Eine Streikandrohung hat die Britische Regierung dazu verleitet, der Bevölkerung
zu raten, Benzin zu horten. Es kam zu einem PR Disaster. Nicht nur wurde der Streit abgesagt,
es kam zu Panikkäfen vor Ostern. Die Benzin Histerie hat der Regierung geschadet.
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Der Spiegel:
Hill, 46, liegt inzwischen im Krankenhaus. Sie hat Verbrennungen an 40
Prozent ihres Körpers, an Armen, Brust und Rücken, berichtet
die Feuerwehr im nordenglischen York - dem Ort, an dem sich der Unfall
ereignete, der nun immer grössere politische Sprengkraft entfaltet.
Diane Hill ist nun das Symbol der britischen Benzin-Hysterie. Ihre
Geschichte ist überall in der britischen Presse, im Internet,
im Fernsehen.
In England herrscht seit Wochenbeginn gas panic. Tanklasterfahrer
hatten mit einem Streik gedroht, ausgerechnet am Osterwochenende, an dem
Millionen Briten zu ihren Familien fahren oder Ausflüge unternehmen.
Hamsterkäufe waren die Folge. An Tankstellen bildeten sich lange
Schlangen. Am Freitagnachmittag sass etwa jede fünfte der insgesamt
gut 8700 Tankstellen des Landes auf dem Trockenen, berichtet der britische
Autofahrerverband AA. So gross war die Hysterie.
Wurde Diane Hill Opfer dieser Panik? Oppositionspolitiker geben der
konservativen Regierung von David Cameron die Schuld für den
Unfall. Besonders seinem Minister Francis Maude. Der hatte den Briten
geraten, sich für den Streik zu rüsten, und hatte gesagt:
"Ein wenig Benzin in einem Reservekanister ist eine vernünftige
Vorsichtsmassnahme."
Er ahnte ja nicht, dass wenig später in York eine Frau mit einem
Reservekanister in Flammen aufgehen würde.
Jetzt wird Maude von allen Seiten kritisiert, von der Opposition, von
seiner eigenen Partei, von der Feuerwehr. "Wenn die Dame leiden muss,
weil sie den Rat von Francis Maude befolgte, muss er zurücktreten",
sagte der Labour-Mann Karl Turner der "Sun". "Francis Maude hat diese
Woche komplett verhunzt", zitiert der "Guardian" ein hochrangiges Mitglied
der Konservativen. "Er ist schuld an den gigantischen Schlangen vor den
Tankstellen." Die Feuerwehr in York sagte, der Unfall sei genau das,
wovor man immer gewarnt habe.
Auch der Premier selbst steht am Pranger. Weil er Maude gewähren
liess. "Das Land zahlt den Preis für die inkompetente Weise,
wie David Cameron es regiert", schnauzte Labour-Chef Ed Miliband.
Wegen Diane Hill droht Cameron ein PR-Fiasko. Die Empörung ist
gewaltig. Es geht etwas unter, dass zwar durchaus ein Zusammenhang
zwischen dem Unfall und der Benzin-Hysterie besteht - dass Hill aber
vermutlich vor allem wegen ihrer eigenen Nachlässigkeit Verbrennungen
erlitt.
(...)
Dennoch dürfte das PR-Desaster schwer loszubekommen sein. Und
es kommt obendrein zur Unzeit. Immerhin konnte Cameron gerade einen
Erfolg verkünden: Die Tanklasterfahrer haben auf einen Streik am
Osterwochenende nun doch verzichtet.
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