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www.rhetorik.ch aktuell: (13. Feb, 2012)

Expertenzitate Collage

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der Spiegel hat Zitate von Experten genommen und damit eine lustige Collage gemacht. Wissenschaftler und Experten haben oft damit zu kämpfen, dass ihre Aussage aus dem Kontext genommen werden, oder misverstanden werden können. Experten müssen bildhaft oder Analogien sprechen, um zitiert zu werden. Aus dem Zusammenhang genommen kann das grotesk wirken. Hier ist der lustige Spiegel Remix:


Spiegel Guten Abend, wir begrüssen die geballte Krisenkompetenz aus diversen Hochschulen zu einem Gipfeltreffen. Zuletzt war an dieser Stelle viel von Wirtschaft die Rede, deshalb fangen wir ausnahmsweise einmal mit dem Klima an. Wie ist es um den Zustand der Welt bestellt, Herr Rahmstorf?
Rahmstorf: Wahrscheinlich wird auch bei zwei Grad Erwärmung der Meeresspiegel in den nächsten 200 Jahren so weit steigen, dass wir einige Inselstaaten und Küstenstädte aufgeben müssen.
Spiegel Dazu könnte auch Hamburg gehören, hier, dieses Studio. Wird es wirklich so schlimm?
Rahmstorf: Der Mensch heizt mit seinen Treibhausgasen das Klima immer weiter auf, daher schmilzt das Landeis immer rascher und der Meeresspiegel steigt immer schneller.
Spiegel Wenn das so weitergeht, dann heisst es ja wohl bald: Pack die Badehose ein! Sie widersprechen, Herr Latif?
Latif: Was in Zeiträumen von 300 bis 400 Jahren passiert, ist höchst umstritten. Derzeit hat die Erwärmung eine Pause eingelegt.
Spiegel Wir können uns also entspannen, weil der Untergang ins Wasser fällt?
Latif: Wir haben in der Vergangenheit vielleicht zu stark suggeriert, dass die Entwicklung in einer einfachen, geraden Linie immer weiter nach oben führt. Tatsächlich sind Phasen der Stagnation oder gar Abkühlung ganz normal.
Spiegel Stichwort Abkühlung, die erleben wir ja auch gerade in der Weltwirtschaft. Was lässt sich gegen die Schuldenkrise tun?
Sinn: Wir müssen jetzt den Geldhahn zudrehen. Sonst ist das der Weg in den Untergang Europas.
Spiegel Hilft das Prinzip schwäbische Hausfrau auch Griechenland? Dort beging man...
Sinn: ...eine grosse Party am Mittelmeerstrand. Erst einmal waren die Zinsen, die die Griechen zahlen mussten, wesentlich geringer als vor der Euro-Ära. Sodann haben sie sich hemmungslos verschuldet. Beides half, ein Schlaraffenland aufzubauen.
Bofinger: Höhere Defizite können sich lohnen. Wenn alle sparen wollen, schaffen sie es nicht. Denn wer sparen will, der braucht immer jemand anderen, der Schulden machen will.
Spiegel Hey, Big Spender... Immerhin lehren Sie und Herr Sinn dasselbe Fach. Warum sind die Wirtschaftswissenschaftler so uneins?
Baring: Ich glaube, dass unser Land tief gestört ist, weil die Traumatisierung durch das "Dritte Reich" nie verarbeitet werden konnte.
Spiegel Der Nationalsozialismus verunsichert uns noch immer?
Baring: Es war eine Folge von 68, dass man die gesamte deutsche Geschichte so interpretierte, als habe sie zwangsläufig zum Holocaust geführt. Das wurde irgendwann Allgemeingut.
Spiegel Also verunsichern uns die 68er? Was haben sie denn noch alles angerichtet?
Lauterbach: Grillen nach Urinstinkt, mit dem Grill von der Tanke, ist eine extrem ungesunde Art, ungesundes Fleisch zuzubereiten.
Spiegel Sie scheinen Ihre Rolle als Spassbremse zu geniessen, Herr Lauterbach. Warum predigen Sie ohne Unterlass, gesund zu leben?
Lauterbach: Wichtigstes Ziel ist die gerechte Kostenverteilung. Wir wollen, dass die Arbeitgeber wieder denselben Anteil an den Gesundheitskosten tragen wie die Arbeitnehmer.
Safranski: Das aus freiem Entschluss intendierte Böse ist der finstere Zwillingsbruder des aus freiem Entschluss intendierten Guten.
Spiegel Danke für den leicht verständlichen Tiefgang, Herr Safranski. Doch wie lassen sich solche Weisheiten auf aktuelle Probleme übertragen?
