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www.rhetorik.ch aktuell: (15. Jan, 2012)

Schiffskatastrophe in der Toskana

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Kapitaen In der Nähe der Toskana, ist das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" auf Grund gelaufen. Im Moment wird das Krisenmanagement kritisiert. Gegen den Kapitän wird ermittelt. Er soll das sinkende Schiff verlassen haben, als noch Menschen an Bord waren. Auch Schweizer werden noch vermisst.

Spiegel:


4229 Menschen waren an Bord der "Costa Concordia", darunter 566 Deutsche, als das Kreuzfahrtschiff am Freitagabend vor der italienischen Küste in der Nähe der Insel Giglio vermutlich einen Felsen rammte und havarierte. Drei Menschen starben bei dem Unglück: Es handelt sich um zwei französische Touristen und ein peruanisches Besatzungsmitglied. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete, seien die drei Leichen identifiziert. Die Männer seien wahrscheinlich ertrunken. Der Präfekt von Grosseto, Giuseppe Linardi, sprach am Samstagnachmittag von rund 70 Vermissten. Später erklärte er, die Zahl werde ständig aktualisiert und sinke. In der Nacht von Samstag auf Sonntag meldete das italienische Staatsfernsehen, an Bord des gekenterten Schiffes seien noch zwei Menschen lebend gefunden worden. Mehr als 24 Stunden nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes gelang es laut Ansa einem Sondereinsatzkommando der Feuerwehr, den Mann und die Frau zu retten. Dem asiatischen Paar gehe es nach erstem Eindruck den Umständen entsprechend gut, hiess es. Rettungskräfte setzten ihre Suche nach Überlebenden in der Nacht fort. Passagiere sagten in mehreren Interviews zum Unfallhergang, an Bord sei Panik ausgebrochen, die Rettung sei viel zu spät eingeleitet worden und chaotisch gewesen. Viele sprangen ins kalte Wasser, um die nahe Küste schwimmend zu erreichen. Rettungsmannschaften berichteten, sie hätten bis zu 150 Menschen aus dem Meer geholt und an Land gebracht. Zudem klagten Passagieren, es habe so gewirkt, als sei die Besatzung für Rettungsaktionen nicht richtig ausgebildet. Von den mehr als 4000 Menschen, die an Land gebrachten wurden, sind 67 bei der Havarie verletzt worden oder müssen zumindest medizinisch beobachtet werden. Einige litten an Unterkühlung oder Brüchen, hiess es. Bisher gibt es keine Hinweise, dass Deutsche unter den Opfern sind. Das teilten sowohl das Auswärtige Amt in Berlin als auch der Sprecher des Veranstalters Costa Kreuzfahrten, Werner Claasen, am Samstag mit. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte in Berlin, die Deutsche Botschaft in Italien habe einen Krisenstab eingerichtet.


