Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (05. Sep, 2012)

Duerfen Poliker Kandidatenportraits kaufen?

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die Grenze zwischen Werbung und Journalismus ist schon immer unscharf gewesen. Die folgende Geschichte illustriert die Problematik einmal mehr:

Tagesanzeiger:
Im Aargau ist ein Fall publik geworden, bei dem sich Grossratskandidaten einen Platz in der Zeitung erkaufen können. Und zwar nicht über ein reguläres Inserat, sondern in Form eines Interviews. Dies berichtet die "Aargauer Zeitung" heute. Das Angebot der drei lokalen Wochenzeitungen "General-Anzeiger", "Rundschau Nord" und "Rundschau Süd", die alle zum Verlag Effingerhof AG in Brugg gehören: ein Kandidatenporträt auf den Sonderseiten zu den Grossratswahlen, die im redaktionellen Teil erscheinen werden. Die Inserateabteilung der drei Zeitungen verschickte Ende August das entsprechende Angebot, wonach die Kandidaten im Gegenzug entweder Inserate in der Höhe von 550 Franken buchen oder den Betrag an die Zeitung überweisen. Gemäss Recherchen der "Aargauer Zeitung" hat auch Jungsozialisten-Präsident und Grossratskandidat Florian Vock ein solches Schreiben erhalten. Er ist nicht einverstanden mit dem Geschäftsgebaren der Effingerhof AG: "Hier werden grundlegende journalistische Prinzipien verletzt, weil die Inserateabteilung in den redaktionellen Teil eingreift", sagt er gegenüber der "Aargauer Zeitung". Deshalb hat der Jungpolitiker nun eine Beschwerde beim Presserat eingereicht. Laut Vocks Aussagen können die Kandidaten der Zeitung im Vorfeld angeben, auf welche Fragen sie in ihrem Porträt Antwort geben wollen. Er sieht deshalb die Punkte 10 und 11 der Erklärung von Pflichten und Rechten von Journalisten verletzt, welche die Berufsleute verpflichtet, keinerlei Bedingungen vonseiten der Inserenten zu akzeptieren. Zudem würden Kandidaten benachteiligt, wenn sie die 550 Franken nicht aufbringen können, so Vock. Der Fall scheint nicht nur Vock zu beschäftigen, auch der ehemalige Präsident des Schweizer Presserates, Peter Studer, findet dazu klare Worte: "So ein Deal ist total daneben", kritisiert er den Verlag Effingerhof AG gegenüber der "Aargauer Zeitung". "Entweder macht ein Grossratskandidat ein Inserat oder die Lokalzeitung berichtet nach journalistischen Kriterien über die Kandidierenden", so Studer. Offenbar hat der Verlag diese Praxis schon früher betrieben: Bei den Nationalratswahlen im vergangenen Jahr boten die Zeitungen wohlwollende Kandidatenporträts für 350 Franken in bar oder gegen Anzeigen in Höhe von 600 Franken an. Zum aktuellen Fall wollten sich gegenüber der "Aargauer Zeitung" weder der Geschäftsführer des Verlagshauses noch die Chefredaktoren der Zeitungen äussern. Zu den Nationalratskandidaten-Porträts äusserte sich aber die Chefredaktorin der "Rundschau Nord" und der "Rundschau Süd", Friederike Saiger: "Die Leser sind keine Dummköpfe. Die können sich ihre Meinung trotzdem bilden", sagte sie im vergangenen Jahr gegenüber der "Aargauer Zeitung".

Rhetorik.ch 1998-2012 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com