird im Schnitt nur drei Sekunden lang betrachtet." Ganz anders das Plakat der Initianten, mit dem sich laut Knill schon eher punkten lässt. Dieses zeigt eine mit Hochhäuser zubetonierte Schweiz und verspricht, dass sich die Bevölkerungszahl bei neun Millionen stabilisieren werde (siehe Bildstrecke). Auch wenn Ecopop-Geschäftsführer Andreas Thommen betont, über noch angriffigere Sujets nachgedacht zu haben, sagt Knill: "Das Plakat zeigt auf den ersten Blick eine enge, bedrückende Schweiz, die nicht mehr lebenswert ist. Es schürt Ängste und ist deshalb hochwirksam." Knill vergleicht das Motiv mit dem berühmten Schäfchen-Plakat der SVP, das die Stimmbürger wie kein anderes durch die eindeutige Aussage mobilisiert habe. Initiant Thommen ist denn auch zuversichtlich, trotz schlechter Umfragewerte noch Boden gutzumachen. Man wolle weiterhin "wissenschaftlich sachlich" bleiben. Für die Plakatkampagne hat der Verein ebenfalls 250'000 Franken eingeplant.
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Die Ecopop-Initiative, die eine Beschränkung der Zuwanderung in die Schweiz verlangt, sei "unmenschlich und gefährlich", betonte das Komitee. Mit diesem Slogan werben die Gegner auch auf ihren Plakaten. "Ecopop macht die Zahl der Menschen und nicht die ressourcenverschwendende Lebensweise der Industrie- und Schwellenländer verantwortlich für die globalen Umweltprobleme", erklärt Reguly Rytz, Grünen-Nationalrätin und Co-Präsidentin des Komitees. Das erklärtes Ziel sei es, den Weg in die "Ecopop-Sackgasse" zu verhindern. Die Initiative hätte zudem gravierende Auswirkungen auf den Werkplatz Schweiz, argumentierte Rita Schiavi, Mitglied der Geschäftsleitung Unia und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Bei einer Annahme würden in der Schweiz Arbeitsplätze verloren gehen und die Arbeitsbedingungen unter Druck geraten. "Ecopop ist für alle Arbeitnehmenden, für unsere Arbeitsbedingungen und die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz brandgefährlich." Die Initianten der Ecopop-Initiative reagieren auf die gegnerische Offensive betont gelassen: "Auf ihren Plakaten diffamieren uns die Gegner nur und argumentieren nicht, warum die Initiative unmenschlich und gefährlich sein soll", sagt Andreas Thommen, Geschäftsführer und Mitglied des Initiativkomitees. Bereits am Dienstag werden die Initianten ihre Plakatkampagne lancieren. "Wir werden dabei wissenschaftlich sachlich bleiben und lassen uns nicht auf das Niveau der Gegner herunter." Man habe jedoch festgestellt, dass der Originaltext der Initiative - verlangt wird, die jährliche Nettozuwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung zu beschränken - schwierig zu vermitteln sei. "Darum werden wir auf dem Plakat die Bevölkerungsstabilisierung bei neun Millionen Einwohner bis 2050 thematisieren." Das Initiativkomitee hoffe, dass es die Stimmbevölkerung mit sachlichen Argumenten besser abholen könne als die Gegnerschaft.

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