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www.rhetorik.ch aktuell: (30. Jun, 2012)

Live ist nicht immer Live

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Quelle: Youtube In einem Film der Uefa wird eine weinende Frau gezeigt. Offensichtlich traurig ob des verlorenen Spiels. Das Video ist aber keine Live-Übertragung.


20 Min:
Ihre Freunde in Deutschland waren leicht irritiert. Da erzielte doch der Italiener Mario Balotelli per Kopf das Führungsgoal für Italien. 15 Minuten später traf der Stürmer zum 2:0. Nach diesem aus deutscher Sicht unglücklichen Auftakt des EM-Halbfinales zwischen Italien und Deutschland vom Donnerstag kullerten Andrea, einem deutschen Fan aus Düsseldorf, dicke Tränen herunter - die TV-Einstellung vom EM-Halbfinale in Warschau ging um die Welt. War Andrea so traurig ob der Goals von Balotelli? Ist das erst nach einer Halbzeit? Ihre Freunde in Deutschland, die ihr einen Tag nach der Niederlage der DFB-Auswahl Mails schrieben, dass man sie ganz gross im Fernsehen sehen konnte, wunderten sich. Andrea weint aus Rührung. Das war vor dem Halbfinal, vor Balotellis Goals. Andrea weint aus Rührung. Das war vor dem Halbfinal, vor Balotellis Goal. Es war alles falsch. Die TV-Einstellung mit der traurigen Andrea war aus dem Kontext gerissen. Das ganze war eine Montage - einmal mehr. Andreas Tränen hatten nichts zu tun mit Balotellis Toren. Im Gegenteil: Andrea weinte aus Rührung, als vor dem Spiel die deutsche Mannschaft präsentiert wurde, berichtet die süddeutsche.de. Nichts von Traurigkeit, keine Enttäuschung, kein Schock. Brisant an der Sache: Die Tränen-Einstellung war genauso von der Uefa montiert wie die Bilder von Jogi Löw, der mit einem Balljungen rumalberte. Eine ARD- Sprecherin bestätigte der Süddeutschen Zeitung den neuerlichen Fauxpas. Die Bilder aus dem deutschen Fanblock seien vor dem Spiel aufgenommen worden. Die Regie habe dann einzelne Szenen später ins aktuelle Spiel gemischt, ohne diese als solche zu kennzeichnen. Genau das hat die ARD aber zuvor gefordert. Nach der Szene mit Jogi Löw im Spiel zwischen Deutschland und den Niederlanden mahnte die ARD die Uefa, Live-Bilder nicht mehr zu manipulieren. Die Uefa meinte, das komme nicht mehr vor, oder man markiere Einblender in Live-Aufnahmen als solche. Passiert ist das aber nicht. Bei der ARD ist man erstaunt: Die Bilder seien so nicht akzeptabel. Man werde erneut das Gespräch mit der Uefa suchen. Offenbar ist die Uefa bei dieser EM darauf bedacht, den Zuschauern Heile-Welt-Bilder zu zeigen. Der europäische Fussballverband manipuliert nicht nur Live-Bilder, sondern zensuriert diese auch: Politische Plakate, leere Gänge und Ehrentribünen werden ebenso ausgeblendet wie Flitzer auf dem Rasen und Pyros, schreibt die süddeutsche.de. Doch das westliche Publikum erwarte echte Gefühle: Wo Live draufsteht, sollte auch Live drin sein.

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