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www.rhetorik.ch aktuell: (04. Jul, 2014)

Amslers Rede in Schaffhausen

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die Rede von Christian Amsler zur Abschlussfeier 2014 der FMS / Kanti Schaffhausen fand am Mittwoch, 2. Juli 2014, 17:30 Uhr, im Hofackerzentrum Schaffhausen-Buchthalen statt. Folien. Die Rede war auf die Adressaten zugeschnitten, es gab zentrale Aussagen, hervorragende Bilder mit mustergültiger Visualisierung. Der Vortrag wurde frei präsentiert, und ist gut aufgebaut.



















Liebe FMS Absolvierende mit dem Fachmittelschulausweis,

der Fachmaturität Pädagogik und der Fachmaturität mit Praxisjahr, liebe Eltern und Grosis, Freunde und Göttis, liebe Gäste Geschätzter Rektor Urs Saxer und geschätzter FMS Leiter und Prorektor Boris Bänziger, Ich heisse Sie herzlich willkommen zur Abschlussfeier 2014 der Fachmittelschule Schaffhausen FMS hier im Buchthaler Hofackerzentrum und wünsche Ihnen auf Ihrem weiteren Lebensweg von Herzen alles Gute und viel Glück. Nun, die Berufe und die Aufgaben in der Arbeitswelt wandeln sich. Neue Berufe entstehen, bestehende Berufe gehen in eine andere Richtung. Einst hiess es Putzfrau, heute sagt man Raumpflegerin. Oder der Abwart: Er wartet nicht mehr ab, sondern kümmert sich als "Facility Manager" um die komplexen Anforderungen moderner Gebäudeinfrastrukturen.

Nicht nur die Berufsbezeichnungen haben sich geändert, auch Berufsbilder und das benötigte Werkzeug. An Stelle von "tun, wie geheissen" sind heute Kreativität und Eigenverantwortung getreten. Das Bildungssystem befindet sich im Wandel. Es findet also eine eigentliche "R-Evolution Bildung" statt. Revolution dort, wo neue Technologien neue Anforderungen stellen, Evolution dann, wenn Bewährtes zukunftsgerichtet weiterentwickelt wird. Zentrales Element der Wissensvermittlung ist die Kompetenz, Probleme effizient zu lösen.

Die Welt liegt Ihnen nun zu Füssen, es ist dies aber auch eine difficile und auch störungsanfällige Welt. Wir Menschen prägen sie entscheidend mit und sind mitverantwortlich für den Zustand dieser Welt und für die Gesundheit unseres Planeten. Sie gehören zu unserer hoffnungsvollen Zukunft, die mitprägen, mitreden und mitbestimmen wird. Ich setze grosse Hoffnungen auf Sie!

Die Menschen rund um den Globus rücken immer näher zusammen, moderne Geräte wie das iPhone oder das Tablet erleichtern scheinbar das Leben, machen aber auch alles hektischer und oberflächlicher. Jetzt werden die Geräte bereits gebogen und verwachsen immer mehr mit dem Menschen.

Lassen wir uns von der Technik in Besitz nehmen? Man regt sich auf, dass sich alle Menschen so oft mit ihren Geräten abgeben und die direkte, zwischenmenschliche Kommunikation darunter leidet.

Und tatsächlich, da haben wir doch beim Warten auf den Zug so einen komischen Kerl entdeckt, der doch einfach nichts macht und in die Welt hinaus schaut! Sie sehen ihn mit einem roten Kreis markiert. Nun, wir können uns trösten; Früher war es wohl auch nicht viel besser, einfach anders! Der digital vermessene Mensch mit allerlei sinnmachenden Hilfsmitteln, aber ebenso viel unsinnigen Hilfsmitteln wird zur Tatsache.

Selfies sind heute der letzte Schrei und an der Tagesordnung, und dies in allen möglichen und auch unmöglichen Situationen. Das Smartphone-Selbstporträt von Ferdinand Puentes nach dessen Flugzeugabsturz bei Hawaii im Dezember 2013 hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Ich meine, da muss man in so einer Situation zuerst einmal auf die Idee kommen! Und dabei gleichzeitig auch noch das Handy trocken halten.

