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www.rhetorik.ch aktuell: (06. Mar, 2012)

Das Kampusch Interview

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Nach 6 Jahren, ist der Fall Kampusch wieder in den Schlagzeilen. Der Fall ist weiter untersucht worden. Verschwörungstheoretiker fragen sich: Hat Natascha Kampusch eine Tochter? War es ein Einzeltäter? Staatsanwälte befassen sich seit Jahren mit diesen Frage und kommen zum Schluss, dass diese Vermutungen nicht wahr ist.

Nach den neuerlichen Enthüllungen um den Fall Natascha Kampusch gab das Entführungsopfer im TV-Sender ORF ein exklusives Interview.
20 Min:
Seit Anfang Februar hatte 20 Minuten Online in einer mehrteiligen Serie zahlreiche Ungereimtheiten im Fall Kampusch aufgezeigt. Wenige Wochen später geriet der Entführungsfall auch in Österreich wieder in die Medien. Für Schlagzeilen sorgten vor allem die Zweifel an der Einzeltätertheorie und Priklopils Tod. Am Montagabend äusserte sich Natascha Kampusch erstmals seit den neuesten Entwicklungen selbst. Die neu aufgerollte Debatte um die Umstände ihrer Entführung und Gefangenschaft bezeichnete Kampusch gestern in einem Interview mit dem ORF-Journalisten Christoph Feurstein als "empörend". Sie fügte hinzu: "Es ist eine enorme psychische Belastung, es verletzt." Sie blieb dabei: "Ich habe immer nur einen Täter gesehen." Die Aussage der damals zwölfjährigen Augenzeugin Ischtar A.*, die die Entführung beobachtet hatte und dabei zwei Männer gesehen haben will, erklärt sich Kampusch mit einer Einbildung im Schockzustand: "Es kann sein, dass sich dieses Mädchen geirrt hat." Auch eine Art Liebesbeziehung mit Priklopil, für die es mehrere Hinweise gibt, wies sie von sich. "Es ist eigentlich richtig absurd. Das ist demütigend und beleidigend für mich", meinte sie zu dem Thema. Es sei auch nicht so, dass sie nicht geflohen sei, weil sie sich bei Priklopil wohler gefühlt hatte als in Freiheit. Es sei immer schlimm, gefangen zu sein. Die Frage, ob sie ein Kind habe, verneinte Natascha Kampusch ebenfalls. Eine im Verlies gefundene Haarlocke stamme nicht von einem Baby sondern von ihr selbst, da ihr Priklopil regelmässig den Kopf rasiert habe. Feurstein hakte nach und wollte wissen, warum sie denn bei der ersten Untersuchung durch einen Arzt nach ihrer Flucht habe wissen wollen, wie lange eine Schwangerschaft nachweisbar sei. Das habe sie nicht wegen sich selbst gefragt. "Es hat mich einfach interessiert, weil mich Biologie interessiert", begründete Kampusch. Zu Vorhaltungen, sie spare in ihren Berichten vieles aus, sagte Kampusch: "Ja, aber sehen Sie es doch so: Jeder hat ein Anrecht auf Privatsphäre, und ich muss nicht alles erzählen. Gewisse Dinge sind sehr persönlich und haben nicht mit dem Verbrechen zu tun." Den Gang an die Öffentlichkeit bereut Natascha Kampusch trotzdem nicht. "Ich wollte frei sein. Und das heisst für mich auch, dort sein zu müssen, wo ich sein möchte. Warum sollte ich mich verstecken oder eine andere Identität annehmen?" Sie habe verhindern wollen, dass jemand ihre Erlebnisse verfälsche. Der ORF-Journalist Feurstein, ein enger Vertrauter von Kampusch, nahm darauf Rücksicht. Viele Fragen wurden gar nicht erst gestellt. Offen bleibt etwa, warum sich Kampusch mehrmals widersprach und weshalb sie mehrere Fluchtmöglichkeiten nicht ergriffen hatte. Unklar ist zudem, warum nach der Flucht so getan wurde, als wäre sie jahrelang im Verlies gewesen, obwohl dies aktenkundig nicht so war. Der Sender sprach mehrfach von Verschwörungstheorien - dass diverse Fragen aber auch im österreichischen Parlament diskutiert werden, blieb nicht richtig erwähnt. Trotz allem Verständnis für den Schutz des Opfers werden angesichts der vielen Ungereimtheiten die Rufe immer lauter, die eine lückenlose Aufklärung fordern. Eine Gruppe österreichischer Politiker kämpft derzeit darum, dass der Fall neu aufgerollt wird. Der Entscheid dazu fällt Ende Monat.
