20 Min:
Kommunikationsexperte Marcus Knill bezweifelt jedoch, dass das Plakat
wirklich als Parodie verstanden wird. Fuer diese Lesart gebe es keine
Hinweise. "Die JSVP versucht die Wehrpflichtgegner mit ihrem simplen
Gut-Boese-Schema als schlechte Vorbilder zu diffamieren", sagt Knill.
Diese Provokation errege sicherlich Aufmerksamkeit und genau darum gehe
es den Plakatgestaltern.
Ob die beabsichtigte Wirkung bei juengeren Menschen aber erzielt werde,
sei fraglich. "Der verstaendlich gezeichnete Gegensatz spricht vor
allem Armeebefuerworter, buergerliche Kreise und die aeltere Generation
an." Zudem setze die Waadtlaender Jung-SVP die Aufhebung der
allgemeinen Wehrpflicht mit der Abschaffung der Armee gleich, was in
der kommenden Abstimmung aber gar nicht zur Debatte stehe. "Das ist
ein alter rhetorischer Kniff, um eine sachliche Diskussion zu
umgehen", sagt der Kommunikationsprofi.
Grundsaetzlich gehoere Provokation und Uebertreibung aber zur
politischen Propaganda, meint Knill. "Auch die Gsoa geht mit ihren
Gegnern nicht gerade zimperlich um." Was die Kampagnen der
Wehrpflichtgegner und -befuerworter angehe, sehe er eine Pattsituation.
"Letzlich eintscheidet aber die Wirkung bei den Adressaten", sagt
Knill.
Provozieren, übertreiben, überzeichnen mit Klischees gehören
zur politischen Propaganda. Auch die Gsoa -Kampagne geht nicht zimperlig um mit dem Gegner.
Die Jeune UDC VD versucht ihrer Ihrem Schwarz-Weiss Bild (Gut und
b=F6se) die Armeegegner abzustempeln. Sie glauben mit ihrer Parodie könnten
Sie der Behauptung der Gsoa begegnen, alle Soldaten wären dumm, sexistisch
und frauenfeindlich. Aus der Sicht der Bildrhetorik ist die plakative
Aufmachung wirkungsvoll. Der Wehrmann als Familienvater mit einem Kind. Auf
der anderen Seite der hedonistische Hippi. Die Provokation weckt sicherlich
Aufmerksamkeit. Hinsichtlich Wirkung habe ich Bedenken bei der jungen
Generation. Der verständlich gezeichnete Gegensatz spricht vor allem die
Armeebefürworter, bürgerliche Kreise und die ältere Generation an.
Ausschlaggebend ist letztlich bei allen Kampagnen die Wirkung.
Was beachtenswert ist: mit solch einfachen Provokationen im Netz kann man in kürzester Zeit eine
Bild-botschaft lawinenartig verbreiten. Sie wird beachten, kostet wenig.
Aber nochmals: Letztlich entscheidet die Wirkung bei den Adressaten.
Yohan Ziehli, Präsident Jeune UDC VD hatte zur Kritik des Plakats gemeint:
"Wir kritisieren damit die Gsoa-Kampagne, die Unwahrheiten über die Wehrpflicht
verbreitet. Wir haben diese Argumente parodiert. Damit wollen wir nicht aussagen, dass jeder, der
nicht Militärdienst leistet, ein Drogensüchtiger ist. Das ist eine Karrikatur,
mit der wir Aufmerksamkeit erregen wollen. Damit wollen wir bewusst provozieren. Mit nur 400 Franken
haben wir so viele Leute erreicht.
Die Abstimmung über die Volksinitiative "Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht" vom
22. September 2013 verlangt die Aufhebung der Wehrpflicht und sieht einen freiwilligen
Zivildienst vor, der jedem und jeder offen stehen soll.
|