Tatsache ist, dass wir in einer Welt leben,
  • die immer komplexer und vernetzter wird
  • in der immer mehr das Just in Time Prinzip an der Tagesordnung ist.
  • Lager sind verpönt, das ist zu teuer, produziert und ausgeliefert wird auf Abruf und direkter Bestellung per Internet
  • und wir leben in einer Welt, die immer mobiler und digitalisierter wird.
Damit wird sie aber auch immer verletzlicher und anfälliger. Dieses Jahr spiele ich im Rahmen der Sicherheitsverbundübung 2014 SVU als Moderator zusammen mit dem Bundesrat, der Armeespitze und den Kantonsregierungen einmal das Szenario durch, wenn der Strom ausfällt. Das ist hochspannend, wenn Sie sich das mal mit allen Konsequenzen durchdenken. Es ist dies aber gleichzeitig auch hoch beängstigend.

Heute ist ja aber ein Freudentag und da will ich ja bei Gott sicher keine dunkeln Szenarien an die Wand malen, sondern die Freude mit Ihnen teilen!

Ich danke den Lehrpersonen und der Schulleitung der FMS, aber auch Ihren Eltern, die Sie zu diesem Punkt geführt haben, an dem Sie heute stehen. Genau wie im richtigen Leben läuft der Weg zum Ziel nicht immer gerade aus. Da sind Kurven, Umwege, Ecken und Kanten, Hürden, Hindernisse und tiefe Abgründe und auch steile Anstiege.

Entscheidend ist aber immer, dass man sich von Hindernissen nicht abbringen lässt vom Ziel und mutig den Weg beschreitet und sich dem Unvorhergesehenen stellt und beharrlich den gewählten Weg geht. Das ist doch eigentlich schön, dass wir es selber in der Hand haben, was wir aus unserem Leben machen. Ich wünsche Ihnen in den entscheidenden Situationen, in denen es darauf ankommt, die Klugheit und den Mut richtig zu entscheiden und zu handeln.

Nun haben Sie einmal ein Diplom im Sack. Sozusagen mit Stempel und Siegel, Noten schwarz auf weiss. Der Beweis dafür, dass Sie etwas wissen und etwas können!

Doch Sie wissen so gut wie ich, dass dieses Papier auch geduldig ist und eigentlich nur ein Papier ist eben. Sie haben einen Zwischenstopp eingelegt, dürfen kurz anhalten, auftanken, sich erfrischen und dann geht es weiter! Lebenslanges Lernen ist angesagt.

Entdecken Sie neue Welten, es gibt sie noch, die schwarzen Flecken auf der Weltkarte. Das ist übrigens ein Satellitenbild in der Nacht von Süd- und Nordkorea und Sie sehen selber, wie die Unterschiede zwischen Seoul und Pjöngjang gewaltig sind! Es ist dies also nicht Meer mit einer erleuchteten Insel, sondern pechschwarzes Land und damit symbolisch für die unbekannten Orte und spannenden Herausforderungen des Lebens.

Aber nicht, dass Sie mir jetzt plötzlich fürs Weiterstudieren alle nach Nordkorea auswandern, wir brauchen Sie hier in Schaffhausen! Sie wollen sich ja da sicher nicht in diese Reihen stellen, oder?

Schauen Sie die Welt auch einmal aus der Kopfstandperspektive an und denken Sie schräg, aber überfordern Sie dabei sich selber und Ihre Mitmenschen nicht.

Bewahren Sie sich immer auch ein Quentchen Pfiffigkeit, ein gutes Mass Frechheit, Innovation, Kreativität, aber immer auch Anstand und eine gute Benimm-Kultur!

Heute gehört der Lorbeerkranz der FMS Ihnen allen und darüber dürfen Sie sich auch zu Recht freuen!

Ich gratuliere Ihnen im Namen von uns allen herzlich zu Ihrem FMS Abschluss und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre persönliche Zukunft!



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