Die US Version von Wikipedia bleibt heute schwarz.
Das Online Lexikon ist für einen Tag vom Netz
aus Protest gegen SOPA (Stop Online Piracy Act) und PIPA (Protect IP Act),
geplante US-Gesetz zu Netzsperren. Auch andere Seiten wie
Boingboing oder
Twitpic.com
haben sich angeschlossen. Google zeigt ein zensiertes Banner.
Kritiker der SOPA/PIPA Pläne befürchten eine Zensur des Netzes sowie auch eine reduzierte
Robustheit des Internets. Das Gesetz sieht vor, den Zugang auch zu
ausländischen Webseiten zu sperren mit dem Ziel, dass Piratenseiten, die Raubkopien
anbieten, nicht mehr sichtbar sind.
SOPA Kritiker befürchten, dass die Mittel zur Blockade von Websites auch
erlaube, unliebsame Seiten zu zensieren, die keiner Urheberrechtsverletzungen
schuldig sind. Auch führe dies zu Sicherheitsproblemen.
Auch erlaube die Technologie die Einrichtung von Blockaden
wie in China oder Syrien.
Medienrhetorisch ist die Geschichte interessant, weil das Thema SOPA und PIPA
in den USA kaum von den Medien je aufgegriffen wurde, jetzt aber durch die Onlineproteste
fast dazu gezwungen werden.
Der
"Register" meldet am 7. Januar, dass MSNBC,FOX,ABC,CS,NBS seit 1. Oktober keine einzigen
Meldung darüber gebracht haben, CNN eine einzige. Als Grund wird vermutet, dass diese Kabelsender
von Firmen betrieben werden, die hinter SOPA stehen. So gehört der Sender ABC der Firma "Walt Disney".
Eric Boehlert von "Media Matters" sieht folgenden Grund, dass in den USA Journalisten wenig
motiviert sind, die Sache aufzugreifen:
"Menschen sind klug, wenn es um ihre Karrieren geht.
Über eine solche Geschichte zu berichten, würde
bei der Mutterfirma nicht gut ankommen."
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Die Geldsummen, die Politiker von SOPA/PIPA Befürworten, sind enorm. Selbst Industriegiganten
wie Google oder Microsoft, die die Politiker seinerseits mit Geld zu überzeugen wollen, das Gesetz
nicht zu verabschieden, haben dagegen wenig Chance. Der Spiegel zeigt 5 Probleme mit den vorgeschlagenen
Gesetzen auf, die Kritiker aufführen:
- Potentielle Zensurmöglichkeiten wie in diktatorischen Regimes.
- Soziale Netzwerke oder Mitmach plattformen werden zum Minenfeld
- Ordentliche juristische Verfahren werden ausgehebelt.
- Normale Internetnutzung könnnte kriminalisiert werden
- Die Filterung gefärdet die Internetarchitektur
Die Protestaktion hat ein Medienecho bewirkt. Selbst die "Main stream media" haben darüber
berichten müssen, wie CNN.
Nachtrag vom 19. Januar:
Ars Technica
meldet, dass die Unterstützung ür eines der vorgeschlagenen Gesetze im Senat an Unterstütung verliert.
Washington Post.
Heise.
18 Senatoren im US-Senat stellen sich gegen "Stop Online Piracy Act" (SOPA),
und den "Protect IP Act" (PIPA). Damit zeigt der Protest von vielen
grossen und kleinen Seiten gegen diese Gesetzesvorhaben in den USA erste
Erfolge. Sieben der Senatoren, die laut Ars Technica ihre Unterstützung
zurückzogen, hatten das Gesetz mit eingebracht.
Damit wackele das Gesetz nach Einschätzungen von Aktivisten, aber es
falle noch nicht: Die republikanischen Abgeordneten, die ihre Unterstützung
zurückzogen, wollten das Gesetz lediglich überarbeitet sehen.
Die New York Times spricht von einem "Politischen Erwachsenwerden"
der Internetindustrie.