Der FC Bayern München vergibt eine historische Chance und verliert
das Finale der Champions League im eigenen Stadion. In München
herrscht Fassungslosigkeit. Die Bilder sprechen für sich. Interessant
wie Menschen im Pech den Kopf verdecken, als ob sie die Sache nicht
sehen wollen.
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In München war alles angerichtet für die grosse Party in
Rot - nach der bitteren Niederlage im Elfmeterschiessen herrschte im
Bayern-Lager blankes Entsetzen.
Es lief die 83. Minute in der Allianz-Arena, Thomas Müller dupierte
Petr Cech im Chelsea-Tor mit einem perfiden Kopfball-Aufsetzer aus
kurzer Distanz. Die Allianz-Arena tobte, die Münchner hatten
sich kurz vor Schluss der regulären Spielzeit endlich mit der
hochverdienten Führung belohnt - das Happy End war zum Greifen
nah.
Dann folgte aber der erste grosse Auftritt von Didier Drogba, der
Ivorer erzielte in der 88. Minute mit einem wuchtigen Kopfball den
1:1-Ausgleich. Das Ding war wieder offen - die Bayern kurz vor dem Ziel
abgefangen. Der Rest ist schnell erzählt, Robben verschiesst einen
Elfer in der Verlängerung und den Bayern versagen die Nerven beim
abschliessenden Elfmeterschiessen.
Nach der verlorenen Meisterschaft und der Niederlage im DFB-Pokal-Endspiel
gegen Borussia Dortmund müssen die Bayern also innerhalb weniger
Wochen auch noch die bitterste und grösste Pille schlucken - die
Niederlage im Champions-League-Final.
"Das tut unglaublich weh"
Der Schmerz sass tief bei den Bayern, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge
versuchte zu später Stunde im Festsaal das Geschehen in Worte zu
fassen: "Ich habe das 1999 erlebt, als wir in Barcelona so dramatisch
1:2 verloren haben. Das war damals auch unglaublich brutal, aber ich
habe fast den Eindruck, heute Abend ist das irgendwie noch bitterer,
noch brutaler und eigentlich auch überflüssiger. Und das tut
unglaublich weh", berichtet das "Hamburger Abendblatt"#, das mit dem
Rivalen aus dem Süden mitleidet.
Auch für Uli Hoeness, Präsident des FC Bayern München,
endete dieser 19. Mai 2012 mit einer der unglaublichsten Niederlagen
während seiner jahrzehntelangen Bayern-Zeit: "Chelsea hat
keine einzige Chance gehabt. Dann schaffen wir es nicht - das ist
unglaublich. Schwierig in Worte zu fassen. Wenn man in einem Spiel
so viele Chancen hat, den Sack zuzumachen, dann muss man das auch
tun. Deshalb haben wir dieses Spiel verloren."
Auch Sportdirektor Christian Nerlinger rang nach der Entscheidung um
die passenden Worte, wie die "Mittelbayerische" berichtet: "Das ist ein
absoluter Albtraum. Entsprechend ist die Stimmung in der Kabine. Das
ist wie ein schlechter Film. Wir waren die klar bessere Mannschaft." Das
mag zwar stimmen, lässt den Schmerz aber auch nicht eher verklingen.
Spiegel:
Internationale Pressestimmen "Drogba bricht das Herz der Bayern"
Chelsea-Angreifer Drogba (mit Pokal): "Meister im Elfmeter"Zur
Grossansicht AFP
Chelsea-Angreifer Drogba (mit Pokal): "Meister im Elfmeter"
Chelseas hat das Champions-League-Finale gewonnen und darf den
"Cup mit den grossen Ohren" hochstemmen: Die internationalen Medien
feiern den "tödlichen Drogba" - und sehen die Saison der Bayern in
"Trümmern". Die Zeitungen aus den Niederlanden gehen hart mit Arjen
Robben ins Gericht.
ENGLAND
The Guardian: "Drogba verbannt Chelseas Moskau-Schmerz. Bayern
München verzweifelt an Chelseas Doppel-Barriere."
