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20 Minuten
hat TV Quoten veröffentlicht, die zeigen, dass die Privaten Fernsehanstalten an Marktanteil
verlieren. Seit Wochen sei darüber gestritten worden, ob die Daten richtig sind.
Sie hätten nie den Weg an die Öffentlichkeit finden
sollen. Denn es geht um Hunderte Millionen an Werbegeldern. Nun ist
das Rätselraten vorbei: Die Zahlen, die 20 Minuten zugespielt
worden sind, zeigen massive Veränderungen in der für die
Werbung wichtigsten Zeit und Zielgruppe - den 14- bis 49-jährigen
Deutschschweizern in der Primetime (18:00 und 23:00 Uhr). SRF gewinnt,
die Privatsender verlieren zum Teil deutlich. Darüber, ob diese
Zahlen stimmen, wird allerdings seit Wochen gestritten.
Dass sich die Rangliste der Sender so stark verschoben hat, macht aber
selbst die Experten ratlos. So büsst beispielsweise RTL Schweiz
auf einen Schlag fast 30 Prozent Marktanteil ein. Umgekehrt legen die
SRF-Sender hier zu, während die grossen TV-Stationen insgesamt
deutlich verlieren. Mit den Erfolgssendungen "Der Bestatter" und "Voice
of Switzerland" alleine kann dies kaum erklärt werden. SRF will
dazu nichts sagen, weil die Zahlen nicht offiziell veröffentlicht
worden sind.
Hinzu kommt: Laut Branchenkennern gibt es unerklärliche Ausreisser
an einzelnen Tagen und für einzelne Sendungen. Ein Insider sagt:
"Dass durch die neue Bemessungsgrundlage die Zahlen härter werden als
vorher, damit hatten alle gerechnet. Aber es gibt zu viele Fragezeichen
zu einzelnen Werten. Weshalb zum Beispiel ist bei den neuen Zahlen der
TV-Konsum im Tessin plötzlich doppelt so hoch wie noch im Jahr 2012?
Oder weshalb ist laut neuesten Zahlen zeitversetztes Fernsehen besonders
in der Westschweiz angesagt?"
Insbesondere angezweifelt wird die neue Messart, das sogenannte
Audio-Matching. Der Insider: "Das System ist ganz offensichtlich nicht
fähig zu unterscheiden, ob ein Zuschauer beispielsweise "CSI:Miami"
auf einem Privatsender, über Zattoo oder zeitversetzt auf seiner
Set-Top-Box anschaut. So werden Zuschauer schlicht den falschen Sendern
zugeordnet."
Darüber hinaus gibt es Zweifel an der korrekten
Stadt-Land-Gewichtung: "Je stärker die ländliche
Bevölkerung gewichtet ist in der Grundgesamtheit, desto besser
für den Service-public-Sender", sagt der Insider. Das könne
ein Grund sein, weshalb SRF im Vergleich zum Vorjahr besser abschneidet
als die Privaten.
(...)
Selbst das Bundesamt für Kommunikation und die Politik haben sich
inzwischen in das Quoten-Debakel eingeschaltet. Derzeit prüfen
Experten aus Belgien und Norwegen die Messmethode. SRF hält dies
für den richtigen Weg: "SRF hat ein grosses Interesse daran, dass die
Ergebnisse der neuen Messmethode zur anerkannten TV-Währung werden",
sagt Andrea Hemmi, Leiterin Unternehmenskommunikation. Das zweite Hearing
zu den Expertenberichten mit dem Bakom, Sendern und der Werbebranche
findet nächste Woche statt.
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