Der Tropensturm Isaac trifft den Parteitag der US-Republikaner.
Für die Organisatoren ist das ein Dilemma. Man konnte
Zusammenkunft um einen Tag verschieben, doch eine längere
Verschiebung ist nicht möglich. Der Sturm macht den Parteitag
schwierig für Romney.
Der
Spiegel:
Doch auf einmal fürchtet Romney in Tampa einen ganz neuen Gegner. Der
ist ungreifbar und unkontrollierbar: "Isaac".
Der Tropensturm, der in der Karibik schon mindestens zehn Tote
hinterlassen hat, fegte in der Nacht zum Montag über Key West hinweg
und in den Golf von Mexico. Auch wenn er die Küstenstadt Tampa wohl
nun nur streifen wird, verursachte er hier schon am Sonntag starke Winde,
Regenfluten und Überschwemmungen. Tampas Bezirksverwaltung rief
den Notstand aus und liess kostenlose Sandsäcke austeilen.
Die Organisatoren des Parteitags haben ein PR-Problem
Noch schlimmer aber, glaubt man den jüngsten Vorhersagen seines
Kurses, wäre jetzt "Isaacs" nächstes Ziel: New Orleans. Dort
könnte er bis Mittwochfrüh als ein Hurrikan der Kategorie 2 oder
3 aufschlagen - ausgerechnet am siebten Jahrestag des Katastrophensturms
"Katrina".
(...)
Selbst dann: Falls "Isaac" auf New Orleans trifft - darf Romney danach
seine Kandidatenrede halten, mit Luftballons und Konfetti? "Bilder von
Republikaner-Lustbarkeiten, während andere Amerikaner leiden",
sagte Steve Schmidt, John McCains Wahlkampfmanager von 2008, der "New
York Times", "keiner will diese Optik." Schmidt weiss, wovon er spricht:
Auch McCains Parteitag in St. Paul wurde damals vom Sturm gestutzt, dem
Hurrikan "Gustav". Der nahm eine ähnliche Route wie jetzt "Isaac"
und löste die grösste Evakuierung der US-Geschichte aus.
Diese Parallelen fallen natürlich auch den gut 15.000 Reportern
auf, die hier im Regen herumhocken. "Grösste redaktionelle Frage
der Nacht", sinnierte Ben Smith, Chefredakteur der Website "BuzzFeed":
"Bleibt Anderson Cooper in Tampa oder geht er nach New Orleans?" Cooper,
der Chef-Anchorman von CNN, wurde 2005 dank "Katrina" zum Star. "Keine
Frage", antwortete Brian Stelter, ein Medienredakteur der "New York
Times", sofort: "New Orleans."
Wundern würde es einen nicht: Das fiktive Drama eines Parteitags
(bunt, schrill, kalkuliert) verblasst schnell im Angesicht des realen
Dramas eines Hurrikans (düster, tödlich, unkalkulierbar). Das
wurde den Planern spätestens am Sonntag so richtig bewusst: Da gab
es auch intern Kritik an der Idee, einen Parteitag überhaupt in
Florida zu veranstalten - mitten in der Hurrikansaison.