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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Feb, 2013)

Staatskinder Kampagne

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:


Im Tagesanzeiger wurde die PR Kampagne der SVP gegen die Verstaatlichung der Kinder kritisch beleuchtet. Das Bild der "Staatskinder" wird dabei nochmals abgedruckt. Mit verbalen Argumenten wird zwar das Extrablatt der SVP entlarvt, den Gegenern der Kampagne wird aber kaum geholfen, denn die Bilder der weinenden Kinder können mehr bewirken als Richtigstellungen. Auch der Titel des Extrablattes wird nochmals gedruckt. Ob ein Bild vom Mittagessen in einem Zürcher Hort im Politblog als Balance wirken kann, ist nicht klar. Aus dem Tagesanzeiger:


Dass die SVP die Klaviatur des polemischen Abstimmungskampfes meisterhaft zu bedienen weiss, ist hinlänglich bekannt. Noch immer präsent ist die Plakatkampagne zur Minarett-Abstimmung oder das Schäfchen-Plakat zur Ausschaffungsinitiative. Nun hat die Partei ein weiteres Ass im Ärmel, das sie für die Meinungsbildung zu ihren Gunsten ziehen kann: das "Extrablatt", das an rund vier Millionen Haushalte verteilt wird. Die zweite Ausgabe lag vergangene Woche in sämtlichen privaten Briefkästen der Schweiz. Das Auffallende dabei: Die Gestaltung und die Art, wie die Texte geschrieben sind, ähneln sehr stark der Machart von unabhängigen Tageszeitungen. Im Blatt bekämpft die SVP vehement den Familienartikel, über den das Stimmvolk am 3. März abstimmt. Auch mithilfe von unwahren Aussagen, wie ein vergleichender Blick mit der Abstimmungsvorlage zeigt. Doktrinartig wird ständig wiederholt, dass mit der Annahme des Familienartikels die Kinder ihren Eltern entrissen würden: "Alle Kinder sollen fremdbetreut werden, ob dies von den Familien gewünscht wird oder nicht", steht bereits im Leitartikel auf der Front. Später doppelt SVP-Nationalrätin Nadja Pieren im Interview nach, die Familien hätten keine Wahlfreiheit mehr.
Wie es bei der Minarettabstimmung und beim Schäfchenplakat bei der Ausschaffungsinitiative wurde die Kernbotschaft der SVP auch in diesem Fall nochmals abgedruckt und die Bildbotschaft vervielfacht. Schon bei früheren Kampagnen wurde festgestellt, dass die SVP dank kritischen Beiträge von Gegnern profitiert hatten. Die Bildbotschaften wurden damit in den Köpfen verankert. Wahrnehmungspsychologen wissen, dass Bilder mehr beeinflussen als Worte. Wenn es die SVP fertig bringt, den Familienartikel als kinderfeindlich zu überzeichnen, so wird das Bild in den Köpfen der Betrachter als "familienschädigendende" verankert. Die Episode illustriert:

Sachlichen Argumente wirken emotional weniger stark als Bilder. Emotionale Argumente überzeugen mehr als Zahlen. Provokateure können vom Protest profitieren.





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