The Sun: "Didi hat's gemacht! Tödlicher Drogba lässt
München verstummen. Blaues Spotlight an. Die Deutschen verlieren
im Elfmeterschiessen!"
Daily Mirror: "Milliardenfachen Dank! Abramowitsch erfüllt sich
seinen Herzenswunsch."
Daily Telegraph: "Chelseas Spieler sind die Könige Europas!
Champions kümmert es nicht, wie sie gewinnen. Es musste Drogba
sein! Denn nur die Diva mit dem Talent, Geschichte zu schreiben, konnte
diesen Ball ins Netz der Bayern schiessen und die Suche von Chelsea nach
dem grössten europäischen Vereinstitel beenden. Ein englischer
Club schlägt einen deutschen im Elfmeterschiessen - notiert diesen
Tag in euren Geschichtsbüchern."
ITALIEN
Gazzetta dello Sport: "Di Matteo und Drogba siegen, Bayern München
trennt sich in Tränen von der Champions League. Wie vor einer Woche
in Berlin, wie vor zwei Jahren in Madrid, tanzen die Gegner vor der Nase
der Bayern-Spieler, die nur noch ihre Wut als Begleiterin haben."
Tuttosport: "FC Bayern, Hausherr in seiner wunderbaren Arena, erlebt
ein sportliches Drama ohne gleichen. Drogba ist der ungnädige
Henker der Deutschen. Mit seinem Tor erobert der Ivorer einen Platz in
der Fussballgeschichte."
Repubblica: "Chelsea, ein Wunder! Drogba bricht das Herz der Bayern. Die
Di-Matteo-Boys erobern die Champions League. Das Heimfinale wird zum
verwunschenen Spiel."
Corriere della Sera: "Chelsea, Meister im Elfmeter. Drama für
den FC Bayern. Die Bayern blicken auf die Trümmer des zweiten
verlorenen Finalmatchs in drei Jahren. Der Club ist von seinen Stars
verraten worden."
SPANIEN
Marca: "Drogba krönt Chelsea! Abramowitschs Traum wird nach neun
Jahren und 900 Millionen Euro Wirklichkeit - Chelsea gewinnt ersten
CL-Titel defensiv und ohne Risiko"
Sport: "Das Glück lächelt Chelsea entgegen. Das Schicksal
hadert mit Bayern."
NIEDERLANDE:
De Telegraaf: "Robben greift wieder daneben. Der
Bayern-Stürmer verschiesst im Champions-League-Finale gegen Chelsea
den entscheidenden Elfmeter. Ein beispielloser Dämpfer. Nach
dem verlorenen CL-Finale von 2010 gegen Inter Mailand steht Arjen
Robben wieder mit leeren Händen da. Gerade der Niederländer
versäumte es, in der Verlängerung den entscheidenden Elfmeter
zu versilbern, wodurch die Blues, die keinen Moment dominierten, am Ende
den Cup mit den grossen Ohren hochhalten durften."
AD Sportwereld: "Die Millioneninvestitionen des steinreichen russischen
Ölmagnaten Roman Abramowitsch beim FC Chelsea haben endlich den
Sieg in der Champions League gebracht. Für Arjen Robben endete das
Spiel als persönliches Drama. In der Verlängerung hat er einen
Elfmeter verpasst."
Voetbal International: "Ein historischer Champions-League-Sieg nach
einem Fehlschuss von Robben. Die Eroberung des Pokals mit den grossen
Ohren bedeutet für Chelsea den ersten Champions-League-Titel. Die
Londoner nahmen Revanche für das verlorene Finale von Moskau 2008,
als Manchester United im Elfmeterschiessen zu stark war."
Ein bitterer Abend für den FC Bayern: Die Münchner verloren
nach Verlängerung und Elfmeterkrimi das...
Besser machte es Thomas Müller: Der schoss in der 83. Minute das
Tor zum 1:0 und... ...konnte seinen Treffer selbst kaum glauben.
..verschoss Bastian Schweinsteiger den vorentscheidenden Elfer. Das
Entsetzen stand dem Bayern-Routinier ins Gesicht geschrieben