|
Im Tagesanzeiger wurde die PR Kampagne der SVP gegen
die Verstaatlichung der Kinder kritisch beleuchtet. Das Bild der
"Staatskinder" wird dabei nochmals abgedruckt. Mit
verbalen Argumenten wird zwar das Extrablatt der
SVP entlarvt, den Gegenern der Kampagne wird aber kaum
geholfen, denn die Bilder der weinenden Kinder können
mehr bewirken als Richtigstellungen. Auch der Titel des Extrablattes wird
nochmals gedruckt. Ob ein Bild vom Mittagessen in einem Zürcher Hort im
Politblog als Balance wirken kann, ist nicht klar.
Aus dem Tagesanzeiger:
|
|
Dass die SVP die Klaviatur des polemischen Abstimmungskampfes
meisterhaft zu bedienen weiss, ist hinlänglich bekannt. Noch immer
präsent ist die Plakatkampagne zur Minarett-Abstimmung oder das
Schäfchen-Plakat zur Ausschaffungsinitiative. Nun hat die Partei
ein weiteres Ass im Ärmel, das sie für die Meinungsbildung zu
ihren Gunsten ziehen kann: das "Extrablatt", das an rund vier Millionen
Haushalte verteilt wird. Die zweite Ausgabe lag vergangene Woche in
sämtlichen privaten Briefkästen der Schweiz.
Das Auffallende dabei: Die Gestaltung und die Art, wie die
Texte geschrieben sind, ähneln sehr stark der Machart von
unabhängigen Tageszeitungen. Im Blatt bekämpft die SVP
vehement den Familienartikel, über den das Stimmvolk am 3. März
abstimmt. Auch mithilfe von unwahren Aussagen, wie ein vergleichender
Blick mit der Abstimmungsvorlage zeigt. Doktrinartig wird ständig
wiederholt, dass mit der Annahme des Familienartikels die Kinder ihren
Eltern entrissen würden: "Alle Kinder sollen fremdbetreut werden, ob
dies von den Familien gewünscht wird oder nicht", steht bereits im
Leitartikel auf der Front. Später doppelt SVP-Nationalrätin
Nadja Pieren im Interview nach, die Familien hätten keine
Wahlfreiheit mehr.
Wie es bei der Minarettabstimmung und beim
Schäfchenplakat bei der Ausschaffungsinitiative wurde die
Kernbotschaft der SVP auch in diesem Fall nochmals abgedruckt und
die Bildbotschaft vervielfacht.
Schon bei früheren Kampagnen wurde festgestellt, dass die SVP dank
kritischen Beiträge von Gegnern profitiert hatten. Die Bildbotschaften
wurden damit in den Köpfen verankert. Wahrnehmungspsychologen
wissen, dass Bilder mehr beeinflussen als Worte.
Wenn es die SVP fertig bringt, den Familienartikel
als kinderfeindlich zu überzeichnen,
so wird das Bild in den Köpfen der Betrachter
als "familienschädigendende" verankert. Die Episode illustriert:
Sachlichen Argumente wirken emotional weniger stark als Bilder.
Emotionale Argumente überzeugen mehr als Zahlen.
Provokateure können vom Protest profitieren.
|