Blick::
Auf Twitter gehen die Wogen hoch. Mit dem Hashtag "#favelagate" wettern
empörte User über das Open Air Frauenfeld. Sie stören
sich an der Bezeichnung "Favela", mit der die Festival-Organisatoren
eine neue Aktion am Open Air anpreisen.
Die Idee dahinter: Besucher können am Open Air Material kaufen, um
auf dem Festival-Gelände eine eigene Hütte zu bauen. "Kreatives
Ausleben, einzigartiges Erlebnis und ultimativer Spass für
läppische 200 Franken", so wird für das Angebot auf der
Webseite geworben.
Echte Favelas haben mit Spass aber reichlich wenig zu tun. In den
illegalen Siedlungen herrscht Armut und Kriminalität. Sie bilden
die Elendsviertel von Grosstädten. Die Hütten sind oft aus
Abfallmaterialien gebaut. So auch in Brasilien, wo dieses Jahr die
Fussball-WM stattfindet - zur gleichen Zeit wie das Open Air Frauenfeld.
Kein Wunder also, stösst die Wortwahl des Open Air Frauenfeld auf
heftige Kritik: "Eine unsensible Wortwahl". twittert ein empörter
User. Ein anderer schreibt: "Die Favela-Idee ist Schweizer Zynismus
pur". Die Aktion wird als "satt, unpolitisch und blöd" bezeichnet.
(...)
Marcel Baur, ehemaliges Partei- und Gründungsmitglied der
St. Galler Piratenpartei, kritisiert: "Diese selbstgebauten Hütten
Favela zu nennen, ist einfach nur dekadent und gedankenlos." Er habe
während der Diskussion auf Twitter und Facebook gemerkt, dass
sich junge Festivalbesucher überhaupt nicht am Begriff Favela
stören. "Für mich ist das eine verpasste Chance seitens der
Veranstalter. Hier hätte man viel Aufklärungsarbeit leisten
können."
Die Migros als Hauptsponsor des Festivals schreibt auf Twitter: "Wir
können keine Stellung dazu nehmen, sind jedoch im Gespräch
mit dem Veranstalter."
Diese haben sich bisher nicht zur Diskussion geäussert.