Sloterdijk: Da wir nun in einer Kultur der immer weiter gehenden Eintauchverhältnisse uns bewegen, ist es unausweichlich, dass die 3-D-Zivilisation in dieser Richtung auch die Menschen weiter erfassen wird.
Spiegel Sie sprechen in Rätseln. Was ist Ihre Diagnose?
Sloterdijk: Als Zeitdiagnostiker ist es mein Beruf, in den Eingeweiden des Zeitgeistes zu lesen. Man weiss nie wirklich, woran man mit dem deutschen Feuilleton ist.
Meckel: Wer einmal im Hamsterrad ist, der kommt kaum wieder da raus.
Spiegel Sie haben ein Buch geschrieben, das wir wie vereinbart in die Kamera halten, es heisst "Brief an mein Leben - Erfahrungen mit einem Burnout". Wie kam es zu Ihrer persönlichen Krise?
Meckel: Mein Grundproblem war, dass ich zwischen Arbeit und Ausspannen nie wirklich eine Grenze gezogen habe, weil die Übergänge fliessend waren.
Langguth: Ein Spitzenpolitiker muss Schrammen haben, muss durch Stahlgewitter gegangen sein. Das erdet ihn, das macht ihn menschlicher.
Spiegel Über die Politik hatten wir in der Tat noch nicht gesprochen. Was zeichnet einen guten Politiker aus?
Falter: Steinbrück kommt in den Medien besonders gut an, weil er auch gern mal einige Attacken ohne Rücksicht auf Verluste reitet.
Spiegel So wie Sie selbst?
Falter: Man muss für den Deutschlandfunk sechs bis acht Minuten reden können, aber auch in der Lage sein, für RTL in 40 Sekunden etwas zu sagen.
Spiegel Welchen Anteil haben die Medien an der allgegenwärtigen Krisenstimmung?
Bolz: Wenn es dem ZDF ernst wäre mit seinem Bildungsauftrag, müsste es völlig auf Shows wie "Wetten, dass...?" verzichten.
Spiegel Eine bessere Welt ohne Fernsehshows?
Pfeiffer: Jugendgewalt ist ein Eisberg. Man sieht nur die Spitze.
Spiegel Was also tun?
Pfeiffer: Computer müssen raus aus den Kinderzimmern.
Kemfert: Die deutsche Wirtschaft kann wie keine andere vom Boom der grünen Branchen profitieren.
Raffelhüschen: Würden die Deutschen auch nur halb so viel Zeit für ihre Altersvorsorge aufbringen wie fürs Fussballschauen, wäre viel gewonnen.
Spiegel Meine Damen und Herren, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Moderation: Jan Friedmann. In der Reihenfolge ihres Auftretens: Stefan Rahmstorf , 51, Professor für Physik der Ozeanean der Universität Potsdam; Mojib Latif, 57, Professor am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel Hans-Werner Sinn , 63, Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der LMU München und Präsident des Ifo-Instituts Peter Bofinger , 57, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Arnulf Baring , 79, emeritierter Professor für Zeitgeschichte an der FU Berlin Karl Lauterbach , 48, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Köln und SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag Rüdiger Safranski , 66, ehemals wissenschaftlicher Assistent in Germanistik an der FU Berlin Peter Sloterdijk , 64, Professor für Philosophie und Medientheorie, Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe Miriam Meckel, 44, Professorin für Unternehmenskommunikation an der Universität St. Gallen Gerd Langguth , 65, Honorarprofessor für Politische Wissenschaft an der Universität Bonn und Autor mehrerer grosser Politiker-Biografien Jürgen Falter, 67, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Mainz Norbert Bolz, 58, Professor für Sprache und Kommunikationan der TU Berlin Christian Pfeiffer , 67, emeritierter Professor für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Universität Hannover und Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen Claudia Kemfert, 43, Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance in Berlin Bernd Raffelhüschen, 54, Professor für Finanzwirtschaftan der Universität Freiburg.

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