72 Millionen Abzocke
Rhetorik.ch Artikel zum Thema: |
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Augustulus um 460 AC
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72 Millionen Abgangentschädigung!
Der goldene Fallschirm führte zu einem Aufruhr in der Schweiz und produzierte viel
Wasser in die Mühlen der Abzockerinitiative.
Ein Kommentator meinte, dass 72 Millionen so viel ist, wie
eine Durschnittsfamilie in 400 Jahren verdient. Es ist sogar
noch extremer: mit etwas weniger als
3934 Franken pro Monat
als Medianeinkunft in der Schweiz entspricht das 72,000,000/(47208) = 1525 Jahren Arbeit.
Ein Arbeiter müsste also etwa seit dem Tod des weströmischen Kaisers
Romulus Augustus
geschuftet haben, um diese Menge Geld zu verdienen.
Ist vielleicht an der Zeit, die Dürrenmatt Komödie
Romulus der Grosse
zu lesen. Dürrenmatt zeigt darin Romulus, der auf seinem Landsitz
Hühner züchtet und Spargelwein trinkt.
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Vasella um 2010 AC
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Die Geschichte hilft der Minder Initiative. Allerdings sind es noch
zwei Wochen bis zur Abstimmung. Bis dahin kann die Geschichte wieder
vergessen sein. Im Moment würde Minder mit grosser Wahrscheinlichkeit
gewinnen, denn die Emotionen des Volkes sind stärker.
Ob das bis zum 3.März hinhält, wird sich zeigen.
Spiegel:
Die Bezahlung eines Managers erhitzt in der Schweiz die
Gemüter: Der Verwaltungsratspräsident des Pharmakonzerns
Novartis, Daniel Vasella, soll nach seinem baldigen Ausscheiden aus dem
Konzern weitere sechs Jahre lang stattlich vergütet werden: "Man
käme im Laufe von sechs Jahren auf maximal 72 Millionen Franken",
hatte Vasella im Schweizer Fernsehen erklärt. Bedingung sei
lediglich, dass er nicht für ein Konkurrenzunternehmen arbeite
und Novartis berate. Er bestätigte damit einen Bericht des
Online-Finanzmagazins Inside Paradeplatz.
Viele Schweizer empört diese Summe von umgerechnet rund 58 Millionen
Euro. "Das geht über alle Dimensionen des Vernünftigen hinaus",
sagte Markus Büchel, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz,
am Samstag in einem Radio-Interview. Justizministerin Simonetta
Sommaruga sagte im Fernsehen, es brodle in der Bevölkerung. Die Wut
über masslose Bonuszahlungen sei riesig. Und was über Vasella
bekannt geworden sei, mache sie sprachlos. Auch der Präsident der
wirtschaftsfreundlichen Partei FDP sagte: "Herr Vasella führt die
liberale Schweiz aufs Schafott."
Vasellas Ankündigung kommt nur zwei Woche vor der Volksabstimmung
über Managerlöhne in der Schweiz. Die sogenannte
Abzocker-Initiative sieht vor, dass Aktionäre in Zukunft verbindlich
über Managerlöhne abstimmen können. Laut Umfragen hatten
die Befürworter der Initiative schon vor der Nachricht zu der
Abgangszahlung einen Vorsprung.
Politologen und andere Beobachter gehen nun davon aus, dass es den
Gegnern unter Führung des Wirtschaftsverbandes nicht mehr gelingen
wird, das Blatt zu wenden. "Zu grotesk und dem gesunden Menschenverstand
widersprechend waren die Auswüchse von Vasellas Vergütungen
in den letzten Jahren", kommentierte die konservative "Neue Zürcher
Zeitung"."Und zu stark ist das Empfinden, mit diesen Salären seien
die in der Schweiz gültigen gesellschaftlichen Regeln missachtet
worden."
(...)
Nachtrag vom 19. Februar:
Vasella Wahnsinn, Vasella Gate.
Medien in ganz Europe haben über das Konkurrenzverbot von Vasella
berichtet (
Blick
Vasella hat dem Druck nachgegeben und verzichtet auf die 72 Millionen.)
Die Proteststürme aus Politik und Wirtschaft waren zu gross.
Nachtrag vom 22. Februar, 2013:
Zum Auftritt Vasellas in Basel
Vasella gesteht nur zwei Fehler ein - eine Entschuldigung fehlt.
In seiner Rede an der Generalversammlung der NOVARTIS vom 22. Februar in der
Jakobshalle in Basel versuchte Vasella, die Wut der Aktionäre und der
Oeffentlichkeit zu besänftigen. Er sah ein, dass er zum Wahlhelfer
für die Minder-Initiative geworden sei, sagte er in seiner Rede
in Basel. Die heftigen Vorwürfe als Folge der Entschädigung
sind an ihm keineswegs spurlos vorübergegangen. "Ich habe zwei
vermeidbare Fehler gemacht", sagte Vasella. "Der erste Fehler war, diesen
Vertrag auszuhandeln." Sein zweiter Fehler sei gewesen, zu glauben,
dass eine Spende gesellschaftlich betrachtet etwas Positives sei.
"Ich übernehme die Verantwortung für diese Fehler". Wer
Vasella an der Versammlung hat live beobachten können, dem musste
auffallen, dass die letzten Wochen an ihm gezerrt haben. Für mich
sah er sehr mitgenommen aus! Vasella gab zwar zwei Fehler zu, leider zu
spät und ich glaube nicht, dass dieser Auftritt viel zur Beruhigung
beitragen konnte und der Reputationsschaden behoben ist. Wichtig:
er entschuldigte sich mit keinem Wort vor der Versammlung! Ich habe das
Verhalten in der Medien Uebertragung genau beobachtet. Der sportliche
Manager wirkte hagerer, bleicher, angeschlagen. Das künstliche
aufgesetzte Lachen hatte oft Züge von Häme - jedenfalls
strahlte er keine echte, natürliche Freundlichkeit aus. Die
Gesichtszüge wirkten zu angespannt. Die Mimik, die bleiche Hautfarbe
wirkte sogar krank. Der Sprechfluss stimmte nicht. Er sprach zu
kontrolliert. Das bewusste
Bemühen, ruhig, beherrscht, zurückhaltend und gefasst zu
wirken, war zu aufgesetzt. Er wirkte fahrig und nervös, sicher nicht souverän.
Generell überzeugte
Vasella bei diesem Stressauftritt nicht. Vor allem die Uneinsichtigkeit
des Verwaltungsrates konnte niemand nachvollziehen. Die künftigen
Zahlen hinsichtlich Beratertätigkeit wurde vom Juristen vernebelt. Es
wurde lediglich gesagt: Diese Frage werde noch behandelt und später
bekanntgegeben. Novartis hätte mit dieser Frage rechnen müssen
und hatte die Chance, mit einer offenen, transparenten, konkreten
Information zusätzlichen Schaden zu begrenzen. Ich zweifle an
der Kompetenz der Berater Vasellas. Ob er sich von ihnen hat mitreissen
lassen?