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www.rhetorik.ch aktuell: (29. Jul, 2012)

Digitale Demenz

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Digitale Demenz von Manfred Spitzer www.br.de

Digitale Demenz von Klaus Neumann.
Der Psychiater Manfred Spitzer stellt die streitbare These auf, dass der vermehrte Gebrauch vom Computern das Gedächtnis schwächen kann. Durch Gebrauch von Navigationsgeräten zum Beispiel sind wir nicht mehr fähig zu navigieren. Digitale Demenz ist nicht Alzheimer am Computer, sondern die Schwächung vom Gedächtnis weil das Gedächtnis auch immer mehr ausgelagert wird. Die Mediennutzung war im Jahre 1999 etwa noch 7:29. Zehn Jahre spaeter sind das 10:45 Stunden. Fast die hälfte des Lebens wir heute also mit Medien verbracht. Spitzer meint, dass die Verarbeitungstiefe abnimmt. Wenig Tiefe ist nötig um zu entscheiden, ob Wörter gross oder klein geschrieben sind, mehr schon, ob es ein Verb oder Substantiv ist, Mehr Tiefe ist nötig um zu sehen, ob das Wort einen belebten oder unbeleben Gegenstand beschreibt.

Fachleute sind sich aber auch nicht einig, was das bedeutet. Einerseits wird behauptet, dass die digitalen Medien uns das Gedächtnis schwächen. Anderseits wird durch das digitale Speichern, das Vergessen von Fehlern etc schwieriger. Dass diese Experten im "Fernsehen" (das früher auch mal als "Verblödungsmaschine" verteufelt wurde) gerne betont wird, ist vielleicht kein Zufall, denn die heutige Medienvielfalt wird dem Fernsehen zur Konkurrenz.

Psychiater, die sich professionell auch mehr mit der krankhaften Seite des Menschlichen Gehirns befassen müssen, sind natürlich auch eher pessimistisch. Man kann die moderne digitale Welt auch positiver sehen:
  • Computer erlauben, Information sinnvoller zu speichern. Unwesentliches wie Telefonnummern, muss nicht mehr im Gedächtnis herumgeschleppt werden. Man kann sich auf Wesentlicheres konzentrieren.
  • Die Information im Internet ist leicht zu vertiefen. Anstatt sich faul auf dem Sofa berieselt zu lassen, kann man die Sendung anhalten, sich etwas nachschlagen, dann weiterschauen. Digitale Medien erlauben intelligenteres Arbeiten mit Information.
  • Man kann sich Collagemässig auch von verschiedenen Medien gleichzeitig informieren lassen. Verschiedende Quellen (auch von anderen Ländern oder Medienkonzernen) erlauben es einem, nicht nur informierter zu sein, sondern auch weniger manipulierbar.
  • Viele Computerspiele sind Strategiespiele und Intelligenzbooster. In praktisch allen Computerspielen muss man Probleme lösen, Stratigien bilden, Bewegungssabläufe trainieren, Entscheidungen treffen. Man könnte sogar behaupten, dass die diese Fähigkeiten Problemlösungsstrategien zu entwickeln näher zum wirklichen Leben ist, als etwa Mathematikprobleme zu lösen. Tatsächlich zeigen Tests, dass Menschen in Intellignztests immer besser abschneiden.
  • Die elektronischen Medien beanspruchen das Gehirn mehr als man denkt. Man muss lernen und sich merken, wie verschiedene Programme funktionieren, wo man die Information abgelegt hat oder findet. Man muss sich auch Passwörter merken, oder wenn man sich mit Programmen zum Merken von Passwörtern herumschlägt lernen und wissen wie man diese Programme braucht. Es findet vielfach auch einfach eine Verlagerung der Fähigkeiten statt.
Man nennt skeptische negative Äusserungen auch Unkenrufe. Experten haben immer auch die Tendenz, sich auf diese Weise zu äussern. Natürlich muss man auch sehen, dass sich provokative Titel wie "Digitale Demenz" auch gut verkauft.

Digitale Medien könnten sogar helfen, das Gedächtnis zu verbessern. Es gibt zahlreiche Programme, auch online, die dabei helfen können.





Quelle Sonntagsblick MAGAZIN vom 29. Juli 2012

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