Krone:
Ein vorab ausgestrahlter Teil des Interviews hatte bereits am Sonntagabend für eine emotionale Diskussion in der ORF- Sendung "Im Zentrum" gesorgt (siehe Infobox). Im Gespräch mit Feurstein zeigte sich die junge Frau sehr betroffen über Verschwörungstheorien, die immer wieder vorgebracht werden. So erzählte sie etwa, wie schwer es für sie sei, dass bezweifelt wird, dass Wolfgang Priklopil ein Einzeltäter war. Auch Behauptungen, dass sie nie die ganze Wahrheit erzählt habe, setzten ihr zu. Schwangerschaft: "Frage so nie gestellt" Zu den jüngst wieder aufgetauchten Spekulationen, sie sei bereits Mutter, äusserte sich Kampusch ebenfalls. Sie sei niemals schwanger gewesen. Bezüglich der Behauptung, sie habe bei ihrer ersten Einvernahme gefragt, ob eine Schwangerschaft nachzuweisen sei, sagte sie: "Dazu muss man sagen, dass ich diese Frage so nie gestellt habe. Es stimmt aber, dass ich mich erkundigt habe, weil ich mich für das Thema Biologie und auch den menschlichen Organismus interessiere... aber das hat nichts mit mir zu tun." Dass im Verlies Bücher zum Thema Schwangerschaft gefunden wurden, liegt Kampusch zufolge daran, dass sie von Priklopil Lesestoff bekommen habe. Dabei waren auch alte Sachen von "irgendwem" - unter anderem ein kleines Heftchen, wie man einen Säugling pflegt. Eine gefundene Haarlocke stamme nicht von einem Baby, sondern von ihr, fügte sie in dem Interview erklärend hinzu. Sie habe sich den Kopf rasieren müssen, damit man im Haus keine Haare finden konnte, wenn sie oben arbeitete. Gerüchte um Pädophilen- Ring und Pornovideos Auch die Gerüchte, sie würde einen Pädophilen- Ring decken, wies die junge Frau entschieden zurück: "Alle wissen, was mir passiert ist, dass ich achteinhalb Jahre gefangen war. Ich habe gesagt, was ich sagen konnte, was ich wusste. Ich würde so was nie tun. Ich würde nie verhindern, dass solche Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden, und würde alles daran setzen, dass das anderen Leuten nicht passiert." Mit einem eindeutigen "Nein" beantwortete Kampusch auch die Frage nach Pornovideos, über deren Existenz sich laut Feurstein ebenfalls hartnäckig Gerüchte halten würden. "Hierbei handelt es sich natürlich nur um eine weitere Fantasie, die diese angesprochene Theorie untermauern soll - mit diesem Kinderporno- Ring und der SM- Szene und dem allen. Da gehört natürlich auch ein Film dazu - in der Fantasie", so Kampusch. Liebesbeziehung mit Priklopil "völlig absurd" Gewisse Dinge seien jedoch sehr persönlich "und haben auch nicht wirklich etwas mit diesem Verbrechen zu tun und warum soll ich dann demütigende Sachen preisgeben", fragte Kampusch. "Völlig absurd" sei auch die Unterstellung einer Liebesbeziehung mit ihrem Peiniger. Bei der Vorstellung, dass es Menschen gebe, die solche Fantasien haben, "wird mir so richtig schlecht". Das sei demütigend und beleidigend.

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