Nachtrag vom 19. Januar, 2012

Der Kapitän des Schiffes, der kurzfristig in Untersuchungshaft war, ist jetzt unter Hausarrest. Bislang wurden elf Tote geborgen und mehr als 20 werden vermisst. Tagi.
Die Sucharbeiten waren am Mittwochmorgen ausgesetzt worden. Messungen zufolge hatte sich das Schiff bewegt und drohte von den Felsen zu rutschen, auf denen es derzeit ruht. Auch das Abpumpen des gefährlichen Treibstoffs in den Tanks des Schiffes konnte aufgrund der instabilen Lage noch nicht beginnen. Der Kapitän der Costa Concordia, dem schwere Versäumnisse zur Last gelegt werden, wurde nach Angaben seines Anwalts aus der Untersuchungshaft entlassen und unter Hausarrest gestellt. Francesco Schettino war unbefugt vom Kurs des Kreuzfahrtschiffes abgewichen und zu nah an die Küste der Insel Giglio gefahren. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Schettino des Totschlags und wirft ihm vor, eine Havarie verursacht zu haben sowie sein Schiff verlassen zu haben, bevor alle Passagiere in Sicherheit gebracht wurden. Allein für den letztgenannten Vorwurf drohen Schettino bis zu zwölf Jahre Haft. Medienberichten zufolge kehrte Schettino in sein Haus nahe Neapel zurück. Die Entlassung aus Untersuchungshaft sei gerechtfertigt, da keine Fluchtgefahr bestehe, erklärte der Anwalt des Kapitäns, Bruno Leporatti, heute, vor Journalisten in Grosseto. Er verwies darauf, dass Schettino die Evakuierungsaktion vom Ufer aus koordiniert habe. "Er hat sich nicht abgesetzt." Der Kapitän sei erschüttert, sagte Leporatti. Ein aufgezeichnetes Gespräch mit der Küstenwache belastet den Kapitän jedoch stark: Demnach war er bereits in einem Rettungsboot, als die Evakuierung noch in vollem Gange war, und kam dem Befehl nicht nach, auf das Schiff zurückzukehren, um die Rettungsarbeiten zu leiten. In dem Gespräch bestritt Schettino, dass Schiff verlassen zu haben. "Ich habe kein Schiff mit 100 Personen an Bord verlassen. Das Schiff hat plötzlich Schlagseite erlitten und wir wurden ins Wasser geschleudert", sagte Schettino einem von der Tageszeitung "Corriere della Sera" heute veröffentlichen Protokoll zufolge. Nach einer ersten Vernehmung des Kapitäns äusserte eine Untersuchungsrichterin eine vernichtende Kritik. Francesco Schettino habe ein unbesonnenes Manöver durchgeführt, als er der Insel Giglio viel zu nah gekommen sei, teilte das Gericht in Grosseto mit. Der Kapitän habe den Schaden am Schiff nach der Kollision mit einem Felsen unterschätzt. Als Schettino den Luxuskreuzer verlassen hatte, habe er keinen ernsthaften Versuch unternommen, wieder in die Nähe der Costa Concordia zu kommen. Weil keine Fluchtgefahr bestehe, wurde der Kapitän unter Hausarrest gestellt. Die Staatsanwaltschaft will dagegen Einspruch einlegen. Kapitän Schettino selbst hatte vor Gericht Fehler eingeräumt, als er die Insel in einem ausserplanmässigen Schwenk ansteuerte. "Es ist etwas schief gelaufen", zitierte ihn der "Corriere della Sera". "Ich bin auf Sicht gefahren, denn ich kannte den Meeresboden." Er sei die Route "schon drei- oder viermal abfahren, aber dieser Felsen hat mich überrascht", sagte Schettino. In seiner Vernehmung hatte Schettino gestern angegeben, er sei beim Versuch, ein Rettungsboot flottzumachen, in das Boot gefallen und habe wegen der Schräglage der Costa Concordia nicht an Bord zurückkehren können. Dem Kapitän wird mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen. Ein Gesprächsprotokoll belegt völlig chaotische Rettungsmassnahmen. Dem 52-Jährigen drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Naturschützer fürchten eine Katastrophe, wenn der Treibstoff ins Meer fliessen sollte. Die Unglücksstelle liegt mitten im Pelagos- Meeresschutzgebiet, dem wichtigsten Walschutzgebiet im Mittelmeer. Auf Versicherer kommen Schäden in Millionenhöhe zu. Der weltgrösste Rückversicherer Munich Re erwartet Belastungen im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Die genaue Schadenssumme lasse sich noch nicht beziffern. Neben den Kosten für das zerstörte Schiff kommen Belastungen aus Haftpflichtansprüchen der Passagiere und der Crew sowie aus der Bergung des Wracks hinzu. Darüber hinaus können Kosten aus möglichen Umwelthaftpflichtansprüchen entstehen - etwa für den Fall, dass Öl oder Schiffsdiesel austritt. In Versicherungskreisen wird laut "Financial Times Deutschland" davon ausgegangen, dass der Schaden insgesamt eine halbe Milliarde Euro leicht überschreiten könne. Die Costa Concordia war 2006 für 450 Millionen Euro gebaut worden. Das Abpumpen von Öl aus den Tanks des Schiffs wird voraussichtlich mehrere Wochen dauern. Nach Angaben der Reederei sollen mindestens 1900 Tonnen Treibstoff an Bord sein, darunter Schweröl, sagte eine Sprecherin des Havariekommandos in Cuxhaven. Nach italienischen Quellen sind noch 2380 Tonnen Dieselölgemisch an Bord, über die Menge von Schweröl ist offiziell nichts bekannt.
Quelle



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