Viel Verwirrung um die Situation in Syrien.
Damaskus
ist im Griff des Bürgerkriegs.
Die Lage ist unklar und liefert deshalb Futter für
Spekulationen oder bewusste Falschinformationen.
Ein
Zeit
Artikel beleuchtet die Ungewissheit nach dem Attentat auf Reigierungsleute.
,
der sich aber jetzt im Fernsehen gezeigt hat .
Das Attentat auf Assads Sicherheitsriege zeigt erneut: Was in Syrien
wirklich passiert, ist schwer zu ermitteln. Mehr Gerüchte als Fakten
sind im Umlauf.
(...)
Zwar können wenige Reporter zumindest punktuell und unter schwierigen
Umständen aus dem Land berichten. Doch die Formulierung trifft
den Kern des Problems: Es gibt kaum verlässliche Quellen. Vieles,
was in dieser Situation an Informationen nach draussen dringt, stammt
naturgemäss von Unterstützern einer der Konfliktparteien.
Besonders deutlich wurde das nach dem Attentat am Mittwoch. War es
ein Selbstmordanschlag mit einem Sprengstoffgürtel oder war die
Bombe bereits im Gebäude, als sich Syriens Sicherheitschefs
dort trafen? Wer wurde dabei getötet, wer war überhaupt
anwesend? Gleich zwei Gruppen erklärten sich zudem verantwortlich
für die Explosion. Später machten Gerüchte die Runde,
auch Assad sei möglicherweise verletzt worden. Dann, er habe sich
nach Latakia am Mittelmeer geflüchtet, koordiniere von dort die
Reaktion auf den Angriff.
Die Flut an Behauptungen, die vor allem oppositionelle Aktivisten
über das Internet verbreiteten, zumal bei Twitter ins Unendliche
vervielfältigt, riss nicht ab. In den Stunden nach dem
Attentat übertrafen sich die Wortmeldungen mit Zahlen angeblich
übergelaufener Soldaten und Auflistungen, wie viel militärisches
Gerät den Rebellen damit in die Hände gefallen sei - bis hin
zu 120 Panzern, die nun gegen das Regime stünden.
Auch über die Stärke derjenigen, die nun in Damaskus gegen
Assad kämpfen, gehen die Darstellungen weit auseinander. Am
glaubwürdigsten erscheint vor diesem Hintergrund noch die
Einschätzung aus den Reihen der Freien Syrischen Armee, man
müsse sich wieder zurückziehen aus Damaskus, die logistische
Herausforderung sei zu gross.
(...)
Schon angesichts der Berichterstattung der syrischen Staatsmedien stellt
sich die Frage: Welche Version der Ereignisse ist die Richtige? Fast
hätte man erwartet, dass überhaupt nichts gesendet
würde. Und wenn, dann vielleicht ohne die hochrangigen Opfer des
Anschlags preiszugeben. Denn damit bescheinigte man den Tätern ja
ihren Erfolg und bestärkte die Rebellen in ihrem Glauben, jetzt
sei ihre Stunde gekommen.
Doch am Ende bestätigte der Staatssender den Tod der vier
Assad-Vertrauten; unklar blieb nur das Schicksal von Innenminister
Mohammed Ibrahim al-Schaar, entgegen dem Staatsfernsehen
hatte der regimetreue Sender Dounia berichtet, sein Zustand sei
stabil. Zugleich werfen die Berichte, trotz der ungewöhnlichen
Offenheit, weitere Fragen auf. Warum etwa wurden keine Bilder des
Gebäudes nach dem Anschlag gezeigt? Es wäre auch ein
leichtes gewesen, die Gerüchte um Assad mit einem Auftritt des
Diktators zu entkräften. Am Donnerstag dann zeigt das syrische
Staatsfernsehen ein Foto von Assad wie er den neuen Verteidigungsminister
vereidigt. Nach Aussagen aus seiner Umgebung soll er nach wie vor im
Präsidentenpalast der Stadt sein.
(...)
Bleibt also viel Raum für Spekulationen, den Tausende
unermüdlich füllen. Bis sie entweder von den Entwicklungen
überholt werden oder in Vergessenheit geraten. Doch es gibt auch
glaubwürdige Stimmen, die sich ihrer Verantwortung sehr bewusst
sind. Die syrische Bloggerin Razan Ghazzawi etwa warb um Verständnis,
nachdem sie vorschnell offensichtlich falsche Informationen verbreitet
hatte.